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Die Gutachterin

Die Gutachterin

Titel: Die Gutachterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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berichtete ihm, daß auf Ladowsky geschossen worden sei, und das brachte ihn erst richtig in Fahrt. »Und da wollen Sie ermitteln? Und auch noch bei mir? – Jetzt sagen Sie bloß, Sie hätten mich im Verdacht. Wenn ich geschossen hätte, hätte ich auch getroffen. – Aber kann ja noch werden, was nicht ist …«
    »Hören Sie, Herr Fellgrub, das ist nicht das Thema … Oder haben Sie Schußwaffen im Haus?«
    »Schußwaffen – soll ich Ihnen die jetzt zeigen?«
    Sein Gesicht war purpurfarben angelaufen, die Adern seiner Schläfen traten hervor wie dicke Schnüre. »Mensch, Mensch, Mensch, ich werd' noch verrückt! Was man alles mitmachen muß! Aber das ist ja nichts. Wenn ich an die arme Evi denke – wissen Sie was, da könnte ich nicht nur in der Gegend rumballern, das ganze Gefängnis könnte ich anzünden! So ein Mädchen … so was, das kann man gar nicht beschreiben … Die hätten Sie kennenlernen müssen … Wenn die reinkam, war das, wie wenn einer das Licht anknipst … ja, war jedesmal wie das Licht, so 'n Mädchen war das … Und die Sau, dieser Saukerl – wenn ich an den rankäme, dann würde ich nicht schießen, wissen Sie, was ich machen würde? Ich würde es so machen wie die Italiener, den Schwanz würde ich ihm abhacken!«
    Nicht Berling hatte er angeschrien, er hatte den Kopf im Nacken und brüllte zu dem Dachstuhl des Bauernhauses hoch, um den die Tauben flogen.
    »Trotzdem, Herr Fellgrub, ich habe eine Frage an Sie gestellt. Und ich hätte ganz gerne, daß Sie sie mir beantworten.«
    »Was haben Sie …?«
    »Meine Frage war, ob Sie Schußwaffen im Haus haben.«
    »Richtig. Und das ist mir scheißegal. Aber trotzdem: Schußwaffen? Was sind Sie? Bulle, Inspektor, Kommissar?«
    »Kommissar«, erwiderte Berling. Er verstand den Mann, also blieb er eisern ruhig.
    »Na gut, Herr Kommissar, ich kann Ihnen den Krempel zeigen, in seiner ganzen Pracht, 'ne alte Gaspistole hab' ich, die meine Traudl mal wollte, als hier ein paar Einbrüche vorkamen und ich im Krankenhaus in Bad Orb lag. Und dann noch 'n Spatzengewehr …«
    »Ein Luftgewehr?«
    »Kleinkaliber«, sagte er.
    Das Geschoß, das sie in Ladowskys Zelle gefunden hatten, war ein großkalibriges Projekt, das nach Ansicht der Ballistiker aus einer Heeres-Dienstwaffe, vermutlich älteren Datums, abgeschossen worden war.
    Berling hatte keine Lust auf eine Waffenschau. Der Mann kam für ihn sowieso nicht in Frage. Sie hatten sich erkundigt: Er besaß einen tadellosen Ruf und galt im allgemeinen als ziemlich besonnen, umsichtig und zurückhaltend. Er war sogar Feuerwehrkommandant des Orts. Berling hatte noch nie einen Feuerwehrkommandanten als Attentäter erlebt – obwohl, man wußte nie …
    »Könnte ich mit Evis Mutter sprechen? Deshalb bin ich eigentlich hier.«
    »Und deshalb wollte ich Sie auch gleich wieder rausschmeißen. Das geht hier zu, kann ich Ihnen sagen … Aber Sie, na gut, als Kommissar sind Sie wohl 'ne Ausnahme. Na, kommen Sie mal …«
    Sie gingen auf das Haus zu. Irma Fellgrub saß in der Küche und schälte Kartoffeln. Sie sah auf, als sie eintraten, doch das jähe Erschrecken in ihrem Gesicht verschwand, als sie Berling erkannte.
    »Sie sind doch der Herr von der Polizei aus Marktheim?«
    Berling hatte damals zunächst Konnarz geschickt, um ihr die schlimme Nachricht zu überbringen. Der Dicke machte so etwas besser. Er nickte: »Richtig, ich war schon bei ihnen. Darf ich mich setzen?« Er zog sich einen Stuhl heran. »Frau Fellgrub, da gab es einen – hm – ziemlich unliebsamen Zwischenfall …« Er erzählte ihr von dem Schuß auf Ladowsky, und sie hörte schweigend zu.
    »Sehen Sie, Frau Fellgrub«, sagte er vorsichtig, »ich kann mir sehr gut vorstellen, was in Ihnen vorgeht, wenn Sie so etwas hören.«
    Helmut Fellgrub, ihr Schwager, der die ganze Zeit neben ihrem Stuhl gestanden hatte, räusperte sich. Er wollte etwas sagen, doch sie warf ihm einen kurzen Blick zu, und er verstummte.
    »Aber unser Auftrag lautet nun mal, zu ermitteln. Das müssen wir auch in solchen Fällen.«
    »Das ist doch nichts als rausgeschmissenes Geld!«
    »Bitte, Herr Fellgrub«, sagte Berling scharf und wandte sich wieder an die Frau: »Sehen Sie, ich will mal davon ausgehen, daß ein Mädchen wie Evi, ein so sympathisches, so hübsches Mädchen wie sie, Freunde und Verehrer hatte. Vielleicht auch einen besonders engen Freund …«
    Sie hielt eine Kartoffel in der Hand und schälte. Sie schälte mit einer Art erbitterter Konzentration, und

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