Die Habenichtse: Roman (German Edition)
Street entfernt – ein Restaurant an, stieß mit beiden Händen, als wollte sie etwas erproben, die Türe weit auf, und er folgte ihr. Bentham und Alistair saßen an dem Tisch, der dem Eingang am nächsten stand. Für einen endlosen Augenblick sah Jakob, wie die beiden ihre Blicke neugierig auf Isabelle richteten, sie stolperte, ein Kellner schoß herbei, ein zweiter folgte ihm, sie drängten Jakob in den Hintergrund, hinter ihm schwang die Tür wieder zu. Er spürte, wie Alistair, nachdem er sich an Isabelle satt gesehen hatte, an ihrem minzgrünen Röckchen, den Turnschuhen (sie hatten keine Schuhe gekauft, dachte Jakob schuldbewußt), ihn entdeckte, den blonden Schopf überrascht hochriß, amüsiert, während Isabelle einem der Kellner ihre Regenjacke aushändigte und das kurze T-Shirt zum Vorschein kam, weiß, verwaschen. Gleich einem Schüler fand Jakob sich vor Bentham stehen. Er fühlte, daß er errötete. –Hoffentlich war Ihr Spaziergang weniger hastig, merkte Bentham an, erhob sich vorsichtig, den schweren Oberkörper in prekärem Gleichgewicht über den Tellern ausbalancierend, und streckte erst Isabelle, dann Jakob eine nicht sehr große Hand entgegen. Die Berührung war warm und tröstlich, Jakob lächelte endlich, murmelte etwas, die Augen, die ihn aufmerksam betrachteten, waren verblaßt, ein mattes Violett umgab die braune Iris. Eine Speisekarte wurde Jakob vor die Nase gehalten, eine Flasche Wein auf den Tisch gestellt, Bentham machte eine kleine Geste und brummelte etwas, das Jakob nicht verstand, die Kellner aber begriffen sofort und schenkten die Gläser voll.
–Regent’s Park ist zu jeder Jahreszeit empfehlenswert, aber natürlich regnet es häufig, sagte Bentham, blickte zu Alistair und Isabelle, die unschlüssig nebeneinanderstanden, und Bentham stand auf, deutete eine Verbeugung an. Isabelle setzte sich, sie nahm Fahrt auf wie ein kleines Schulsegelboot, entzückend, jungmädchenhaft, ein Optimist in günstigem Wind, und da sagte Alistair etwas, machte einen Vorschlag, dem Isabelle zustimmte, dem Bentham zustimmte, aber Jakob hatte Bentham angeschaut und nichts gehört.
Irgendein Geräusch weckte sie morgens, wenn das Bett neben ihr schon abgekühlt war, die Bettdecke über den Rand hing wie erstarrt. Sie wußte nicht, was es war, und später, als sie hinuntergegangen war ins Erdgeschoß, hörte sie die Nachbarn lärmen, nicht jeden Tag, aber oft genug, um darauf zu warten. Wenn es windig war, klapperten die Fenster. Es war schon Anfang März, die Anzeichen des Frühlings mehrten sich, weitere Umfragen über den Irak-Krieg wurden veröffentlicht, sie kaufte am Kiosk neben der U-Bahn-Station den Guardian , in der Falkland Road gab es einen Lebensmittelladen, und zu Sainsbury’s in Camden Town war es auch nicht weit. Ginka rief an, Alexa, sogar ihr Vater, sie fragten, ob es jetzt, da sich der Einmarsch der Amerikaner und Briten im Irak abzeichnete, nicht zu gefährlich sei und ob sie mit der U-Bahn fahre, unvermeidlich, sagte ihr Vater, daß etwas geschehe, früher oder später. Jakob bemühte sich, nicht allzu spät aus dem Büro zu kommen. Alistair war ihr erster Gast, zu Hühnchen bot Isabelle ihnen Erbsen in Minzsoße an, sie hatte nicht gewußt, daß es Minzsoße wirklich gab. Bentham, sagte Jakob, wolle sie einladen, und Jakob kaufte sich einen dunkelblauen Anzug und zwei Hemden von Paul Smith, sie waren in der Regent’s Street gewesen, aber Isabelle lief noch immer in Turnschuhen herum, unkenntlich grau nach einer Woche. Obstbäume blühten, Blumen im Park und in den kleinen Vorgärten, auf der Fensterbank vor dem Schlafzimmer in verblichenen Blumenkästen die Osterglocken. –Hier schneit es, sagte Andras am Telefon, ich sehe aus dem Fenster, Schneeflocken sind das. Die Kunden rennen uns die Bude ein. Alles geht weiter wie bisher, ist das nicht wunderbar?
Jakob sah Bentham jetzt jeden Tag. Er kam nicht vor elf Uhr, saß bei Maude, dann in der Bibliothek bei Mister Krapohl, stieg schließlich die Treppen langsam, mit schweren Schritten hinauf (den Aufzug benutzte er nicht), hielt brummelnd vor Jakobs Tür, höflich, nicht einladend, ein Tanzbär, der seine Kunst für sich behielt. Um fünf Uhr brachte Maude auf einem Tablett ein Glas heiße Milch mit Honig, weil Bentham Tee nicht leiden konnte, nicht nachmittags, er war, sagte er Jakob, ein alter Mann mit einer alten Stimme, der heiße Milch mit Honig guttat, und Maude verbot ihm, vor sechs Uhr Whisky zu trinken. Das Jackett
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