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Die Habenichtse: Roman (German Edition)

Die Habenichtse: Roman (German Edition)

Titel: Die Habenichtse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Hacker
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auflachte. Es war ein zorniges Lachen.
    –Andras, sagte er, wollte mir demonstrieren, wie Suchhunde arbeiten, zwischen all den Trümmern und in der Asche, die ihnen die Nase verklebt. Andras warf einen Blick auf Isabelles Füße. –Du hast dir Schuhe gekauft. –Ihr kotzt mich beide an, Peter warf im Aufstehen beinahe den Stuhl um, der eine spielt verrückt, und die andere hat nichts Besseres zu tun, als Shopping zu machen. Als die Tür hinter ihm ins Schloß gefallen war, öffnete Isabelle endlich den Mund. –Was ist los mit euch?
    Doch Andras starrte stumm auf Isabelles Schuhe, nahm ihr die Tüte aus der Hand, holte einen nach dem anderen die beiden Turnschuhe heraus, stellte sie auf seinen Schreibtisch und strich sacht mit seinem Finger über die Schnürbänder, die Zunge, die Kappe. –Andras, hör auf damit! Es war still, auch hier war es still. Eine S-Bahn näherte sich stockend, blieb stehen. Andras drehte sich zwei-, dreimal um die eigene Achse, setzte sich auf die Tischplatte. Die S-Bahn war wieder angefahren, gewann an Fahrt, war verschwunden, bevor Isabelle sie mit den Augen zu fassen bekam, aber da war schon der nächste Zug, stand still, ruckte ein paar Meter vorwärts, hielt erneut an, und hinter den Scheiben tauchten Gesichter auf, als preßten sie sich nicht gegen Fensterglas, sondern gegen eine Linse, die vergrößerte, entstellte.
    –Du bist ganz blaß, murmelte Andras, zögerte, ging ins Vorzimmer, das gleichzeitig als Küche diente, Honiggläser, Geschirr, Teebeutel, eine Espressomaschine, eine transportable Küche, schwer wie ein Eisenschrank, die Gasflasche unter dem Spülstein, zwei Flammen. Er setzte den Kessel auf, stellte auf ein Tablett eine Tasse, die Zuckerdose, das Milchkännchen, vergaß es zu füllen, wartete, bis das Wasser kochte, goß Tee auf. Im hinteren Raum hatten Isabelle und Hanna gearbeitet, im vorderen die beiden Männer. Nach Hannas Tod war Andras zu Isabelle gezogen, hatte Drähte die Wand entlang gespannt, um seine Entwürfe aufzuhängen und Isabelles dazu. Grünes Linoleum im hinteren Raum, rotes im vorderen, das Vorzimmer war blau. Isabelles Schreibtisch stand im rechten Winkel zwischen den beiden Fenstern, vor denen die Züge und S-Bahnen vorbeifuhren. Neben dem Computer, dessen Bildschirm über einer Kugel zu schweben schien, lagen in bunten Schüsselchen Radiergummis, Spitzer, kleine Fläschchen mit bunter Tinte, standen in Gläsern Stifte und Federn. Andras hatte sie ermuntert, wieder mit der Hand zu zeichnen, sogar zu aquarellieren, wie sie es als Schülerin zuletzt getan hatte, und sie gewöhnte sich an seine Arbeitsweise, zeichnete oft stundenlang Straßenszenen, Interieurs, Serien von Bildern, um erst ganz zum Schluß die eigentliche Aufgabe in Angriff zu nehmen. –Es funktioniert, hatte sie Peter triumphierend gesagt, du siehst doch, keine Zeitverschwendung, im Gegenteil. Sie liebte das Büro. New concept – new life , das war es gewesen, für sie jedenfalls, als sie in Berlin eingetroffen war, über eine Wohnungsannonce Alexa und durch Alexa Hanna gefunden hatte. Alles verdankte sie Alexa, hatte sich an sie geklammert, bis Alexa zu Clara zog und Isabelle zwang, endlich eine eigene Wohnung zu suchen.
    Andras stellte das Tablett ab, kehrte noch einmal um, holte Kekse und ein Glas Honig, setzte sich. –Du bist blaß, trink eine Tasse Tee. Gestern um diese Zeit hatte Isabelle überlegt, ob sie Ginka bei den Vorbereitungen helfen sollte, und mit zwiespältigem Vergnügen den Abend erwartet, den Trubel und den Alkohol, die unausweichliche Choreographie dieser Abende, die Ginkas Stolz waren. Sie machte keinen Hehl daraus, daß sie Singles als Gäste generell bevorzugte, und auch zehn Paare kurz vor der goldenen Hochzeit hätten sie nicht abgehalten, ihre Party zu einer Single-Party zu machen. In den ersten Minuten schon trennte sie Partner voneinander, mit ein paar beißenden Sätzen, einem Kompliment, einer spöttischen, herablassenden Bemerkung, unfehlbar in ihrem Instinkt, den Punkt zu treffen, der die Liebenden entzweien würde und in jedem einzelnen den Wunsch weckte, wenigstens für diesen Abend angenehmere und aufregendere Gesellschaft zu finden. Man hätte es ihr übelgenommen, hätte nicht das Ergebnis ihre Taktik gerechtfertigt – nach weniger als einer halben Stunde hatten sich die festgelegten Formationen aufgelöst, und jeder gab sein Äußerstes an Charme und Unterhaltsamkeit, um auf diesem Karussell jemanden an sich zu binden, wohl wissend, daß

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