Die Günstlinge der Unterwelt - 5
der General sie oben auf dem Brunnen erblickte, löste er sich, während er noch Befehle brüllte, mit einer kleineren Gruppe von seiner Hauptstreitmacht und bahnte sich einen geraden Weg durch die Männer in den karminroten Capes, wobei ihre Pferde die Soldaten unter ihren Hufen wie Herbstlaub zertraten. Der General hackte auf ein paar mit seinem Schwert ein, um ihnen den Rest zu geben. Er durchbrach die Kampflinien und erreichte Richard und Kahlan, die auf dem Brunnen standen.
General Baldwin schob das Schwert in die Scheide und verbeugte sich im Sattel. Das schwere Sergecape, auf einer Schulter von zwei Knöpfen gehalten, war über eine Seite drapiert, so daß man das grüne Innenfutter sah. Er stieg ab und schlug eine Faust auf seinen dunkelbraunen Wappenrock.
»Lord Rahl«, meinte er voller Ergebenheit.
Er verneigte sich abermals. »Meine Königin«, wiederholte er mit noch größerer Ergebenheit.
Kahlan beugte sich zu ihm, als er sich wieder aufrichtete. Ihr Tonfall ließ nichts Gutes ahnen. »Eure was?«
Sogar die glänzende Schädeldecke des Mannes wurde rot. Er verneigte sich erneut. »Meine höchst … ruhmreiche und … hochverehrte Königin und Mutter Konfessor?«
Richard zupfte sie hinten am Hemd, bevor sie etwas erwidern konnte. »Ich habe dem General hier erklärt, daß ich beschlossen habe, dich zur Königin von Kelton zu ernennen.«
Sie riß die Augen auf. »Königin von…«
»Ganz recht«, sagte General Baldwin, während er den Blick über das Kampfgeschehen schweifen ließ. »Dadurch wurde Kelton zusammengehalten, und unsere Kapitulation blieb unwidersprochen. Gleich nachdem ich durch Lord Rahl von dieser großen Ehre erfahren hatte, daß wir, wie zuvor Galea, die Mutter Konfessor zur Königin bekommen sollten, und er mir dadurch bewies, wie sehr er uns als Nachbarn schätzt, führte ich eine Streitmacht nach Aydindril, um zum Schutz von Lord Rahl und unserer Königin beizutragen und mich dem Kampf gegen die Imperiale Ordnung anzuschließen. Ich wollte nicht, daß Ihr glaubt, wir wären nicht bereit, unser Teil beizutragen.«
Schließlich richtete sich Kahlan maßlos verwundert auf. »Vielen Dank, General. Eure Hilfe kam genau zur rechten Zeit. Euch gebührt höchste Anerkennung.«
Der General zog seine dicken, schwarzen Handschuhe aus und steckte sie in den breiten Gürtel. Er küßte Kahlan die Hand. »Wenn meine neue Königin mich entschuldigen würde, ich muß zurück zu meinen Männern. Die Hälfte unserer Streitmacht hält sich hinter den Linien bereit, für den Fall, daß die verräterischen Bastarde zu fliehen versuchen.« Er errötete erneut. »Verzeiht die Sprache eines Soldaten, meine Königin.«
Als der General zu seine Leuten zurückkehrte, widmete sich Richard wieder dem Kampf geschehen. Die Gars suchten nach weiteren Mriswiths, fanden aber nur noch wenige. Und diese hielten nicht lange durch.
Gratch schien einen weiteren Fuß gewachsen zu sein, seit Richard ihn das letzte Mal gesehen hatte, und war jetzt so groß wie die anderen Männchen. Er schien die Suche zu dirigieren. Richard war sprachlos, doch das Ausmaß des Blutbads vor seinen Augen dämpfte seine Freude.
»Königin?« fragte Kahlan. »Du hast mich zur Königin von Kelton ernannt? Die Mutter Konfessor?«
»Zum damaligen Zeitpunkt schien es eine gute Idee zu sein«, erklärte er. »Nur so konnte ich verhindern, daß Kelton sich gegen uns stellt.«
Sie sah ihn zaghaft lächelnd an. »Sehr wohl, Lord Rahl.«
Als Richard endlich sein Schwert in die Scheide steckte, sah er, wie sich drei rote Punkte durch das dunkle Leder der d’Haranischen Uniformen einen Weg bahnten. Die drei Mord-Siths, Strafer in den Händen, kamen quer über den Platz gelaufen. Jede von ihnen trug ihren roten Lederanzug, auch wenn der an diesem Tag nur unzureichend all das Blut auf ihren Körpern verbergen konnte.
»Lord Rahl! Lord Rahl!«
Berdine flog auf ihn zu wie ein Eichhörnchen, das sich von Ast zu Ast schwingt. Sie landete auf ihm, hüllte ihn in ein Gewirr aus Armen und Beinen und stieß ihn von der Mauer herunter in den Brunnen voll geschmolzenen Schnees.
Sie hockte auf seinem Bauch. »Lord Rahl! Ihr habt es geschafft! Ihr habt das Cape abgelegt, wie ich es Euch geraten habe! Dann habt Ihr meine Warnung also doch gehört?«
Sie warf sich wieder auf ihn, packte ihn mit ihren roten Armen. Richard hielt den Atem an, als er untertauchte. Er hätte sich zwar nicht das eisige Wasser ausgesucht, trotzdem war er froh darüber, sich
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