Die Günstlinge der Unterwelt - 5
an, wenn ein Gast Orte in unserem Zuhause aufsucht, die man ihm ausdrücklich verboten hat.« Brogan kniff empört die Augen zusammen. »Habt Ihr eigentlich eine Ahnung, mit wem Ihr sprecht?«
Sie zuckte mit den Achseln. »Mit irgendeinem eitlen, aufgeblasenen Offizier, würde ich sagen. Mit jemandem, der zu überheblich ist, um zu erkennen, wann er sich auf gefährliches Terrain begibt.« Sie hob herausfordernd den Kopf. »Habe ich es in etwa getroffen?«
Brogan trat näher an sie heran. »Ich bin Tobias Brogan, Lord General des Lebensborns aus dem Schoß der Kirche.«
»Oha, oha«, meine sie spöttisch. »Wie eindrucksvoll. Nun, mir scheint, ich kann mich nicht erinnern, gesagt zu haben: ›Ihr dürft die Mutter Konfessor nicht aufsuchen, es sei denn, Ihr seid der Lord General des Lebensborns aus dem Schoß der Kirche.‹ Ihr habt für uns keinerlei Wert, außer dem, den wir Euch beimessen.«
»Den Ihr mir beimeßt! Der Schöpfer persönlich erteilt mir meine Aufträge!«
Sie schnaubte vor Lachen. »Der Schöpfer! Was habt Ihr nur für eine hohe Meinung von Euch selbst. Ihr seid Teil der Imperialen Ordnung, und Ihr werdet tun, was wir Euch befehlen.«
Brogan war kurz davor, dieses respektlose Weibsstück in tausend Stücke zu reißen. »Wie lautet Euer Name?« knurrte er.
»Schwester Leoma. Was meint Ihr, könnt Ihr Euch das mit Eurem Spatzenhirn merken? Man hat Euch befohlen, bei Eurem bunten Haufen in den Unterkünften zu bleiben. Und jetzt packt Euch, und laßt Euch nicht noch einmal von mir in diesem Gelände erwischen, sonst seid Ihr für die Imperiale Ordnung die längste Zeit von Wert gewesen.«
Bevor Brogan vor Wut explodieren konnte, wandte Schwester Leoma sich an Lunetta. »Guten Abend, meine Liebe.«
»Guten Abend«, sagte Lunetta mit vorsichtiger Stimme.
»Ich wollte mich schon lange mit dir unterhalten, Lunetta. Wie du siehst, ist dies ein Haus voller Magierinnen. Frauen, die die Gabe besitzen, genießen hier großen Respekt. Dein Lord General hier ist für uns von nur geringem Wert, jemand mit deinen Fähigkeiten dagegen wäre hier höchst willkommen. Ich möchte dir einen Platz bei uns anbieten. Du würdest höchstes Ansehen genießen. Du hättest eine verantwortliche Aufgabe und würdest respektiert.« Ihr Blick wanderte an Lunettas Kleidern hinab. »Auf jeden Fall würden wir dafür sorgen, daß du besser angezogen bist. Du müßtest nicht diese häßlichen Lumpen tragen.«
Lunetta klammerte sich fester an ihre bunten Flicken und rückte ein Stück näher an Brogan heran. »Ich bin meinem Lord General treu ergeben. Er ist ein großer Mann.«
Schwester Leoma setzte ein affektiertes Lächeln auf. »Ja, davon bin ich überzeugt.«
»Und Ihr seid eine schlechte Frau«, sagte Lunetta in plötzlich festem, gefährlichem Ton. »Das hat meine Mama mir gesagt.«
»Schwester Leoma«, sagte Brogan, »den Namen werde ich mir merken.«
Er tippte auf das Trophäenkästchen an seinem Gürtel. »Ihr könnt dem Hüter mitteilen, daß ich mir Euren Namen merken werde. Den Namen einer Verderbten vergesse ich niemals.«
Ein boshaftes Grinsen machte sich auf Schwester Leomas Gesicht breit.
»Wenn ich das nächste Mal mit meinem Meister in der Unterwelt Zwiesprache halte, werde ich ihm Eure Worte ausrichten.«
Brogan riß Lunetta herum und machte sich auf den Weg zur Tür. Er würde wiederkommen, und beim nächsten Mal würde er erreichen, was er wollte.
»Wir müssen zu Galtero und mit ihm reden«, meinte Brogan. »Allmählich habe ich die Nase voll von diesem Unfug. Wir haben schon größere Nester mit Verderbten ausradiert als dieses.«
Lunetta legte besorgt einen Finger auf ihre Unterlippe. »Aber Lord General, der Schöpfer hat Euch aufgetragen zu tun, was diese Frauen sagen. Er hat Euch aufgetragen, ihnen die Mutter Konfessor auszuhändigen.«
Brogan durchmaß die Dunkelheit mit langen Schritten, als er draußen war. »Was hat Mama dir über diese Frauen erzählt?«
»Na ja … sie hat gesagt … daß sie schlecht sind.«
»Es sind Verderbte.«
»Aber Lord General, die Mutter Konfessor ist eine Verderbte. Warum sollte der Schöpfer Euch auftragen, sie diesen Frauen auszuhändigen, wenn es selbst Verderbte sind?«
Brogan drehte sich um und blickte auf sie herab. Im schwachen Licht bemerkte er, wie sie verwirrt zu ihm aufsah. Seine arme Schwester besaß nicht die geistigen Fähigkeiten, sich ein Urteil darüber zu bilden. »Ist das nicht offensichtlich,
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