Die Günstlinge der Unterwelt - 5
innerhalb eines Herzschlags töten können. Aus diesem Grund haben wir die Schilde dort angebracht – damit niemand hineingelangt. Verdammt, es gibt dort Schilde, die zu passieren nicht einmal ich bisher gewagt habe. Für jemanden, der nicht weiß, worauf er sich einläßt, ist das dort eine tödliche Falle.«
Zedd packte sie bei den Schultern. »Glaubst du, Kahlan, er wird die Burg betreten?«
»Ich weiß es nicht, Zedd. Du hast ihn erzogen. Du müßtest das besser wissen als ich.«
»Er wird dort nicht hineingehen. Er weiß, wie gefährlich Magie sein kann. Er ist ein kluger Junge.«
»Es sei denn, er hätte irgend etwas vor.«
Er schaute sie mit einem Auge an. »Er hätte irgend etwas vor? Was willst du damit sagen?«
Kahlan wischte sich die letzte Träne von der Wange. »Na ja, als wir bei den Schlammenschen waren, wollte er, daß eine Versammlung abgehalten wird. Der Vogelmann warnte ihn, das sei gefährlich. Eine Eule überbrachte eine Botschaft der Seelen. Sie traf ihn genau am Kopf, riß seine Kopfhaut auf und fiel tot zu Boden. Der Vogelmann meinte, dies sei eine äußerst ernste Warnung der Seelen vor der Gefahr, in die Richard sich begeben wolle. Richard berief die Versammlung trotzdem ein. Damals kehrte Darken Rahl aus der Unterwelt zurück. Wenn Richard sich etwas in den Kopf gesetzt hat, hält ihn nichts zurück.«
Zedd zuckte zusammen. »Aber im Augenblick hat er sich nichts in den Kopf gesetzt. Er muß nicht dort hinein.«
»Du kennst doch Richard, Zedd. Er lernt gerne etwas dazu. Vielleicht möchte er einfach nur mal einen Blick hineinwerfen, aus Neugier.«
»Ein solcher Blick kann ebenso tödlich sein.«
»In dem Brief schreibt er, einer seiner Leibwächter sei getötet worden.« Kahlan runzelte die Stirn. »Genaugenommen sprach er sogar von einer ›sie‹. Wieso ist sein Leibwächter eine Frau?«
Zedd fuchtelte ungeduldig mit den Armen herum. »Das weiß ich doch nicht. Was wolltest du gerade sagen, über diesen Leibwächter, der getötet wurde?«
»Soweit wir wissen, könnte es durchaus sein, daß sich bereits jetzt jemand von der Imperialen Ordnung in der Burg aufhält und sie mit Hilfe der Magie aus der Burg getötet hat. Vielleicht befürchtet er aber auch, daß die Mriswiths die Burg einnehmen wollen, und geht dorthin, um sie zu sichern.«
Zedd rieb mit dem Daumen über das glattrasierte Kinn. »Er hat keine Vorstellung von den Gefahren in Aydindril. Aber was noch schlimmer ist, er hat nicht den geringsten Schimmer vom tödlichen Wesen der Dinge in der Burg. Ich erinnere mich, ihm irgendwann einmal erklärt zu haben, daß dort magische Gegenstände, wie das Schwert der Wahrheit oder Bücher, aufbewahrt werden. Ich vergaß zu erwähnen, wie gefährlich viele davon sind.«
Kahlan umklammerte seinen Arm. »Bücher? Du hast ihm erzählt, daß es dort Bücher gibt?«
Zedd knurrte. »War ein großer Fehler.«
Kahlan ließ einen Seufzer ab. »Das würde ich allerdings auch sagen.«
Zedd warf die Arme in die Luft. »Wir müssen sofort nach Aydindril!« Er packte Kahlan bei den Schultern. »Richard hat keine Kontrolle über seine Gabe. Sollte die Imperiale Ordnung tatsächlich Magie benutzen, um die Burg einzunehmen, wird Richard sie nicht aufhalten können. Möglicherweise verlieren wir diesen Krieg, bevor wir überhaupt Gelegenheit finden zurückzuschlagen.«
Kahlan ballte die Fäuste. »Ich glaube es einfach nicht. Wochen haben wir damit zugebracht, aus Aydindril zu fliehen, und jetzt müssen wir schnellstens wieder dorthin zurück. Das wird wieder Wochen dauern.«
»Die Tage, an denen wir diese Entscheidung gefällt haben, gehören längst der Vergangenheit an. Wir sollten uns darauf konzentrieren, was wir morgen tun müssen. Das Gestern können wir nicht noch einmal durchleben.«
Kahlan betrachtete Gratch nachdenklich. »Richard hat uns einen Brief geschickt. Wir könnten ihm einen zurückschicken und ihn warnen.«
»Das wird ihm nicht helfen, die Burg zu halten, wenn sie Magie benutzen.«
Angesichts all dieser Gedanken und anstehenden Entscheidungen drehte sich Kahlan der Kopf. »Könntest du einen von uns zu Richard bringen?«
Gratch sah sie nacheinander an, am längsten verweilte sein Blick auf dem Zauberer. Schließlich schüttelte er den Kopf.
Kahlan biß sich verzweifelt auf die Unterlippe. Zedd lief vor dem Feuer auf und ab und murmelte vor sich hin. Adie starrte gedankenversunken in die Ferne. Plötzlich hielt Kahlan den Atem an.
»Könntest du nicht Magie
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