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Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Ihr seid meine Beschützerin, genau wie vorher. Aber könnt Ihr nicht vielleicht versuchen, nicht an sie zu denken? Das ist einfach nicht richtig.«
    Sie lächelte entrückt. »Wenn Raina mich anlächelt und der Tag plötzlich wundervoll wird, kommt es mir sehr wohl richtig vor. Ich weiß, daß mein Herz bei ihr gut aufgehoben ist.« Ihr Lächeln erlosch. »Jetzt haltet Ihr mich für verabscheuungswürdig.«
    Richard wandte den Blick ab, ihn überkam eine kalte Welle der Scham. »Bei Kahlan empfinde ich genauso. Mein Großvater meinte einmal, ich solle sie vergessen, aber ich konnte einfach nicht.«
    »Warum sollte er so etwas sagen?«
    Richard konnte ihr schlecht erzählen, daß es daran lag, daß Kahlan ein Konfessor war und Zedd nur in Richards bestem Interesse gehandelt hatte. Angeblich war es unmöglich, einen Konfessor zu lieben. Ihm war überhaupt nicht wohl dabei, daß er Berdine gegenüber im Augenblick nicht aufrichtig sein konnte. Er zuckte mit den Achseln. »Er fand, sie sei nicht die Richtige für mich.«
    Als sie das Ende des Ganges erreichten, zog Richard sie durch einen weiteren kribbelnden Schild. In dem dreieckigen Raum stand eine Bank. Er setzte sie neben sich und legte die leuchtende Kugel zwischen ihnen ab.
    »Ich glaube, ich weiß, was Ihr empfindet, Berdine. Ich weiß noch, wie ich mich fühlte, als mein Großvater meinte, ich sollte mir Kahlan aus dem Kopf schlagen. Niemand kann einem anderen seine Gefühle vorschreiben. Entweder man empfindet so oder eben nicht. Ich verstehe es zwar nicht, und mir ist auch nicht ganz wohl dabei, trotzdem seid Ihr alle auf dem besten Wege, meine Freunde zu werden. Nur deshalb müßt Ihr nicht genauso sein wie ich. Ihr seid trotzdem meine Freunde.«
    »Lord Rahl, ich weiß, Ihr werdet mich niemals akzeptieren können. Ich mußte es Euch trotzdem sagen. Morgen werde ich nach D’Hara zurückkehren. Ihr sollt keine Beschützerin haben, die Ihr nicht akzeptiert.«
    Richard überlegte kurz. »Mögt Ihr gedünstete Erbsen?«
    Berdine sah ihn verwundert an. »Ja.«
    »Also, ich kann gedünstete Erbsen nicht ausstehen. Mögt Ihr mich deswegen weniger, nur weil ich etwas nicht ausstehen kann, was Ihr mögt? Oder erweckt dies in Euch den Wunsch, nicht mehr meine Beschützerin sein zu wollen?«
    Sie verzog das Gesicht. »Lord Rahl, das ist doch wohl etwas anderes als gedünstete Erbsen. Wie kann man jemandem vertrauen, den man nicht akzeptiert?«
    »Wieso sollte ich Euch nicht akzeptieren, Berdine? Es ist einfach so, daß es mir nicht richtig vorkommt. Aber das muß es auch nicht. Seht Ihr, als ich jünger war, hatte ich einen Freund, der ebenfalls Waldführer war. Giles und ich waren viel zusammen, weil wir eine Menge gemeinsam hatten.
    Dann verliebte er sich in Lucy Flecker. Ich konnte Lucy Flecker nicht ausstehen. Sie war gemein zu Giles. Ich begriff nicht, wie jemand sie lieben konnte. Ich mochte sie nicht und glaubte, er müsse ebenso empfinden. Ich verlor meinen Freund, weil er nicht so sein konnte, wie ich dachte, daß er sein müsse. Ich verlor ihn nicht wegen Lucy. Ich verlor ihn wegen mir selbst. Ich verlor unsere Freundschaft, nur weil ich ihn nicht den sein lassen wollte, der er war. Ich habe den Verlust stets bereut.
    Wahrscheinlich verhält es sich hier ähnlich. Sobald Ihr lernt, etwas anderes zu sein als eine Mord-Sith – so wie ich beim Heranwachsen Dinge dazugelernt habe –, werdet Ihr feststellen, daß mit jemandem befreundet zu sein heißt, ihn so zu mögen, wie er ist, auch das, was man an ihm nicht versteht. Die Tatsache, daß man jemanden mag, macht das, was man nicht versteht, unwichtig. Weder muß man alles an ihm verstehen noch dieselben Dinge tun oder sein Leben leben. Wenn man jemanden wirklich mag, dann will man, daß er der ist, der er ist. Denn das war schließlich der Grund, warum man überhaupt erst angefangen hat, ihn zu mögen.
    Und Euch mag ich, Berdine, und das allein zählt.«
    »Ist das wahr?«
    »Das ist wahr.«
    Sie schlang ihm die Arme um den Hals und drückte ihn. »Ich danke Euch, Lord Rahl. Nachdem Ihr mich gerettet hattet, fürchtete ich, Ihr würdet es bereuen. Jetzt bin ich froh, daß ich Euch alles gesagt habe. Raina wird erleichtert sein, wenn sie erfährt, daß Ihr uns nicht dasselbe antun werdet wie Darken Rahl.«
    Während sie dort standen, glitt ein Teil der steinernen Wand zur Seite. Richard nahm sie bei der Hand und führte sie die Treppe dahinter hinunter in einem muffigen, feuchten Raum mit einem Steinboden, der

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