Die Guerilla-Bewerbung
IT-Freelancer arbeiten in großen und kleinen Firmen oft über einen längeren Zeitraum als »Contractor«. Auch in der Baubranche ist diese Form der Arbeit bekannt, vor allem im Ausland. In vielen Bereichen ist der freiberufliche Einstieg jedoch weniger eine bewusste Entscheidung als vielmehr eine Not- oder besser: Übergangslösung. Weil es keine Jobs »sofort« gibt, steigen die Bewerber erst einmal frei ein.
Vorsicht, Falle
Immer mehr typische Angestelltenjobs verwandeln sich in freie Tätigkeiten. So ist selbst die freie Arzthelferin, die freie Krankenschwester oder freie Empfangssekretärin keine Ausnahme mehr. Aber aufgepasst: Wo frei draufsteht, muss nicht frei drin sein. Wenn es sich sogar um eine Scheinselbstständigkeit handelt, müssen Sozialversicherungsbeiträge gezahlt werden, unter Umständen auch im Nachhinein, und das kann teuer werden. So gibt es inzwischen auch freie Busfahrer und Paketbeförderer. Diese arbeiten für nahezu denselben Lohn wie ein Festangestellter, tragen aber das volle Risiko, etwa bei einem möglichen Unfall. Wenn Sie ausschließlich und über einen längeren Zeitraum (in der Regel zwölf Monate) nur für einen Auftraggeber tätig sind, ruft das zudem die Sozialversicherungsträger auf den Plan. Probleme entstehen durch diese Prüfung hauptsächlich dem Arbeitgeber, der eventuell Beiträge in die Sozialversicherungen nachzahlen muss.
Honorare verhandeln
Als freier Mitarbeiter gelten Sie als selbstständiger Unternehmer. Sie müssen alles selbst versteuern und auch die Sozialversicherungsbeiträge,mindestens die Krankenversicherung, zu 100 Prozent selbst finanzieren, es sei denn Sie haben aufgrund Ihrer Tätigkeit Anspruch auf eine Mitgliedschaft in der Künstlersozialkasse ( www.kuenstlersozialkasse.de ; dort finden Sie auch eine Liste der Berufe beziehungsweise Berufsgruppen, die die Vorgabe »künstlerisch tätig zu sein«, erfüllen).
Aus diesem Grund muss Ihr Honorar deutlich über dem eines Angestellten liegen – mindestens ein Drittel. Ich empfehle, nie unter 250 Euro am Tag (für 8 Stunden) tätig zu werden, sonst lohnt es sich nicht. Im IT-Bereich sprechen wir mindestens vom Doppelten, bei Beratern geht es ab 800 Euro los.
Wenn die freie Tätigkeit tatsächlich nur ein Vehikel für Sie ist und Sie den Wechsel in eine Festanstellung anstreben, dann sprechen Sie vorher mit dem potenziellen Arbeitgeber über Ihren Wunsch und die bestehenden Möglichkeiten. Treffen Sie Vereinbarungen wie: »Nach diesem dreimonatigen Auftrag sprechen wir noch einmal über die Umwandlung in eine Festanstellung.« Lassen Sie sich deshalb vertraglich einen bestimmten Rahmen zusichern.
Bewerben als freier Mitarbeiter
Stellen für freie Mitarbeiter werden so gut wie nie ausgeschrieben. Sie haben deshalb nur zwei Chancen, an eine solche zu kommen: anrufen oder Unterlagen/Angebot schicken. Der mündliche Weg ist auf jeden Fall der erfolgversprechendere. Vereinbaren Sie am besten, siehe Terminstrategie, ein persönliches Treffen. Das spart viel überflüssige Mühe und Papier und gibt Ihnen außerdem die Möglichkeit, sich individuell auf den (dann erfragten) Bedarf einzustellen.
Bewerben Sie sich nicht mit einer klassischen Bewerbung. Die meisten Firmen wollen von freien Mitarbeitern überhaupt keine kompletten Bewerbungsunterlagen haben, da ihnen das Bearbeiten viel zu viel Aufwand bereitet. Sie wollen vielmehr schnell erfahren,was Sache ist – und dafür reicht ihnen ein Profil völlig aus. Das ist eine übersichtliche Darstellung Ihrer Leistungen, Kompetenzen, Qualifikationen und Erfahrungen. Oft wird sogar sofort ein Termin zum gegenseitigen Kennenlernen abgemacht, ohne dass Sie zuvor Ihre Unterlagen schicken mussten. Ein Profil sollte folgende Aussagen beinhalten:
persönliche Kurzvorstellung (Ausbildung, Abschlüsse, Kenntnisse, Erfahrungen, gegebenenfalls Zertifizierungen);
meine Leistungen/was ich biete;
meine Erfahrung/Hintergrund;
meine Schwerpunkte;
Referenzen/Auftraggeber.
Die Freie-Mitarbeit-Strategie Schritt für Schritt
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