Die guten Schwestern
Dänen.
»Imponierend«, sagte er.
»Ja, nicht wahr«, sagte Svendsen und betrachtete stolz sein Werk. »Sollen wir wieder runtergehen…?«
Svendsen setzte sich an seinen Rechner und loggte sich mit einem Paßwort ein. Der richterliche Beschluß lag neben der Tastatur. »Jetzt habe ich Zugang zum Datenspeicher«, sagte er. »Was haben Sie für Informationen?«
Charlotte Bastrup sah in ihr Notizbuch und las vor, was sie aus den Zahlungsbestätigungen abgeschrieben hatte: »12. März 1999, 13.59 Uhr. Ich habe auch noch einige Terminalangaben. Brauchen Sie die?«
»Das ist erst mal nicht nötig«, sagte Svendsen. Er gab das Datum und die Uhrzeit ein. Nach einigen Augenblicken erschien eine Reihe von Transaktionsberichten in einzelnen Kolonnen. Dreizehn Fahrzeuge hatten am 12. März 1999 um 13.59 Uhr die Brücke passiert und mit Kreditkarte bezahlt.
»Haben Sie die Kartennummer?« fragte Svendsen.
Bastrup las vor:
»Dankort Nr. 4573 3002, viermal x, 8652.220 Kronen. Terminal 9006015-07699. Ref. Nr. 7799, Nr. 234801. Spurnr. 15, Kat. 2.«
»Danke, danke, schon viel zuviel«, sagte Svendsen und gab seine Angaben ein. Auf dem Schirm tauchte ein Fahrzeug auf. Es war der digitale Ausdruck eines Videos und nicht sonderlich scharf, aber er zeigte deutlich einen blauen, nicht mehr ganz neuen Toyota Corolla von oben.
»Irmas Auto«, sagte Bastrup, obwohl das Nummernschild noch nicht zu erkennen war.
Svendsen drückte auf verschiedene Tasten. Das Übersichtsbild verschwand, und jetzt war das Auto schräg von oben und aus etwas größerer Nähe zu sehen. Das war Kamera 2. Sie hatten Glück. Sie konnten Irmas Gesicht erkennen, aber nur weil sie wußten, daß sie es sein mußte. Das Bild war nicht sehr scharf. Aber so viel sahen sie doch, daß sich eine zweite Person auf dem Beifahrersitz zu befinden schien.
»Die Qualität ist nicht die beste«, sagte Svendsen. »Wir halten sie absichtlich gering, um Platz auf der Festplatte zu sparen. Wollen Sie das letzte Bild sehen?«
Toftlund spürte sein Herz klopfen. Svendsen drückte einige Tasten. Kamera 3 zeigte deutlich das Nummernschild, aber weder Irmas Gesicht noch das des Beifahrers war zu sehen. Man sah Irmas Hände auf dem Lenker und konnte eine weitere Hand erahnen, die sich auf den oberen Rand des Armaturenbretts zu stützen schien. Es war eine schlanke Hand mit langen gepflegten Nägeln. Sie konnten auch einen Nacken mit kurzem, lockigem schwarzen Haar erkennen, als ob die betreffende Person sich gerade vorbeugte. Vielleicht um einen hingefallenen Gegenstand aufzuheben, ein Feuerzeug oder eine Zigarette?
»Eine Frau!« riefen Toftlund und Bastrup gleichzeitig aus.
»Wollen Sie einen Ausdruck haben?«
»Ja bitte.«
Svendsen druckte die drei Bilder aus und wiederholte den Durchgang für die Rückfahrt, die Irma ebenfalls mit ihrer Dankort bezahlt hatte. Die Transaktion zeigte, daß sie die Brücke in Richtung Seeland am folgenden Tag, dem 13. März, überquert hatte. Auf diesen Bildern war ihr Gesicht nicht zu erkennen, aber es war deutlich, daß sie allein war, es sei denn, jemand hatte sich bewußt im Auto verborgen. Sie hatte die Mautstation um 20.32 Uhr passiert. Auch auf den anderen Bildern, die Svendsen mit Hilfe von Bastrups Angaben aufrief, war Irma allein. Zumindest war nicht definitiv festzustellen, ob noch jemand im Auto saß. Aber das paßte zu den übrigen Buchungen, die ihnen zugänglich gewesen waren. Am selben Tag, dem 12. März, hatte Irma kurz hinter der deutschen Grenze mit einer Benzinkarte getankt. Am nächsten Morgen hatte sie mit ihrer Eurocard an einem Automaten auf dem Hamburger Flughafen 300 DM abgehoben. Für wen war dieses Geld gedacht? Sie hatte keinen Beleg darüber in ihrem Portemonnaie gehabt. Auf dem Weg nach Kopenhagen am 13. März hatte sie noch einmal bei Kolding getankt. Am 14. März hatte sie mit ihrer Eurocard ein Flugticket nach Zürich bezahlt, ein teures Business-Class-Ticket mit Abflug zwei Tage später und einem Rückflug über Brüssel. Sie hatte die Karte telefonisch gekauft und ihre Eurocard -Nummer angegeben. Am 27. März ist sie nach Dänemark zurückgekehrt. Von ihrem Aufenthalt in Zürich gibt es keine elektronischen Spuren. Am 20. März hatten sie bereits ihren Suchscheinwerfer auf sie gerichtet. In der Woche davor hatten sie ihren Namen erhalten und ihn mit Edelweiß in Verbindung gebracht. Als sie im Flughafen Kopenhagen ankam, wurde sie festgenommen. Seitdem hatte Irma sich mehr oder weniger auf die Rechte
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