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Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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ausgesandt, um ihn in den Palast zu holen, weil du die einzige warst, der ich die Erfüllung dieser Aufgabe anvertrauen konnte. Ich kannte deinen Mut und deine Seele, und ich wußte, daß du keine Schwester der Finsternis bist.
    Bestimmt fragst du dich jetzt, wie ich zulassen konnte, daß du mehr als zwanzig Jahre nach ihm suchtest, wo ich doch die ganze Zeit seinen Aufenthaltsort kannte. Ich hätte auch warten und dich erst losschicken können, als er erwachsen war, und hätte dir schließlich seinen Aufenthaltsort verraten können, als er seine Gabe auslöste. Ich schäme mich, zugeben zu müssen, daß ich dich ebenso benutzt habe wie Richard.
    Wegen der bevorstehenden Herausforderungen mußte ich dir Dinge beibringen, die du im Palast der Propheten nicht hättest lernen können. Gleichzeitig wuchs Richard heran und lernte einige der wesentlichen Dinge, die er benötigte. Für mich war wichtig, daß du in der Lage warst, deinen Verstand zu gebrauchen und nicht bloß all die zahllosen Regeln des Palastes. Ich mußte dafür sorgen, daß du deine angeborenen Fähigkeiten in der wirklichen Welt entwickelst. Die bevorstehende Schlacht spielt sich in der wirklichen Welt ab, und die abgeschiedene Welt des Palastes ist nicht der Ort, an dem man etwas über das Leben lernt.
    Ich erwarte nicht, daß du mir je verzeihst. Auch das ist eine der Bürden, die die Prälatin auf sich nehmen muß: den Haß eines Menschen, den sie liebt wie ihre eigene Tochter.
    Als ich diese fürchterlichen Worte zu dir sagte, geschah auch dies in einer bestimmten Absicht. Ich mußte dich endgültig von den Lehren des Palastes befreien: immer zu tun, was man dir beigebracht hat, und blind alle Befehle zu befolgen. Ich mußte dich so wütend machen, daß du nur das tatest, was du für richtig hieltest. Seit deiner Kindheit war auf dein ungestümes Temperament Verlaß.
    Ich konnte mich nicht darauf verlassen, daß du verstehen würdest, wenn ich dir die Gründe mitteilte, oder daß du das Erforderliche tun würdest. Manchmal hat ein Mensch nur dann gebührenden Einfluß auf die Geschehnisse, wenn er seinen eigenen moralischen Grundsätzen folgt, nicht aber, wenn er Befehle ausführt. So steht es in den Prophezeiungen. Ich verließ mich darauf, daß du, wenn du selbst die Entscheidung trägst, richtiges Handeln über deine Ausbildung stellen würdest.
    Der andere Grund, weshalb ich dir diese Dinge gesagt habe, war der, daß ich eine meiner Verwalterinnen verdächtigte, eine Schwester der Finsternis zu sein. Ich wußte, mein Schild würde nicht verhindern, daß ihr meine Worte zu Ohren kommen. Ich ließ zu, daß meine Worte mich verrieten, damit sie mich angriff und sie unter Druck gerieten. Mir war bewußt, daß ich durchaus dabei hätte getötet werden können, doch zog ich dieses Schicksal der Möglichkeit vor, daß diese Welt in die Klauen des Hüters fiele. Manchmal muß sich die Prälatin sogar selbst benutzen.
    Bis jetzt, Verna, bist du meinen Erwartungen vollends gerecht geworden. Du hast eine entscheidende Rolle dabei gespielt, die Welt vor dem Hüter zu retten. Dank deiner Hilfe haben wir – bis jetzt – gesiegt.
    Als zum ersten Mal mein Blick auf dich fiel, mußte ich schmunzeln, denn du hast so ein böses Gesicht gemacht. Weißt du noch, weshalb? Wenn nicht, werde ich es dir erzählen. Jede Novizin, die in den Palast gebracht wird, wird einer Prüfung unterzogen. Früher oder später beschuldigen wir sie dann ungerechterweise eines kleinen Verstoßes, an dem sie keine Schuld trägt. Die meisten weinen. Einige schmollen. Andere ertragen ihr Schuldgefühl mit stoischer Gelassenheit. Nur du wurdest böse über diese Ungerechtigkeit. Damit hattest du dich bewiesen.
    Nathan hatte eine Prophezeiung entdeckt, in der es hieß, die, die wir brauchten, würde nicht lächeln, keinen Schmollmund ziehen und kein tapferes Gesicht machen, wenn man sie zu uns bringt, sondern ein zorniges, wütendes Gesicht. Als ich diesen Ausdruck in deinem Gesicht sah und deine kleinen, trotzig verschränkten Ärmchen, hätte ich fast laut gelacht. Endlich warst du in unsere Hände übergeben worden. Von diesem Tag an habe ich dich für das wichtigste Werk des Schöpfers benutzt.
    Ich habe dich nach der Vorspiegelung meines Todes als Prälatin ausgesucht, weil du noch immer diejenige Schwester bist, der ich vor allen anderen traue. Es ist mehr als wahrscheinlich, daß ich auf meiner gegenwärtigen Reise mit Nathan getötet werde, und sollte ich soweit kommen, wirst du

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