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Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Titel: Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Grue
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Das Gesicht war der Tür abgewandt, nur die Menge an zusammengeknüllten Papierservietten zeigte mit aller wünschenswerten Deutlichkeit, dass der junge Mann entweder geweint oder eine gewaltige Erkältung hatte. Als die Polizisten eintraten und dem uniformierten Beamten zunickten, der die Tür bewachte, richtete Benjamin Winther sich auf. Flemming spürte einen Stich in der Brust, als ihn aus dieser blassen Maske aus weißem Puder, schwarzem Lidschatten und Schmutz ein Paar große rot geränderte Augen anstarrten.
    »Möchtest du erst einmal auf die Toilette, um dich frisch zu machen?«, fragte er.
    Benjamin stand zögernd auf. »Ja, danke«, murmelte er. Der Beamte begleitete ihn nach draußen.
    »Okay, okay«, sagte Frank, »dann bin ich heute eben der Bad Cop. Du musst es nur sagen.«
    »Ach, hör schon auf. Ich weiß nicht, warum der uns anlügt und nicht sagt, was er gestern wirklich gemacht hat oder wie gut er Lilliana kannte, aber ich glaube keine Sekunde, dass dieses Bürschchen der Mörder ist.«
    »Ich kenne viele, die sagen würden, dass er geradezu der Prototyp eines Serienkillers ist – mit all diesen Piercings und Sicherheitsnadeln.«
    »Vergiss nicht, dass mein Sohn auch erst einundzwanzig ist.« Flemming setzte sich an den Tisch und überprüfte, ob im Kassettenrecorder eine unbespielte Kassette lag. »Er und seine Freunde sehen ungefähr genauso aus, und meine Erfahrung sagt mir, dass es sich bei denjenigen, die am meisten gepierct, bemalt, tätowiert und toupiert sind, in der Regel um die Sanftesten handelt.«
    »Du bist alt und sentimental.«
    Flemming Torp zuckte mit den Achseln. Das war wohl so.
    Fünf Minuten später kam Benjamin zurück. Seine Hautfarbe war noch immer kein sonderlich appetitlicher Anblick, immerhin hatte er den größten Teil des Make-ups abgewaschen. Er setzte sich, ohne die beiden Polizisten anzusehen.
    »Möchtest du eine Tasse Kaffee?«, fragte Flemming.
    Benjamin nickte, richtete den Blick aber weiterhin auf die Tischplatte.
    »Die wirst du auch bekommen. Du musst uns nur bei der Lösung von ein paar Rätseln helfen.«
    Benjamin antwortete nicht.
    »Willst du uns helfen?«
    Ein Achselzucken, noch immer ohne Augenkontakt.
    »Okay, fangen wir einfach mal an«, fuhr Flemming fort. »Erklär mir noch einmal, was gestern Abend passiert ist.«
    Benjamin räusperte sich und murmelte: »Ab wann?«
    »Nachdem ihr den Kindergarten verlassen habt, wo ihr von 17 . 00 bis 19 . 30  Uhr sauber gemacht habt. Am Klosterbakken.« Flemming lehnte sich zurück. »Wart ihr pünktlich fertig?«
    »Etwas früher.«
    »Wie seid ihr vom Klosterbakken zum Sundværket gekommen?«
    »Wir sind gefahren.«
    »Ihr seid gefahren. Aha.« Flemming blieb still, bis Benjamin endlich den Kopf hob und ihn fragend ansah. »Benjamin, das dauert alles viel zu lange, wenn du nicht ein bisschen mitarbeitest.«
    Benjamin nickte mit gerunzelten Brauen, noch immer verwirrt.
    »Komm. Erzähl.«
    Der junge Mann richtete sich ein wenig auf. »Wir sind mit dem Wagen der Schrubberkompanie gefahren. Ich saß am Steuer. Lilliana hat …
hatte
wahrscheinlich keinen Führerschein.«
    Frank Janssen sah aus, als wollte er etwas sagen, aber ein Blick von Flemming ließ ihn den Mund ebenso schnell wieder schließen, wie er ihn geöffnet hatte.
    Benjamin fuhr stockend und murmelnd mit seiner Erklärung fort. Wie sie ein bisschen früher als gewöhnlich bei Kurt & Ko angekommen waren, dass er eine Cola getrunken habe, weil sein Magen anfing, Probleme zu bereiten, und wie es ihm nach einer Weile trotzdem so schlecht ging, dass er nach Hause gehen musste. Er habe das Sundværket um 22 . 15  Uhr verlassen, behauptete er.
    »Wie bist du dort weggekommen?«
    »Was meinen Sie?«
    »Hast du den Wagen genommen?«
    »Ja.«
    »Und wie sollte Lilliana dann zu ihrem nächsten Arbeitsplatz kommen? Zu wem musste sie noch mal?« Flemming überprüfte seine Notizen. »Zu dem Bäcker in der Algade?«
    »Ich weiß nicht.« Benjamins Blick richtete sich wieder auf den Tisch. »Sie hätte den Bus nehmen können, oder …« Er brach ab.
    Flemming sprang so unvermittelt auf, wie der festgebolzte Stuhl es erlaubte. Er baute sich vor der schwarz gekleideten Gestalt auf und befahl ihr mit Nachdruck: »Du siehst mich jetzt an, Benjamin! Sieh mich an. Sofort!«
    Der Junge schaute erschrocken auf und sank auf seinem Stuhl zusammen.
    »Das sind doch alles Lügen«, erklärte Flemming. »Ich habe keine Lust, weiter mit dir zu reden, wenn das so weitergehen

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