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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Erdboden fehlte. Er benutzte die guten Verhältnisse, die sich hier mit den Eingebornen entwickelten, sich zu erkundigen, ob diese jemals schon ein ähnliches Fahrzeug wie die »Endeavour« gesehen hätten, überzeugte sich aber, daß man hier von Tasman nicht das Geringste wußte, obwohl dessen Bai der Mörder von seinem eigenen Ankerplatze nur fünfzehn Meilen entfernt lag.
    In einem Korbe der Seeländer fand man auch einmal zwei abgenagte Knochen. Von einem Hunde schienen sie nicht herzurühren und bei näherer Betrachtung erwiesen sich dieselben als menschliche Ueberreste. Die darum befragten Eingebornen gaben auch ohne Scheu die Antwort, daß sie ihre Feinde meist zu verzehren pflegten. Einige Tage später brachten sie sogar sieben Menschenköpfe mit an Bord der »Endeavour«, an denen noch Haare und Fleisch festsaßen, woraus sie aber das, für einen besonderen Leckerbissen gehaltene Gehirn schon entfernt hatten. Das Fleisch war weich und durch irgend ein Mittel offenbar gegen die Fäulniß geschützt worden, denn es verbreitete noch keinen widerlichen Geruch. Banks konnte einen solchen Kopf nur mit Mühe käuflich erwerben, vermochte aber den Greis, der jene mitgebracht hatte, auf keine Weise zur Abtretung eines zweiten zu bewegen, wahrscheinlich weil die Neuseeländer dieselben als eine Trophäe und einen Beweis ihrer Tapferkeit ansehen.
    Die nächstfolgenden Tage verbrachte man mit der Besichtigung der Umgebung und mit verschiedenen Spaziergängen Bei einem solchen Ausfluge bestieg Cook einen höheren Hügel und konnte von demselben aus sowohl den ganzen, von ihm so benannten »Königin Charlotten-Kanal« überblicken, als auch die jenseitige Küste, deren Entfernung er auf vier Meilen schätzte. Der Nebel verhinderte, dieselbe nach Südosten weiterhin zu erkennen. Er hatte aber genug gesehen, um zu der Ueberzeugung zu gelangen, daß dort die große Insel, welche er fast vollständig umschifft hatte, endigte. Es blieb ihm nun also die Erforschung der weiter im Süden gelegenen Insel übrig. Er wollte eine solche auch ausführen, sobald er sich mittelst Durchschiffung des Königin Charlotten-Kanals überzeugt hätte, daß derselbe wirklich eine Meerenge sei.
    In der Nähe fand Cook auch Gelegenheit, einen »I-pah« zu besuchen. Auf einem kleinen Holme oder einem schwer zu ersteigenden Felsen errichtet, stellt ein I-pah nichts Anderes als ein befestigtes Dorf dar.
    Meist haben die Eingebornen den natürlichen Schwierigkeiten noch künstliche Hindernisse hinzugefügt, welche den Zugang noch gefährlicher machen. Mehrere solche, von den Engländern besuchte Anlagen waren von einem zweifachen Graben mit Brustwehr und doppelten Palissaden umschlossen. Der zweite Graben hatte nicht weniger als vierundzwanzig Faß Tiefe. Innerhalb der engeren Palissade erhob sich eine gegen vierzig Fuß lange und sechs Fuß breite Plattform auf etwa zwanzig Fuß hohen, starken Holzpfeilern. Hier nahmen die Vertheidiger des Ortes Stellung und konnten etwa andrängende Feinde leicht mit den, für diesen Fall in großen Mengen aufgehäuften Wurflanzen und Steinen überschütten. Diese Befestigungen sind für die Eingebornen so gut wie uneinnehmbar, wenn sie die Besatzung derselben nicht durch andauernde Umzingelung zur Ergebung zwingen.
    »Es erscheint wunderbar, bemerkt Cook, daß Leute, deren Scharfblick und Sorgfalt hinreichten, fast ohne Werkzeuge derartige zur Vertheidigung so zweckmäßig angelegte Werke zu errichten, nicht darauf verfielen, sich außer der mit der Hand geschleuderten Lanze irgend eine andere in der Ferne wirkende Waffe herzustellen.
     

    Tahitischer Flötenspieler. [Facsimile. Alter Kupferstich.]
     
    Sie kennen jedoch weder den Bogen, um einen Pfeil abzuschießen, noch die Schleuder, um einen Stein zu werfen, was um so mehr auffallen muß, als die Erfindung der Schleuder, der Bogen und Pfeile doch weit einfacher erscheint als die der Festungswerke, welche diese Völker erbauten, während man jene beiden Waffen fast in allen Theilen der Erde und selbst bei den wildesten Völkerschaften antrifft.«
     

    Ein
Fia-soka
[Facsimile. Alter Kupferstich.]
     
    Am 6. Februar verließ Cook die Bai und segelte nach Osten in der Hoffnung, vor der zurückkehrenden Fluth leicht in den Eingang zur Meerenge einfahren zu können. Um 7 Uhr Abends wurde das Schiff von einer heftigen Strömung bis in die Nähe einer kleinen Insel außerhalb des Caps Koamaroo verschlagen. Hier erhoben sich sehr spitzige Felsen aus dem Meeresgrunde.

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