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Die guten Schwestern

Die guten Schwestern

Titel: Die guten Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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wäre nicht witzig, wenn es ein Däne wäre, der da irgendwo im NATO-System hockt und mehr an fremde Mächte als ans Vaterland denkt.«
    »Wahrscheinlich ist er heute pensioniert. Und glaubt, die Vergangenheit ist vergangen und vergessen.«
    »Die Vergangenheit ist nie vergangen«, sagte Vuldom. »Willkommen an Bord also. Und halte mich auf dem laufenden. Regelmäßige Berichte. Die Sache ist mir nicht egal.«
    »Gut«, sagte Per Toftlund und mußte plötzlich daran denken, was Lise dazu sagen würde, daß die Zeit mit festen Schichten und regelmäßigen Essenszeiten nun zum ersten Mal in ihrer Ehe nicht mehr galt. Dann verscheuchte er den Gedanken und machte sich auf den Weg zu seinem neuen Büro. Sein Herz schlug schneller, und er fühlte sich so gut wie seit langem nicht mehr. Es war nicht wie das Glücksgefühl, das er empfand, wenn er neben Lise aufwachte, sondern eher wie jenes Gefühl, das in ihm aufstieg, wenn er sich bei einer Nachtübung an Land geschlichen und die Sprengladungen angebracht hatte und sich wieder ins schwarze Wasser hatte gleiten lassen. Nie hatten die verteidigenden Soldaten oder die Angehörigen des Territorialheeres entdeckt, daß er dagewesen war. Es war die Befriedigung, die der Jäger empfindet, wenn die Jagd auf die Beute begonnen hat.

9
     
    P er Toftlund war überrascht, wie sehr er seinen alten Job eigentlich vermißt hatte. Er mußte verdrängt haben, daß er so viel für ihn bedeutete. Das wurde ihm klar, als er sich mit einer Energie an die Arbeit machte, die Jette Vuldom freute und in ihrem Entschluß bestätigte, ihn zurückzuholen. Lise versuchte, ihre Unzufriedenheit wegen seiner plötzlichen körperlichen und geistigen Abwesenheit zu verbergen. Über Nacht verwandelte er sich von einem Menschen mit festen Zeiten, der pünktlich wie ein Bankangestellter war, in einen Ehemann, von dem sie nie wußte, wo er war. Sie wollte ihm ihre Unzufriedenheit nicht zeigen, weil sie sich vor vielen Jahren geschworen hatte, nicht eine dieser kleinkarierten Hausfrauchen zu werden, die ihre Männer bremsten und hemmten. Schon in ihrer Ehe mit Ole hatte sie daran festgehalten, daß in einer Zweierbeziehung Gleichheit herrschen mußte. Daß es wichtig war, daß beide die Möglichkeit hatten, sich in ihrer Arbeit und in ihrem Leben zu verwirklichen, solange man sich loyal zueinander verhielt. Aber im Innern wußte sie eigentlich nur zu gut, daß sie ihren Mißmut darüber nicht verbergen konnte, daß Pers Job mit einem Mal wichtiger war als sie und er auch noch aufblühte dabei. Sie fand sich unförmig wie eine Kuh. Vermißte ihren eigenen Job, obwohl sie sich auf ihren Mutterschaftsurlaub gefreut hatte. Und hatte plötzlich Angst, daß ihn nicht einmal sein neugeborenes Töchterchen würde halten können. Aber das Schlimmste war, daß sie ihn im Grunde gut verstand. Daß sie ihn um seine Freiheit beneidete. Sie hatten zusammen einen Rhythmus gefunden, den er plötzlich durchbrochen hatte wie eine Melodie, die inmitten eines schönen Tons brutal abbrach. Sie hatten den Rahmen für ein gemeinsames Dasein geschaffen. Nach dem Attentat auf Sara Santander hatten sie beide einen gefühlsmäßigen Schock erlitten, aber sie hatten es geschafft, etwas Neues aufzubauen, von vorne anzufangen. Und plötzlich war dieser Rahmen fundamental von ihm verändert worden. Sie sah, daß er so glücklich war. Er stand unter Druck. Es war mehr als deutlich. Der Fall ging ihm ständig durch den Kopf, aber gestreßt war er nicht. Er gedieh unter diesem Druck und dieser Herausforderung. Und dann erkannte sie in dieser tollkühnen Selbstsicherheit, mit der Per plötzlich auftrat, genau den Mann wieder, in den sie sich einst verliebt hatte – was ihr Gefühlsleben noch komplizierter machte. Per war wieder der Mann, mit dem sie ihrem Gatten untreu geworden war. Aber eine Affäre mit einem aufregenden Mann zu haben war das eine. Aber das andere war, daß man sich diese Unberechenbarkeit von einem Ehemann eigentlich nicht so richtig wünschte. Ob es vielleicht so zusammenhing?
    Am frühen Morgen kam er von seinem Waldlauf zurück, platzte vor Energie und war schon pfeifend und mit diesen federleichten, sexy Boxerschritten aus der Tür, als sie noch mit Struwwelhaar, der Hand im Kreuz und einem Bauch herumstand, den sie wie einen unförmigen Ballon vor sich hertrug und der die ganze Küche auszufüllen schien. Warum sollte man sich mit so einer Figur schön machen? Aber das Schlimmste war, daß er mit ihr nicht über seine

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