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Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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»Vielleicht, wenn wir alleine sein können. Es ist bald Zeit, haltzumachen.«
    Tobias war weder das gezierte Lächeln noch das Angebot entgangen. »Heute nacht werden wir nicht früh haltmachen.« Er reckte die Nase in die Höhe und nahm einen tiefen Zug der kalten Luft. »Sie ist so nah, daß ich sie fast riechen kann.«
    Auf dem Weg nach unten zählte Richard die Treppenabsätze, damit er den Weg zurück wiederfinden konnte. An alles übrige glaubte er sich wegen der Eindrücke von unterwegs erinnern zu können, das Innere des Turmes jedoch war irreführend. Es stank nach Fäulnis wie in einer tiefen Sickergrube, wahrscheinlich, weil das Wasser, das durch die offenen Fenster hereinlief, sich unten sammelte.
    Auf dem nächsten Treppenabsatz bemerkte Richard beim Näherkommen ein Schimmern in der Luft. Im Schein der Kugel in seiner Hand konnte er erkennen, daß an der Seite etwas stand. Dessen Umrisse glommen im summenden Licht. Obwohl dieses Etwas nicht gegenständlich war, sah er, daß es sich um einen Mriswith handelte, der sich in sein Cape gehüllt hatte.
    »Willkommen, Hautbruder«, zischte der Unsichtbare.
    Berdine zuckte zusammen. »Was war das?« bedrängte sie ihn flüsternd. Richard bekam ihr Handgelenk zu fassen, als sie versuchte, sich – den
    Strafer in der Hand – vor ihn zu schieben, und zog sie im Weitergehen auf seine andere Seite. »Das ist bloß ein Mriswith.«
    »Ein Mriswith!« flüsterte sie mit rauher Stimme. »Wo?«
    »Direkt hier auf dem Treppenabsatz, am Geländer. Habt keine Angst, er wird Euch nichts tun.«
    Sie krallte sich in sein schwarzes Cape, nachdem er ihren Arm mit dem Strafer heruntergedrückt hatte. Sie traten auf den Absatz.
    »Bist du gekommen, um die Sliph zu wecken?« wollte der Mriswith wissen.
    Richard runzelte die Stirn. »Die Sliph?«
    Der Mriswith öffnete sein Cape und zeigte mit dem dreiklingigen Messer in seiner Kralle die Treppe hinunter. Dabei wurde sein Körper fest und vollkommen sichtbar, eine Gestalt voller dunkler Schuppen in einem Cape. »Die Sliph befindet sich dort unten, Hautbruder.« Seine kleinen, runden Augen kamen wieder hoch. »Endlich ist der Weg zu ihr wieder frei. Bald ist es an der Zeit, daß die Yabree singen.«
    »Die Yabree ?«
    Der Mriswith hielt sein dreiklingiges Messer in die Höhe und schwenkte es leicht hin und her. Sein schlitzartiger Mund weitete sich zu einer Art Grinsen. »Ja, Yabree . Wenn die Yabree singen, ist die Zeit der Königin gekommen.«
    »Der Königin?«
    »Die Königin braucht dich, Hautbruder. Du mußt ihr helfen.«
    Richard spürte, daß Berdine zitterte, als sie sich an ihn drückte. Er entschied, es sei besser, weiterzugehen, bevor sie zu verängstigt war, und begann, die Stufen hinabzusteigen.
    Zwei Absätze weiter unten klammert sie sich noch immer an ihn. »Er ist verschwunden«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
    Richard blickte zurück nach oben und sah, daß sie recht hatte.
    Berdine drängte ihn in eine Türnische und schob ihn mit dem Rücken gegen eine Holztür. Mit durchdringendem Blick starrte sie ihn erregt an. »Das war ein Mriswith, Lord Rahl.«
    Richard nickte, ein wenig verwirrt von ihrem unregelmäßigen, hektischen Atem.
    »Mriswiths töten Menschen, Lord Rahl. Sonst tötet Ihr sie immer.«
    Richard deutete mit der Hand auf den Treppenabsatz oben. »Er wollte uns nichts tun. Das habe ich Euch doch erklärt. Er hat uns doch nicht angegriffen, oder? Es war nicht nötig, ihn umzubringen.«
    Sie legte besorgt die Stirn in Falten. »Fühlt Ihr Euch auch wohl, Lord Rahl?«
    »Es geht mir gut. Kommt jetzt weiter. Möglicherweise hat uns der Mriswith einen guten Hinweis gegeben, wo wir vielleicht finden, was wir suchen.«
    Sie stieß ihn abermals gegen die Tür, als er den Versuch unternahm, sich zu bewegen. »Wieso hat er Euch ›Hautbruder‹ genannt?«
    »Weiß ich nicht. Wahrscheinlich, weil er Schuppen hat und ich Haut. Ich denke, er hat mich so genannt, damit ich weiß, daß er nichts Böses im Sinn hat. Er wollte helfen.«
    »Helfen«, wiederholte sie ungläubig.
    »Er hat immerhin nicht versucht, uns aufzuhalten, oder?«
    Endlich ließ sie sein Hemd los. Länger dauerte es, bis sie ihre blauen Augen von ihm gelöst hatte.
    Unten im Turm führte ein Laufsteg mit einem Eisengitter an der Außenwand entlang. In der Mitte befand sich ein bedrohlich schwarzes Wasser, dessen Oberfläche an verschiedenen Stellen von Felsen durchbrochen wurde. Salamander klebten an den Steinen unterhalb des Laufsteges und ruhten

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