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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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deren Zustimmung anzutasten. Endlich ließ er auch den Fleischer der »Endeavour«, der die Frau eines hervorragenden Häuptlings mit dem Tode bedroht hatte, an den Mast binden und mit Tauenden auspeitschen. Diese Maßregeln trugen dazu bei, den peinlichen Eindruck jenes traurigen Vorfalles zu verwischen, so daß die freundschaftlichen Beziehungen keine weitere Störung erlitten.
    Jetzt näherte sich nun der Zeitpunkt zur Ausführung des vornehmsten Zweckes der Reise. Cook traf sofort seine Maßnahmen in Uebereinstimmung mit den empfangenen Instructionen. So sandte er einen Theil der Beobachter mit Joseph Banks nach Eimeo, einer Insel in der Nachbarschaft. Vier Andere suchten sich einen geeigneten, von dem Fort hinreichend entfernten Standpunkt aus, während Cook in dem letzteren selbst, das auch den Namen »Venusspitze« behalten hat, den Vorübergang des Planeten abzuwarten beschloß. Die dem Beobachtungstage vorhergehende Nacht verlief in der Befürchtung, daß die Witterung sich ungünstig gestalten könne, am 3. Juli leuchtete aber die Sonne vom Morgen ab in hellstem Glanze, und während des ganzen Tages hinderte kein Wölkchen die Wahrnehmung der seltenen Himmelserscheinung.
    »Die Beobachtung war für die Astronomen im höchsten Grade anstrengend, sagt W. de Fonveille in einem Artikel der ›Natur‹ vom 28. März 1874, denn sie begann um 9 Uhr 21 Minuten des Morgens und dauerte bis 3 Uhr 10 Minuten Nachmittags, fiel also in die Tageszeit der drückendsten Hitze. Das Thermometer zeigte bis 120° Fahrenheit (fast gleich 49° Celsius!). Cook berichtet, und das erscheint sehr glaublich, daß er sich selbst über das Ende seiner Beobachtung nicht mehr recht klar gewesen sei. Unter derartigen thermometrischen Verhältnissen büßt eben der Menschenorganismus, diese bewundernswerthe Maschine, seine Leistungsfähigkeit gar zu leicht ein.«
    Bei der Berührung des äußeren Sonnenrandes verlängerte sich scheinbar die Scheibe der Venus, so als würde diese von dem mächtigen Gestirne angezogen; es bildete sich ein dunkler Punkt oder ein nur etwas helleres Ligament als der Kern des Planeten. »Alles in Allem, sagt Cook, gelang die Lösung unserer Aufgabe gleich gut im Fort wie im Osten der Insel. Vom Aufgange der Sonne bis zu deren Untergange schwebte nicht ein einziges Wölkchen am Himmel, und wir Alle, Green, Doctor Solander und ich beobachteten den ganzen Venus-Durchgang unbehindert. Green’s Teleskop war ebenso stark wie das meinige, das des Doctor Solander noch etwas größer. Wir Alle bemerkten rings um den Planeten eine Atmosphäre oder leuchtende Nebelhülle, welche die Bestimmung der genauen Berührungszeit schon am äußeren, vorzüglich aber am inneren Rande etwas beeinträchtigte, wodurch unsere Beobachtungen mehr, als man erwarten sollte, von einander abwichen.«
    Während sich nun Officiere und Gelehrte mit dieser hochwichtigen Aufgabe beschäftigten, drangen einige Leute der Besatzung in das Waarenmagazin ein und stahlen daraus etwa einen Centner Nägel. Sie begingen damit eine sträfliche Unbedachtsamkeit, welche für die ganze Expedition von den schlimmsten Folgen sein konnte. Gerade diesen, von den Eingebornen fast am lebhaftesten begehrten Tauschartikel gab es am Markte nun plötzlich in so großer Menge, daß jene dadurch leicht zu weit höheren Forderungen verleitet werden konnten. Einer der Diebe, bei dem man freilich nur noch siebenzig Stück Nägel vorfand, ward zwar entdeckt, aber trotz der ihm zudictirten vierundzwanzig Hiebe wollte er seine Mitschuldigen nicht verrathen.
    Aehnliche Fälle ereigneten sich noch mehrfach, das gute Einvernehmen erlitt indessen keine besondere Einbuße. Die Officiere konnten unbehelligt wiederholte Ausflüge nach dem Innern der Insel unternehmen, um sich über die Sitten der Bewohner zu unterrichten und wissenschaftliche Untersuchungen anzustellen.
    Bei Gelegenheit einer solchen Excursion begegnete Banks einer Gesellschaft wandernder Musikanten und improvisirender Sänger. Er bemerkte voll Verwunderung, daß der Inhalt ihrer Lieder sich auf die Ankunft der Engländer und auf einige Ereignisse während des Aufenthaltes derselben bezog. Banks folgte dem Flusse, der bei Matavaï in’s Meer einmündete, möglichst weit stromaufwärts und entdeckte dabei mehrfache Spuren eines längst erloschenen Vulkans. Er verstreute und vertheilte an die Eingebornen eine Menge Samen von Küchengewächsen, z.B. von Wassermelonen, Orangen, Limonen u.s.w., und ließ außerdem auch in

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