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Die guten Schwestern

Die guten Schwestern

Titel: Die guten Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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er eigentlich wollte.
    »Nein. Es ist nur ein Gefühl. Vielleicht eine Reaktion auf unsere Unterhaltung während des Spaziergangs vorhin. Ein Gefühl, das darauf gründet, daß Maria Bujić, wie Sie sie nennen, sich mit so vielen verschiedenen Personen trifft und die Treffen in den letzten zwei Jahren häufiger geworden sind.«
    »Es ist gar nicht ausgemacht, daß sie etwas mit der Sache zu tun hat.«
    Gelbert trank seinen Kaffee aus und schaute ihm in die Augen.
    »Und was sagt Ihnen Ihr Instinkt?«
    »Daß sie was damit zu tun hat. Sie ist eine Art Schlüsselperson. Ich weiß nur nicht, in welches Schloß der Schlüssel paßt.«
    »Na sehen Sie. Darf ich Ihnen noch einen Rat geben?«
    »Bitte.«
    »Mit unsern Verbündeten in Budapest und Prag gibt es keine Probleme. Wie abgemacht haben wir ihnen die relevanten Unterlagen über unsere Freundin geschickt. Aber später in Preßburg, wenn Sie sich mit meinem sogenannten slowakischen Kollegen treffen, sollten Sie vielleicht nicht ganz so vertraulich mit ihm reden, wie wir das tun können. Ich glaube nicht, daß er oft mit Frau Vuldom spricht. Um es mal so auszudrücken.«
    »Konstantin. Vielleicht könntest du dich etwas klarer ausdrücken«, sagte Toftlund.
    Gelbert lachte sein Fistellachen und reichte seine Hand über den Tisch.
    »Na gut, Per. Let’s cut the bullshit, wie sie in den Staaten sagen. Mein verehrter Kollege Eduard Findra stammt noch aus Mečiars Regiment. Vielleicht ist er nicht so ganz loyal gegenüber seiner neuen westlich orientierten Regierung oder meinetwegen auch der NATO. Er hat schon im alten tschechoslowakischen Sicherheitsdienst gearbeitet. Als Tscheche wär er längst aufs Altenteil geschickt worden. Die Slowaken sind da nicht so zimperlich. Sie müssen die Talente nehmen, die dieses Volk nun mal hat.«
    »Mečiar? Der Name sagt mir was, aber ich kann ihn nicht so richtig einordnen.«
    »Nein, warum solltet ihr auch verfolgen, was sich in einem fernen mitteleuropäischen Land politisch abspielt«, sagte Gelbert spitz. »Mečiar ist ehemaliger Boxer, Bandit, Ministerpräsident, Nationalist, alter Kommunist und in der Bevölkerung viel zu populär. Seit letztem Jahr wird die Slowakei von einer neuen Regierung geführt, einer breiten demokratischen Koalition. Sie versucht nun im Wettlauf mit der Zeit die Slowakei auf EU- und NATO-Kurs zu bringen. Wie wir andern auch. Mečiar manövrierte die Slowakei aus der guten Gesellschaft hinaus. Im Sommer wird in der Slowakei ein neuer Präsident gewählt. Da kann Mečiar immer noch Unruhe stiften. Herr Findra, der den slowakischen Sicherheitsdienst leitet, wurde von Mečiar eingesetzt. Er lebt auf Abruf, aber er lebt. Ich bin sicher, daß er seine patriotische Pflicht tut, aber Pflicht ist das eine, freundschaftliches Vertrauen das andere.«
    »Ich werde an deine Ratschläge denken, Konstantin.«
    »Dann hoffe ich, sie waren gut«, sagte er und hob den Arm. Die Bedienung kam sofort. Gelbert mußte ein gerngesehener Gast des Restaurants sein, in dem, wie Toftlund aus den Preisen ersehen konnte, normale polnische Bürger mit ihren niedrigen Löhnen nur selten verkehrten.
    Toftlund nahm eine Taxe zum Hotel zurück. In der Lobby saß sein Fahrer vom Vormittag. Der hatte einen langen Arbeitstag, tatsächlich. Ohne ein Wort reichte er Toftlund einen dicken gelben Umschlag und wünschte kurz eine gute Nacht.
    Mit einem Whisky aus der Minibar setzte sich Toftlund in den einen Sessel, der im Zimmer stand, und öffnete den Umschlag. Er enthielt die Fotos und die wichtigen Berichte auf englisch. Sie hatten hart gearbeitet. Die Dokumente wiesen nicht die charakteristische Schreibmaschinenschrift der Originale auf, sondern eine moderne Computertypographie. Eine handgeschriebene Notiz war an den Stapel geheftet. Von Gelbert, so als hätte er das Gespräch des Abends im voraus orchestriert:
     
    »Lieber Per,
    beiliegend die versprochenen Unterlagen in Kopie. Selbstverständlich garantieren wir die Authentizität der Originale. Falls deine Untersuchungen in Preßburg Komplikationen nach sich ziehen, könntest du überlegen, Pavel Samson zu kontaktieren. Er war Mitarbeiter des befreundeten Geheimdienstes, wurde von Mečiar aber zur Kripo versetzt. Dies ist seine Privatnummer. Er verdient unser Vertrauen. Gute Reise nach Preßburg, und überbringe Frau Vuldom meine besten Wünsche für Glück und Gesundheit. Dein Konstantin.«
     
    »Alle Achtung«, sagte Toftlund laut, dann nahm er seinen linierten A4-Block zur Hand und

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