Die Günstlinge der Unterwelt - 5
kämpfen noch unterstrich: Hinter einem schauerlichen Grinsen sah man fest zusammengebissene Zähne, während sie, Schwerter, Äxte und Morgensterne schwenkend, mitten unter ihre Widersacher droschen, Schläge abwehrten und unter Einsatz kleiner runder Schilde, aus deren Mitte lange Lanzen ragten, vorandrängten.
Richard hatte diese Männer zwar noch nie zuvor gesehen, aber er wußte: Dies mußte die Imperiale Ordnung sein.
Ohne den Schritt zu verlangsamen, fädelte Richard sich, Kahlan hinter sich herziehend, durch die Lücken der Schlacht hindurch und rannte auf eine der Brücken zu. Als einer der Soldaten der Imperialen Ordnung einen Ausfallschritt machte und ihn mit einem Stiefeltritt aufzuhalten versuchte, hakte Richard einen Arm unter das Bein des Mannes und schleuderte ihn zur Seite, ohne seinen ungestümen Vorwärtsdrang merklich zu bremsen. Als einer der Soldaten der Imperialen Ordnung sich auf ihn stürzte, rammte Richard einen Ellenbogen in das Gesicht des Mannes und stieß ihn zur Seite.
Mitten auf der Ostbrücke, die hinaus in jene Gegend führte, in der der Hagenwald lag, war ein halbes Dutzend Soldaten des Lebensborns mit einer ähnlich großen Zahl aus der Imperialen Ordnung in ein Handgemenge verwickelt. Als ihm ein Schwert entgegenkam, duckte Richard sich darunter hinweg und stieß den Mann mit der Schulter über das Geländer in den Fluß, dann warf er sich durch die dadurch entstandene Lücke.
Von hinten, durch den Lärm der Schlacht, durch das Klirren der Schwerter und das Gebrüll der Soldaten, hörte er das Heulen des Lichts. Er rannte. Scheinbar hatten seine Beine sich selbst zur Flucht entschlossen und liefen von alleine. Und das, wovor sie flohen, war schlimmer als Schwerter oder Messer. Kahlan brauchte keine Hilfe, um mit ihm Schritt zu halten. Sie war dicht an seiner Seite.
Sie hatten knapp das andere Flußufer erreicht und waren noch nicht weit in die Stadt vorgedrungen, als die Nacht plötzlich einem grellen Gleißen wich, das tintenschwarze, vom Palast fortzeigende Schatten warf. Die beiden gingen hinter der verputzten Mauer einer verrammelten Werkstatt in Deckung, hockten sich nieder und rangen keuchend nach Atem. Richard riskierte einen Blick um die Häuserecke und sah blendend grelles Licht, das aus allen Fenstern des Palastes erstrahlte, selbst aus denen hoch droben in den Türmen. Licht schien aus allen Fugen des Gesteins hervorzuquellen.
»Kannst du noch ein Stückchen weiterrennen?« fragte er japsend.
»Ich wollte gar nicht stehenbleiben«, meinte sie.
Richard kannte sich in der Stadt aus. Er führte Kahlan zwischen verwirrten, verängstigten, jammernden Menschenmengen hindurch, durch enge Straßen und weite Alleen, bis sie den Stadtrand von Tanimura erreichten.
Sie hatten den Hang des Tales, in dem die Stadt lag, zur Hälfte hinter sich, als er einen mächtigen Schlag im Boden spürte, der ihm fast die Füße unter dem Körper weggerissen hätte. Ohne sich umzusehen, schlang Richard einen Arm um Kahlan und warf sich zusammen mit ihr in eine flache Vertiefung im Granit. Schwitzend und erschöpft hielten sie sich aneinander fest, während die Erde bebte.
Sie steckten gerade noch rechtzeitig die Köpfe hinaus, um zu sehen, wie das Licht die mächtigen Türme und Steinmauern des Palastes der Propheten zerfetzte wie ein Wirbelsturm Papier. Die gesamte Insel Drahle schien auseinanderzubrechen. Baumteile und riesige Rasensoden stiegen zusammen mit Gesteinsbrocken jeder Größe in die Luft. Ein blendend heller Blitz trieb eine Kuppel dunkler Trümmer vor sich her. Der Fluß wurde seines Wassers und seiner Brücken beraubt.
Die Wand aus Licht weitete sich mit krachendem Getöse aus. Irgendwie hielt die Stadt jenseits der Insel dieser Raserei stand.
Oben leuchtete der Himmel, als loderte sein Gewölbe aus Anteilnahme mit dem blendenden Kern darunter auf. Der äußere Rand der glänzenden Glocke aus Licht stürzte kaskadenartig Meilen von der Stadt entfernt zu Boden. Richard kannte diese Grenze noch, es war der äußere Schild, der ihn gefangenhielt, als er den Rada’Han getragen hatte.
»Der Bringer des Todes, fürwahr«, sagte Kahlan leise, während sie das Geschehen, von Ehrfurcht ergriffen, verfolgte. »Ich hatte keine Ahnung, daß du zu so etwas imstande bist.«
»Ich auch nicht«, antwortete Richard kaum vernehmbar.
Ein Windstoß fegte tosend den Hang hinauf und zerrte am Gras. Sie zogen die Köpfe ein, als eine Wand aus aufgewirbeltem Sand und Erde über sie
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