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Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Titel: Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Grue
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soll.« Langsam wandte er sich dem Fenster zu und stellte sich mit dem Rücken zum Raum, als würde er die Aussicht bewundern.
    Frank übernahm: »Benjamin, vor einer Stunde hast du mir erzählt, du hättest deine Zugangskarte gestern den ganzen Abend bei dir gehabt, oder?«
    »Ja.«
    »Dann kann also niemand mit deiner Karte ins Gebäude gekommen sein, nicht wahr?«
    »Nee, bestimmt nicht.« Benjamin erkannte, dass er sich geradewegs auf eine Falle zubewegte. Seine Augen flackerten, er suchte einen Ausweg.
    »Und du bist um 22 . 15  Uhr gegangen und nicht wieder zurückgekommen?«
    Er nickte.
    »Dann kannst du mir ja sicher erklären …«, Frank zog eine zusammengefaltete Liste aus der Tasche, »… wie es möglich ist, dass jemand deine Zugangskarte benutzt hat, um genau eine Minute vor halb elf ins Gebäude zu kommen?«
    Der Junge starrte auf die langen Zahlenkolonnen. »Oh, Scheiße!«, murmelte er.
    Flemming drehte sich um und lehnte sich mit dem Hintern an die Fensterbank. »Wollen wir nicht noch einmal von vorn anfangen, Benjamin? Und diesmal wäre es schön, wenn du uns die Wahrheit erzählen würdest.«
    Die schwarzen Dreadlocks wippten, als Benjamins Kopf nickte. Er zog die Nase hoch.
    »Also, ihr seid um 20 . 52  Uhr bei Kurt & Ko angekommen. Du hast eine Cola getrunken. Ihr habt geputzt. Du bist mit dem Müll um 22 . 17  Uhr hinausgegangen.«
    Benjamin starrte ihn an. »Woher wisst ihr denn, dass ich raus bin?«
    »Wir wissen vieles.« Flemming lächelte. »Du darfst gern rauchen.«
    Der Schatten eines Lächelns flog über die blassen Lippen des Jungen. Er zündete sich eine Blå North State an und lehnte sich zurück. »Okay. Ihr habt wahrscheinlich Fingerabdrücke auf dem Müllsack gefunden. Das ist wirklich unheimlich.« Er nahm einen kräftigen Zug und pustete den Rauch in einem dicken Strahl in den Raum. »Ich bin ungefähr um Viertel nach zehn mit dem Müll rausgegangen, ja. Und auf dem Rückweg habe ich mir eine Zigarette angesteckt. Das mache ich immer. In der Scheißfirma darf man drinnen ja nicht rauchen.«
    »Weiter.«
    »Als ich zurückkam, war es total still. Ich spürte den Durchzug, als ich die Tür aufschloss. Ich dachte, vielleicht hat Lilliana die Terrassentür aufgemacht. Und dann habe ich mich gefragt, ob sie vielleicht heimlich raucht, ich musste lachen.« Er hielt inne und biss sich auf die Innenseite seiner Unterlippe. »Also, ich habe gelacht, weil es so schwer ist, sich Lilliana mit einer Zigarette vorzustellen. Sie war so …« Er betrachtete die Glut an seiner Kippe. »Dann bin ich in die Küche gegangen, um zu sehen, wo sie ist. Und dann, dann habe ich sie gesehen, und sie war …« Er unterbrach seinen Redestrom und zog an der Zigarette, bis die Glut ein paar Zentimeter lang war.
    »Das ist jetzt wichtig, Benjamin.« Flemming beugte sich vor. »Versuch, dich ganz genau zu erinnern, was du gesehen hast, als du in die Küche gekommen bist.«
    Benjamin schloss einen Moment die Augen, bevor er antwortete. »Sie lag vor den Spülmaschinen. Eine stand offen, aber sie hatte noch kein Spülmittel hineingetan.« Er zog ein letztes Mal und drückte die Zigarette in die Untertasse, die Frank Janssen ihm hingeschoben hatte. »Sie lag halb auf der Seite, und sie hatte einen Arm über dem Kopf. Ihre Augen waren … ganz tot, wie … und außerdem hatte sie diese eklige Rille am Hals. Ich habe sofort gewusst, dass man sie ermordet hatte.«
    »Was hast du gemacht?«
    »Ich bin zur Eingangstür gelaufen, ziemlich schnell. Ich konnte mir ja denken, dass der Mord passiert sein musste, als ich mit dem Müllsack im Schuppen war, also, ich dachte, der Mörder sei vielleicht noch im Haus, und dann war ich so … ich bin in Panik geraten.« Er schluckte. »Eigentlich wollte ich mit meinem Handy die Polizei rufen, sobald ich in Sicherheit war, aber ich bin dann, ohne anzuhalten, nach Hause gefahren. Ich habe mich einfach nicht getraut anzuhalten, ich habe mir vorgestellt, dass der Mörder hinter mir im Auto sitzt und nur darauf wartet, dass ich stoppe, damit er mir auch eine Schnur um den Hals legen kann.« Seine Stimme zitterte, er musste eine Pause machen.
    »Tief durchatmen, Benjamin.« Franks Stimme. »Langsam und ruhig. Ich hole dir gleich eine Cola.«
    Benjamin riss sich zusammen. »Ich bin aus dem Auto gerannt, ohne abzuschließen, direkt in die Wohnung. Von dort aus wollte ich die Polizei anrufen.« Er zündete sich eine neue Zigarette an. »Ich wollte es wirklich, aber meine Mutter

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