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Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Titel: Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Euer heimatliches Périgord befindet?«
    Worauf ich nickte, sein Lächeln und seine Blicke des Einverständnisses erwidernd, denn ich hatte nichts Derartiges gesagt.
    »Dann werdet Ihr gewißlich die Caumonts kennen?« fragte der Anschreiber.
    »Es sind meine Vettern und Verwandten.«
    »Ei was«, hub er wieder an, »dann wird es Euch wohl freuen, aus meinem Mund zu erfahren – obgleich Ihr ein guter Katholik seid –, daß Jacques Nompar de la Force heil und gesund ist.«
    Besagter Jacques ist – wie der Leser sich erinnern wird – jener Jüngling, dessen hohe Stirn und klare Augen ich am Abend des vorgestrigen Tages bewundert hatte, als ich den Louvre verließ.
    »Und sein Vater und sein älterer Bruder?« rief ich.
    »Ach!« sagte er.
    Er ließ sich auf einen Hocker nieder, die Augen traurig zu Boden gerichtet, und fuhr fort:
    »Gestern nachmittag wurden Monsieur de la Force und seine beiden Söhne, welche zu fliehen versuchten, in der Rue des Petits Champs von guten Christen gestellt, welche sogleich mit ihren Dolchen über sie herfielen. Wie durch ein Wunder von keinem Stich getroffen, hatte der Jüngere die Geistesgegenwart, sich mit dem Schrei ›Ich sterbe!‹ zwischen seinen Vater und seinen Bruder niedersinken zu lassen, welche ihn mit ihrem Blut netzten. Die Metzler raubten den dreien alle Kleider und verließen dann ruhigen Gewissens den Ort ihrer Tat. Am Abend kam zufällig ein mir befreundeter Markierer dort entlang, welcher am linken Fuß des Jüngeren noch einen Strumpf bemerkte, den er ihm auszog. Bei diesem Tun ward er ob der Jugend und Schönheit des Knaben von Mitleid erfaßt und sprach halblaut:
    ›Ist es nicht Jammer und Schande? Was kann ein so junger Mensch getan haben, um den Tod zu verdienen?‹
    Worauf der Knabe den Kopf hob und mit leiser Stimme sprach:
    ›Guter Mann, ich bin nicht tot. Wollt Ihr mir helfen?‹
    ›Gewiß‹, sagte der Anschreiber. ›Doch habet Geduld und rührt Euch nicht. Ich will bei Anbruch der Nacht wiederkommen.‹
    Er kam in der Tat mit einem ärmlichen Mantel zurück, darin er den Ärmsten einhüllte und ins Zeughaus zum Feldzeugmeister Biron führte, der sein Verwandter war. Unterwegs begegneten sie einer Horde Metzlern, welche, als sie den Knaben in solcher Aufmachung sahen, sprachen:
    ›Wer ist der da? Warum ist er voller Blut?‹
    ›Er ist mein Neffe‹, erwiderte der Anschreiber. ›Er hat sich einen Rausch angetrunken. Seht nur, wie er sich zugerichtet hat. Es ist eine Schande. Ich werde ihn dafür gehörig die Peitsche kosten lassen.‹
    Worauf man sie ungeschoren weiterziehen ließ. Biron empfing seinen Vetter wohlwollend und verbarg ihn hinter den dicken Mauern des Zeughauses zwischen seinen Geschützen.«
    »Oh, Monsieur!« rief ich, »ich hoffe sehr, daß Biron den hochherzigen Anschreiber reichlich belohnt hat!«
    »Der Anschreiber hatte es nicht des Lohnes wegen getan«, erwiderte der gute Mann, indes ihm die Röte ins Gesicht stieg, während gleichzeitig seine Narben eine blasse Färbung annahmen.
    Als er nun sah, daß wir alles aufgefuttert, ohne daß ein einziges Krümchen Brot auf dem Tisch oder ein einziger Tropfen im Krug geblieben, nickte er mit dem Kopf und sprach:
    »Mein Weib ist zur Zeit nicht im Hause, denn sie bringt ihrer Gevatterin Colarde, welche ein Kind erwartet, eine Medaille Unserer Lieben Frau zu Chartres, welche Medaille (hier lächelte er wiederum) die Niederkunft ganz vortrefflich zu erleichtern vermag, so daß man sie nur auf den Leib zu legen braucht, und schon ist das Kind heraus, gesund und munter schreiend. Doch seiet es zufrieden, daß sie abwesend ist, denn sie würde Eure weißen Armbinden mit großem Argwohn betrachten, so sehr ist sie für die Kirche eingenommen. Potz Blitz! sie haßt die Ketzer aus tiefster Seele und möchte am liebstenalle mit eigenen Händen erwürgen. Zumindest würde sie ihnen mit lautem Geschrei alle Hunde des Viertels auf den Hals hetzen. Ich für meinen Teil bin, wie gesagt, ohne solchen Eifer. Für mich ist ein jeder katholisch, der sich so nennt, denn ich bin ohne Arg und stecke meine Nase nicht in anderer Leute Angelegenheiten.«
    Aus dieser Rede mit ihren Andeutungen (so recht in der Art des Anschreibers) schloß ich, daß wir nicht länger verweilen könnten, ohne dem guten Manne Ungemach zu bereiten. Ich erhob mich also, nicht ohne vorher heimlich einen Dukaten unter meinen Becher geschoben zu haben, und dankte unserem Gastgeber mit vielen artigen Worten.
    »So Ihr über die

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