Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Land. Er traf jenen, der ihm mit so großem Gefolge entgegenkam, und erkannte ihn sofort wieder, da er den König schon im Jahre 1769 wiederholt gesehen hatte.
Derselbe nannte sich als Kind damals Te-Arne, hatte nach seines Vaters Tode aber den Namen Waheatua angenommen. Er ließ den Kapitän auf seinem eigenen Sessel Platz nehmen und erkundigte sich angelegentlich nach mehreren Engländern, die er bei Gelegenheit der früheren Erdumsegelung kennen gelernt hatte.
O-Too, König von Tahiti. [Facsimile. Alter Kupferstich.] (S. 187.)
Cook beschenkte ihn nach der gewöhnlichen Begrüßung mit einem Hemd, einer Axt, mit Nägeln und anderen Kleinigkeiten; von allen diesen Gaben fand aber bei der Königin sowohl, wie bei den Eingebornen, welche ihrer Bewunderung durch lautes Freudengeschrei Luft machten, ein über Messingdraht angeordnetes Büschel rother Federn die hervorragendste Anerkennung.
Waheatua, der König von Klein-Tahiti, mochte jetzt siebzehn bis achtzehn Jahre zählen. Groß und wohlgestaltet, hätte er, ohne einen, sein Gesicht entstellenden Zug von Furcht und Mißtrauen, recht wohl ein wirklich majestätisches Aussehen haben können. Seine nächste Umgebung bildeten mehrere Häuptlinge und Vornehme des Landes, die sich Alle durch besondere Größe, ein mit auffallenden Tätowirungen versehener unter ihnen, auch durch ungeheure Wohlbeleibtheit auszeichneten. Der König bewies diesem die achtungsvollste Ehrerbietung und befragte ihn jeden Augenblick. Cook hörte dabei, daß ein spanisches Schiff mehrere Monate vor ihm bei Tahiti gelegen hatte, und erfuhr später, daß es das von Callao kommende Fahrzeug Buenecheaus’ gewesen war.
Während sich Etee, des Königs Vertrauter, mit einigen englischen Officieren über religiöse Gegenstände unterhielt und sie fragte, ob man bei ihnen auch einen Gott habe, vertrieb sich der König die Zeit mit Betrachtung der Uhr des Commandanten. Ganz erstaunt über das Geräusch, das man in derselben hörte, was er mit den Worten: »Sie spricht!« bezeichnete, fragte er auch, wozu sie wohl diente. Man erklärte ihm, daß sie die Zeit bestimme und hierin etwa der Sonne gliche; Waheatua gab ihr sofort den Namen »die kleine Sonne«, um anzudeuten, daß er die Erklärung verstanden habe.
Am 24. gingen die Schiffe, begleitet von vielen, mit Cocosnüssen und Früchten beladenen Piroguen wieder unter Segel. Statt diese letzte Gelegenheit zur Erwerbung europäischer Waaren habgierig auszunutzen, verschleuderten die Eingebornen vielmehr ihre Erzeugnisse erstaunlich billig. So konnte man z.B. ein Dutzend der schönsten Cocosnüsse für eine einzige Glasperle erhalten. Dieser Ueberfluß an frischer Nahrung stellte die etwas wankende Gesundheit der Seeleute bald wieder her, und viele Matrosen, welche sich bei der Ankunft in Osnabrugh kaum fortschleppen konnten, bewegten sich bei der Abfahrt ohne jede Beschwerde.
Am 26. erreichten die »Resolution« und die »Aventure« den Hafen von Matavaï. Bald sammelte sich an Bord eine große Menge Tahitier. Die Meisten kannte der Kapitän schon, des wärmsten Empfanges erfreute sich indeß Lieutenant Pickersgill, der Wallis im Jahre 1767, und zwei Jahre später auch Cook begleitet hatte.
Cook ließ zunächst für die Kranken, die Böttcher und die Segelmacher Zelte errichten; dann fuhr er mit Kapitän Furneaux und den beiden Forster’s nach Oparee ab. Bald kam das Boot an einem Moral aus Steinen und einem schon unter dem Namen Moraï Tootahah’s bekannten Grabmale vorüber. Als Cook dasselbe ebenso nannte, unterbrach ihn ein Eingeborner mit den Worten, daß man dasselbe seit Tootahah’s Tode den Moraï O-Too’s nenne.
»Eine wohl angebrachte Lection für Fürsten, die man damit schon bei Lebzeiten daran erinnert, daß sie ebenfalls sterblich sind, und auch das Stückchen Land, welches ihr Leichnam braucht, ihnen nicht mehr gehört. Der Häuptling nebst seiner Frau legten beim Vorüberfahren die Kleidung von den Schultern ab, als Zeichen der Ehrfurcht der Urbewohner jedes Standes vor einem Moral, der bei Allen im Geruche besonderer Heiligkeit steht.«
Cook wurde beim Könige O-Too bald vorgelassen. Nach einigen Ehrenbezeugungen bot er ihm Alles an, was er in dessen Augen für werthvoll hielt, da es ihm nützlich schien, die Freundschaft dieses Mannes zu gewinnen, von dem jedes Wort für die Furchtsamkeit seines Charakters zeugte. Groß und gut gewachsen, mochte der König etwa dreißig Jahre alt sein. Er erkundigte sich nach Tupia
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