Die grünen Teufel vom Mars
hier zu bleiben beabsichtigten. Seit ihrer Ankunft lautet die Antwort, sofern sie überhaupt zu antworten geruhen, auf die Frage, wann sie heimzukehren oder wie lange sie zu bleiben gedächten, wörtlich oder dem Sinne nach, daß uns das ,nichts anginge’. Hoffnung ist das einzige, was ein Überleben für die meisten von uns als wünschenswert erscheinen läßt, die Hoffnung darauf, daß die Martier eines Tages, ob schon morgen oder erst in zehn Jahren, verschwinden und wir sie nie wiedersehen werden. Die bloße Tatsache, daß ihr Kommen so plötzlich und unerwartet erfolgte, läßt die Möglichkeit offen, daß sie ebenso plötzlich und unerwartet verschwinden werden. Wenn die Martier lügen könnten, so ist es unmöglich, zu glauben, daß sie uns nicht sagen würden, sie beabsichtigten, ihren ständigen Wohnsitz unter uns zu nehmen. Deshalb können sie nicht lügen. Und aus dieser einfachen Logik ergibt sich der willkommene Folgesatz, daß, wie sie offensichtlich wissen, ihr hiesiger Aufenthalt nicht von Dauer ist. Wäre er es, so brauchten sie nicht zu lügen, um uns noch tiefer in Ungl – “
Ganz dicht an Dr. Snyders rechtem Ohr erklang ein schrilles Auflachen. Er fuhr zusammen, drehte sich aber nicht um, da er wußte, daß ihm sonst das Gesicht des Martiers unerträglich nahe kommen würde.
„Sehr schlau, Mack, sehr gelehrt. Und gewunden wie eine Wendeltreppe.“
„Es ist völlig logisch“, sagte Dr. Snyder. „Es ist absolut bewiesen. Ihr könnt nicht lügen.“
„Ich kann“, sagte der Martier. „Vielleicht bringst du das einmal mit deiner Logik in Einklang, Mack.“
Dr. Snyder versuchte, es mit seiner Logik in Einklang zu bringen und stöhnte. Wenn ein Martier behauptete, er könnte lügen, dann sagte er entweder die Wahrheit, oder er log wirklich und –
Wieder ein schrilles Auflachen dicht an seinem Ohr.
Und dann Stille, in welcher Dr. Snyder den Bogen aus der Maschine spannte und in kleine Fetzen zerriß. Er warf sie in den Papierkorb und vergrub danach den Kopf in seinen Händen.
„Dr. Snyder, ist Ihnen nicht wohl?“ erklang Margies Stimme.
„Es ist weiter nichts, Margie.“ Er blickte auf und versuchte, gefaßt auszusehen; mit Erfolg, wie es schien, da sie ihm nichts anmerkte.
„Mir taten die Augen weh“, erklärte er. „Ich habe sie nur einen Augenblick ausgeruht.“
„Oh. Ich wollte Ihnen nur sagen, daß ich das Manuskript eingesteckt habe. Dabei ist es erst vier Uhr. Ist wirklich nichts mehr zu erledigen, ehe ich Feierabend mache?“
„Nein. Doch, ja. Sie könnten George Bescheid sagen, daß er das Schloß an Lukes Tür auswechseln soll. Ich meine, daß er ein gewöhnliches anbringen soll.“
„Gut. Sind Sie fertig mit Ihrer Abhandlung?“
„Ja“, sagte er. „Ich bin fertig mit meiner Abhandlung.“
„Freut mich. Dann gehe ich jetzt und sehe zu, daß ich George finde.“ Er hörte das Klappern ihrer Absätze auf den Stufen, die zur Hausmeisterwohnung im Souterrain führten.
Er erhob sich, fast ohne Kraftanstrengung. Er fühlte sich furchtbar müde, furchtbar entmutigt, furchtbar leer. Er brauchte Ruhe, Schlaf. Wenn er sich hinlegte und das Abendessen oder die Zellenversammlung verschlief, so spielte das keine Rolle. Er brauchte Schlaf dringender als Essen oder nichtige Argumente mit Kollegen.
Er schleppte sich mühsam die läuferbelegte Treppe zum zweiten Stock hinauf.
Blieb vor Lukes Tür stehen und starrte darauf. Ein Schwein hat der Kerl, dachte er. Sitzt da drin und denkt nach oder liest. Und merkt nicht einmal etwas davon, falls Martier in der Nähe sein sollten. Unfähig sie zu sehen oder zu hören.
Vollkommen glücklich, vollkommen ausgeglichen. Wer war eigentlich verrückt, Luke oder alle anderen?
Und obendrein hatte er noch Margie.
Zum Teufel mit ihm! Man sollte ihn den Wölfen vorwerfen, den anderen Psychiatern, und sie mit ihm herumexperimentieren lassen; entweder würden sie ihn heilen und ihn genau so elend machen, wie es alle anderen Leute waren, oder ihn völlig in den Irrsinn treiben.
Er begab sich in das Zimmer, das er benützte, wenn er keine Lust hatte, heim nach Signal Hill zu gehen, und schloß die Tür. Nahm den Hörer ab und rief seine Frau an.
„Ich werde heute Abend wahrscheinlich nicht nach Hause kommen, Liebling“, sagte er. „Nur damit du Bescheid weißt und dich mit dem Essen einrichtest.“
„Ist etwas passiert, Ellicott?“
„Ich bin nur furchtbar abgespannt und möchte mich ein Weilchen hinlegen, und wenn ich
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