Die Haarteppichknüpfer - Roman
Wehe, einer kam dem Zug zu nahe! Sofort sprach die Peitsche; knallend bahnten die Reiter eine breite Furt durch die Neugierigen, um Platz zu schaffen für die Wagen, die folgten.
Gezogen wurden die Wagen von großen, zottigen Baraq-Büffeln, deren Fell verfilzt war und stank, wie nur Baraq-Büffel stinken können. Quietschend, ratternd und holpernd kamen die Wagen daher, mit ihren unrunden, eisenbeschlagenen Rädern mühsam vertrocknete Furchen auf der Straße zermahlend. Jeder wusste, diese Wagen waren beladen mit kostbaren Dingen aus entlegenen Gegenden, waren voll gepackt mit Säcken seltener Gewürze, mit Ballen feiner Stoffe, mit Fässern kostspieliger Delikatessen, Ladungen edler Hölzer und mit Schatullen, randvoll mit unbezahlbaren Edelsteinen. Grimmig dreinblickende Fuhrleute hockten auf den Kutschböcken und trieben die gleichmütig dahintrottenden Büffel an, damit die nicht innehielten angesichts der ungewohnten Aufregung ringsumher.
Prachtvoll geschmückt und von sechzehn Büffeln gezogen kam der große Wagen, in dem der Händler mit seiner Familie wohnte. Jeder reckte den Hals in der Hoffnung, einen Blick auf Moarkan selbst werfen zu können, aber der Händler ließ sich nicht sehen. Die Fenster waren verhängt, und auf dem Kutschbock saßen nur zwei missmutige Fuhrleute.
Und dann schließlich kam der Haarteppichwagen. Ein Raunen ging durch die Menge am Straßenrand. Man zählte nicht weniger als zweiundachtzig Büffel, die den stählernen Koloss zu ziehen hatten. Kein Fenster und keine Luke wies der gepanzerte Kasten auf, nur eine einzige enge Tür, zu der allein der Händler selbst den Schlüssel besaß. Gewaltig knirschend gruben sich die acht breiten Räder des tonnenschweren Giganten tief in den Weg, und der Fuhrmann musste ständig die Peitsche ins Fell der Büffel beißen lassen, um voranzukommen. Begleitet wurde der Wagen von berittenen Soldaten, die misstrauisch umherspähten, als befürchteten sie, jeden Augenblick von einer Übermacht angegriffen und beraubt zu werden. Jeder wusste, dass in diesem Wagen die Haarteppiche transportiert wurden, die der Händler auf seinem Zug bereits gekauft hatte, und außerdem das Geld für die Haarteppiche, die er noch kaufen würde, unermesslich viel Geld.
Weitere Wagen folgten: die Wagen, in denen die höheren Bediensteten des Händlers lebten, Verpflegungswagen für die Soldaten und Wagen, um Zelte und allerlei Gerät zu transportieren, das eine solch gewaltige Karawane brauchte. Und am Schluss des Trosses rannten die Kinder der Stadt, johlten und pfiffen und schrien voller Begeisterung über das erregende Schauspiel.
Unter Fanfarenklängen rollte der Tross auf dem großen Marktplatz ein. Fahnen und Standarten flatterten an hohen Masten, und die Handwerker der Stadt legten letzte Hand an ihre Stände, die sie in einer Ecke des großen Marktes errichtet hatten und auf denen sie ihre Waren feilboten in der Hoffnung, mit den Einkäufern des Händlers ein gutes Geschäft zu machen. Als die Wagen der Händlerkarawane zum Stillstand kamen, begannen auch die Bediensteten des Händlers sofort mit dem Aufbau von Ständen und Verkaufszelten. Der Platz hallte wider von Stimmengewirr, von Rufen und Gelächter, vom Klappern der Werkzeuge und Gestänge. Die Einwohner Yahannochias drückten sich scheu am Rande, denn die berittenen Soldaten des Händlers lenkten ihre stolzen Tiere durch das geschäftige Treiben und legten die Hand drohend auf die Peitsche am Gürtel, wenn ihnen einer der Stadtleute zu vorwitzig wurde.
Die Stadtoberen erschienen, in ihre prachtvollsten Gewänder gekleidet und von Stadtsoldaten eskortiert. Die Leute aus dem Gefolge des Händlers machten ihnen Platz und gaben eine Gasse frei, durch die sie zum Wagen Moarkans schritten. Dort warteten sie geduldig, bis von innen ein kleines Fenster geöffnet wurde, durch das der Händler heraussah. Er wechselte einige Worte mit den Würdenträgern und gab dann einem seiner Bediensteten einen Wink.
Dieser, der Ausrufer des Händlers, erklomm flink wie eine Kletterechse das Dach des Händlerwagens, wo er sich breitbeinig hinstellte und, die Arme weit ausgebreitet, schrie: »Yahannochia! Der Markt ist eröffnet!«
»Wir hören hier seit einiger Zeit merkwürdige Gerüchte über den Kaiser«, sagte einer der Stadtoberen zu Moarkan, während ringsum der Trubel der Markteröffnung losging. »Wisst Ihr vielleicht Näheres?«
Moarkans listige kleine Augen verengten sich. »Von welchen Gerüchten sprecht Ihr,
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