Die Günstlinge der Unterwelt - 5
kannst du nicht machen!«
»Ich habe das Mriswithcape. Wenn ich es benutze, findet mich das Licht vielleicht nicht.«
Kahlan warf ihren Arm über seine Brust. »Nein!«
»Ich bin in jedem Fall tot, wenn ich es nicht versuche.«
»Richard, nein!«
»Hast du eine bessere Idee? Die Zeit läuft uns davon.«
Wütend knurrend streckte sie den Arm in Richtung Tür. Blaue Blitze schossen explosionsartig aus ihrer Faust. Strahlen blauen Lichts durchzuckten knisternd die Umgebung der Tür.
Die dünne Schicht dunstartigen Lichts schreckte zurück, als sei sie lebendig und die Berührung durch Kahlans Magie schmerzhaft. Die Tür jedoch bewegte sich nicht.
Während sich das Licht zurückzog und in der Mitte des Raumes sammelte, sprang Richard auf und klatschte mit der Hand auf die Platte. Ächzend setzte sich die Tür in Bewegung. Kahlans knisternde blaue Lichtblitze erloschen, als die Tür sich Zentimeter für Zentimeter öffnete. Das Leuchten glättete sich und begann, sich wieder auszubreiten.
Richard packte Kahlans Hand. Er stand auf und zwängte sich, sie hinter sich herziehend, durch die Öffnung hindurch. Draußen ließen sie sich keuchend und aneinander geklammert zu Boden fallen.
»Es hat funktioniert«, sagte sie. Nach dem Schrecken kam sie langsam wieder zu Atem. »Ich wußte, daß du in Gefahr warst, deshalb hat meine Magie funktioniert.«
Als die Tür sich das letzte Stück öffnete, sickerte die glatte Fläche aus Licht hinaus auf den Korridor und schwebte auf sie zu.
»Wir müssen von hier verschwinden«, sagte er, als sie sich aufrappelten.
Rückwärts trabend hielten sie ein Auge auf den schleichenden Nebel, der sie verfolgte. Die beiden stöhnten auf, als sie gegen eine unsichtbare Barriere stießen. Richard tappte hilflos auf der Oberfläche herum, konnte aber keinerlei Öffnung finden. Er drehte sich um und sah, daß das Licht sie fast eingeholt hatte.
Voller Wut und ohne sonstigen Ausweg streckte Richard die Hände aus.
Stränge schwarzer Blitze, wellenförmige Leeren im Sein aus Licht und Leben, dem ewigen Tod selbst gleich, schossen vor und entfernten sich drehend und kreisend von seinen ausgestreckten Händen. Das Krachen der Blitze war ohrenbetäubend, als die Subtraktive Magie sich in die Welt hineinfraß. Kahlan zuckte zusammen. Sie schlug sich die Hände auf die Ohren und wich zurück, als sie das sah.
Der leuchtende Dunst schien mitten im Gewölbekeller Feuer zu fangen. Richard spürte einen kräftigen, dumpfen Stoß in seiner Brust und im Felsen unter seinen Füßen.
Die Bücherregale wurden nach hinten geworfen und schleuderten einen Schneesturm loser Blätter in die Luft, die kurz wie tausend Funken eines Freudenfeuers aufflammten. Das Feuer heulte, als sei es lebendig. Er spürte, wie die schwarzen Blitze aus seinem Inneren heraus mit einer Wucht und Wildheit explodierten, die jede Vorstellungskraft sprengte, wie sie in seinem Körper brannten und sich in die Gewölbe schlängelten.
Kahlan zerrte an seinen Armen. »Richard! Richard! Wir müssen fliehen! Hör auf mich! Lauf!«
Kahlans Stimme schien aus großer Ferne zu ihm zu kommen. Urplötzlich erloschen die schwarzen Stränge Subtraktiver Magie. Die Welt stürzte zurück, füllte im Nu die Leere seines Bewußtseins, und er fühlte sich wieder lebendig. Und war entsetzt.
Die unsichtbare Barriere, die sie am Entkommen gehindert hatte, war verschwunden. Richard packte Kahlans Hand und rannte los. Hinter ihnen überschlug sich jaulend der Kern aus Licht und erstrahlte mit schriller werdendem Geräusch immer heller.
Gütige Seelen, dachte er, was habe ich bloß angerichtet?
Sie rannten durch die steinernen Korridore, sprangen Stufen hinauf und liefen durch lange Säle, die von Stockwerk zu Stockwerk reicher geschmückt waren – getäfelt, mit Teppichen ausgelegt, mit Lampen, die ihnen anstelle von Fackeln den Weg leuchteten. Die Schatten vor ihnen wurden immer länger, doch das waren nicht die Lampen – es war das lebendige Licht, das sie verfolgte.
Sie platzten durch eine Tür und hinaus in eine Nacht voller Kampfgetümmel. Soldaten in karminroten Capes kämpften gegen Männer mit nackten Armen, die Richard nie zuvor gesehen hatte. Einige trugen Bärte, und manch ein Kopf war glattrasiert, aber alle hatten einen Ring im linken Nasenflügel. In ihren fremdartigen Ledergürteln und -gurten, die teils mit Dornen besetzt waren, in ihren Schichten aus Fell und Leder, wirkten sie wie primitive Wilde, ein Eindruck, den ihre Art zu
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