Die Günstlinge der Unterwelt - 5
besitzen ein Element der Subtraktiven Magie jener Zauberer, die ihre Kraft geschaffen haben. Vielleicht läßt sich damit in den Gewölbekellern einiges an Schaden anrichten, wenn ich es nicht schaffe.«
Kahlan legte ihm die Finger auf den Rücken und sagte leise: »Ich glaube nicht, daß ich das kann, Richard. Diese Magie wurde für dich herbeigerufen – zu deinem Schutz. Ich kann sie nicht aus irgendeinem anderen Grund aufrufen.«
»Wir müssen es versuchen. Wenn nichts sonst, können wir wenigstens die Prophezeiungen in Brand setzen. Wenn wir all diese Bücher verbrennen, kann Jagang sie wenigstens nicht mehr gegen uns verwenden.«
Eine kleine Gruppe Frauen und ein halbes Dutzend junger Burschen kamen zum Tor gerannt. »Freunde von Richard«, hörte man dringliches Geflüster. Kevin öffnete das Tor und ließ die atemlose Gruppe hinein.
Verna faßte eine der Frauen am Arm. »Philippa, habt Ihr sie alle gefunden?«
»Ja.« Die große Frau hielt inne und atmete tief durch. »Wir müssen von hier fort. Die Vorhut des Kaisers ist in der Stadt. Die ersten marschieren bereits über die südlichen Brücken. Die Soldaten des Lebensborns verwikkeln sie in heftige Kämpfe.«
»Hast du gesehen, was im Hafen vor sich geht?« fragte Verna.
»Ulicia und einige ihrer Schwestern sind dort unten. Diese Frauen nehmen den ganzen Hafen auseinander. Es scheint, als wäre die Unterwelt entfesselt.« Philippa legte ihre zitternden Finger an die Lippen und schloß für einen Moment die Augen. »Sie haben die Männer von der Lady Sefa bei sich.« Die Stimme versagte ihr.
»Ihr könnt Euch nicht vorstellen, was sie diesen armen Kerlen antun.«
Philippa drehte sich um, ließ sich auf die Knie fallen und erbrach sich. Zwei der Schwestern, die mit ihr zusammen zurückgekommen waren, taten es ihr nach. »Gütiger Schöpfer«, brachte Schwester Philippa zwischen zusammengepreßten Zähnen hervor, »Ihr könnt es Euch nicht vorstellen. Ich werde für den Rest meines Lebens Alpträume haben.«
Richard drehte sich zu den Schreien und Schlachtrufen um. »Verna, Ihr müßt augenblicklich fort von hier. Es gilt, keine Zeit zu verlieren.«
Sie nickte. »Du und Kahlan, ihr könnt nachkommen.«
»Nein. Kahlan und ich müssen unverzüglich nach Aydindril zurück. Ich habe im Augenblick keine Zeit für Erklärungen, aber sie und ich verfügen über die erforderliche Magie, die das ermöglicht. Ich wünschte, ich könnte euch alle mitnehmen, aber das geht nicht. Beeilt euch. Geht nach Norden. Dort steht eine Armee von einhunderttausend Mann, die sich auf der Suche nach Kahlan in südlicher Richtung bewegt. Berichtet General Reibisch, daß die Mutter Konfessor bei mir in Sicherheit ist.«
Adie trat zwischen den anderen hindurch und ergriff Richards Hände. »Wie geht es Zedd?«
Richard blieben die Worte in der Kehle stecken. Er schloß gequält die Augen. »Tut mir leid, Adie, aber ich bin meinem Großvater nicht begegnet. Ich fürchte, er könnte in der Burg getötet worden sein.«
Adie wischte sich über die Wange und räusperte sich. »Das tut mir leid, Richard«, sagte sie mit leise schnarrender Stimme. »Dein Großvater ist ein guter Mensch. Aber er riskiert zuviel in hoffnungslosen Situationen. Ich habe ihn gewarnt.«
Richard umarmte die alte Magierin, die leise an seiner Brust weinte.
Vom Tor stürzte Kevin herbei, das Schwert in der Hand. »Entweder brechen wir jetzt auf, oder wir müssen kämpfen.«
»Geht«, meinte Richard. »Wenn ihr in dieser Schlacht umkommt, werden wir diesen Krieg nicht gewinnen. Wir müssen nach unseren Regeln kämpfen, nicht nach Jagangs. Er wird auch Menschen mit der Gabe bei sich haben, nicht bloß Soldaten.«
Verna drehte sich zu den versammelten Schwestern, Novizinnen und jungen Zauberern um. Sie ergriff die Hände zweier junger Frauen, die Rückhalt offensichtlich gebrauchen konnten. »Hört zu, ihr alle. Jagang ist ein Traumwandler. Der einzige Schutz sind die Bande, die uns Richard gegenüber in die Pflicht nehmen. Richard wurde mit der Gabe geboren, und mit einer Magie, die von seinen Vorfahren auf ihn überging und die vor Traumwandlern schützt. Leoma hat versucht, diese Bande zu zerstören, so daß Jagang in meinen Verstand vordringen und von mir Besitz ergreifen konnte. Bevor wir aufbrechen, verneigt euch alle und schwört Richard die Treue, damit ihr sicher sein könnt, daß wir alle vor unserem Feind geschützt sind.«
»Wenn dies euer Wunsch ist«, sagte Richard, »dann tut es so, wie von
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