Die Günstlinge der Unterwelt - 5
Alric Rahl, dem Mann, der die Bande schuf, schriftlich festgehalten. Wenn dies euer Wunsch ist, dann bitte ich euch, das andächtige Gebet so vorzutragen, wie es überliefert wurde und wie es gedacht war.«
Richard sagte ihnen die Worte, so wie er sie selbst auch gesprochen hatte. Dann stand er schweigend da, das Gewicht der Verantwortung spürend, nicht nur den Versammelten gegenüber, sondern auch den Tausenden in Aydindril, die ihn brauchten, während die Schwestern des Lichts und ihre Schutzbefohlenen auf die Knie fielen und wie aus einem Munde ihre Treue verkündeten, daß es hinausschallte in die Nacht und den Schlachtlärm übertönte.
»Herrscher Rahl, führe uns. Herrscher Rahl, lehre uns. Herrscher Rahl, beschütze uns. In deinem Licht gedeihen wir. In deiner Gnade finden wir Schutz. Deine Wahrheit erfüllt uns mit Demut. Wir leben nur, um zu dienen. Unser Leben gehört Dir.«
51. Kapitel
Richard drückte Kahlan in dem modrigen, dunklen Steinkorridor an eine Wand und wartete, bis der Trupp Soldaten in karminroten Capes die Kreuzung passiert hatte. Als das Echo ihrer Stiefel in der Ferne verhallte, stellte Kahlan sich auf die Zehenspitzen und flüsterte: »Hier unten gefällt es mir nicht. Werden wir hier jemals wieder lebend rauskommen?«
Er drückte ihr rasch einen Kuß auf die Sorgenfalten auf ihrer Stirn. »Natürlich werden wir hier lebend wieder rauskommen. Versprochen.« Er ergriff ihre Hand und duckte sich unter einem niedrigen Balken hinweg. »Komm weiter, die Gewölbekeller sind gleich vor uns.«
Das Mauerwerk des zugigen Durchgangs war übersät von blaßgelben Flecken, wo das Wasser aus den Fugen über die Steinquader sickerte. An verschiedenen Stellen hingen Wassertropfen von eidotterfarbenen Stalaktiten unter der Decke herab, um gelegentlich auf geriffelte, steinerne Erhebungen auf dem Boden hinunterzufallen. Hinter zwei Fackeln wurde der Durchgang breiter, und die Decke wurde höher, um die gewaltige runde Tür zu den Gewölbekellern aufzunehmen. Als sie in Sichtweite der sechs Fuß dicken Steintür kamen, wußte Richard, daß etwas nicht stimmte. Nicht nur, daß er hinter der Tür ein unheimliches Licht erkennen konnte, sondern die Härchen in seinem Nacken sträubten sich, und er spürte die leise Berührung der Magie auf seinen Armen, wie Spinnenweben, die die Haare streiften.
Er rieb sich die kribbelnden Arme und beugte sich näher. »Spürst du etwas Eigenartiges?«
Sie schüttelte den Kopf. »Aber mit dem Licht stimmt etwas nicht.«
Kahlan zögerte. Richard erblickte die Leiche im selben Augenblick, als sie sich der runden Öffnung näherten, die in die Gewölbekeller führte. Weiter vorne lag eine Frau zusammengerollt auf dem Boden, als schliefe sie. Aber Richard wußte, daß sie nicht schlief. Sie war so regungslos wie Stein.
Als sie näher herangingen, konnten sie hinter der Mauer zur Rechten nahezu ein Dutzend Soldaten des Lebensborns verstreut auf dem Boden liegen sehen. Richard zuckte zusammen, als er das sah, und Übelkeit erfaßte ihn. Jeder einzelne war säuberlich mitsamt Rüstung, Cape und allem anderen in der Mitte der Brust durchtrennt worden. Der Fußboden war ein See aus Blut.
Seine Anspannung wuchs mit jedem zögerlichen Schritt, mit dem er auf die runde Öffnung im Felsgestein zutrat.
»Hör zu, ich muß zuerst etwas besorgen. Es dauert nur ein paar Minuten.«
Kahlan zerrte ihn am Ärmel zurück. »Du kennst doch die Regel.«
»Welche Regel?«
»Du darfst dich für den Rest deines Lebens nicht weiter als zehn Fuß von mir entfernen, sonst werde ich böse.«
Richard sah ihr in ihre grünen Augen. »Böse bist du mir lieber als tot.«
Sie zog die Brauen herab und setzte eine finstere Miene auf. »Das denkst du jetzt nur. Ich habe zu lange darauf gewartet, bei dir zu sein, um dich jetzt alleine losziehen zu lassen. Was ist so wichtig, daß du dort hineingehen willst? Wir können versuchen, etwas von hier draußen zu machen – Fackeln hineinwerfen, das Ganze in Brand stecken, irgendwas. All das Papier müßte brennen wie Zunder. Wir müssen dort nicht hinein.«
Richard lächelte. »Habe ich dir je gesagt, wie sehr ich dich liebe?«
Sie gab ihm einen Klaps auf den Arm. »Red schon. Wozu riskieren wir unser Leben?«
Richard gab seufzend nach. »Ganz hinten gibt es ein Buch der Prophezeiungen, das über dreitausend Jahre alt ist. Darin stehen Prophezeiungen, die mich betreffen. Es hat mir schon einmal geholfen. Wenn wir all diese Bücher zerstören, möchte
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