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Die Habenichtse: Roman (German Edition)

Die Habenichtse: Roman (German Edition)

Titel: Die Habenichtse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Hacker
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also kill untold thousands. He’s not accounted for these materials , las Jakob in einem Magazin, während Isabelle in der Fotokabine saß, den Stuhl hinauf- und hinunterdrehte, aber das ist doch alt, dachte er, das ist doch Bushs Rede vom Januar. Die schwerste Entscheidung meines Lebens, war das Blair?, und aus der Türkei die Nachricht, daß man zweiundsechzigtausend Soldaten doch nicht durch das Staatsgebiet fahren lassen wollte in den Irak. Immer wieder das Wetter, drohende Hitze. Sandstürme. Die Körper eingezwängt in ihre Schutzanzüge. Der Vorhang bewegte sich zur Seite, Isabelle schob, vorsichtig tastend, den Fuß aus der Fotokabine, eine Hand am Drehstuhl, dann richtete sie sich auf, stellte sich neben ihn. Sie warf auf eine der Überschriften einen Blick, zuckte zurück. Hinter dem Tresen hob der Verkäufer den Kopf und musterte sie mit schwarzen, harten Augen. The materials to produce as much as 500 tons of sarin, mustard and VX nerve agent , las Jakob, als, gewellt, das Foto aus dem Schacht fiel, in der warmen Luft hängenblieb, das Geräusch des Gebläses kaum hörbar durch den Straßenlärm von draußen. What does the whole of our history teach us, I mean British history in particular? That if when you’re faced with a threat you decide to avoid confronting it short term, then all that happens is that in the longer term you have to confront it and confront it an even more deadly form. Dann waren die Fotos getrocknet, viermal lächelte Isabelle erwartungsfroh, –du kannst mir eines geben, sagte Jakob, für meine Brieftasche, und sie überquerten die Straße, Isabelle füllte das Formular aus, während Jakob bezahlte, das Wechselgeld einsteckte, und währenddessen fiel die Rolltreppe aus, so daß sie die einhundertfünfundsiebzig Stufen der Wendeltreppe hinuntersteigen mußten. Aber kaum standen sie am Bahnsteig, fuhr aus dem engen Tunnel der Zug ein, nahm sie auf, Wärme und maßvolle Geschwindigkeit und Gesichter, die desinteressiert nebeneinander mit den Bewegungen des Zugs schlingerten, zuweilen mit einem Ruck Gesicht und Hals und Oberkörper in Balance brachten. Die beiden bekamen Sitzplätze nebeneinander, ihre Hände berührten sich, sie waren ermüdet und mit dem winzigen Mißtrauen zu großer Nähe ineinander verwoben und von dem Wunsch beseelt, sich voneinander zu entfernen. Unmerklich verlagerte Isabelle ihr Gewicht von rechts nach links. Die stikkige Wärme rötete ihr Gesicht, sie rückte von Jakob ab, er behielt die Leuchtanzeige mit den wandernden Buchstaben im Auge, fürchtete plötzlich, statt des Namens der nächsten Station könnte eine Warnung auftauchen, Alert! Terror Attack! , der Zug stockte, blieb auf der Strecke stehen, setzte sich wieder in Bewegung, und Jakob gab sich auch einen Ruck, sein Gesicht wurde fester, männlicher, und dann stand da Charing Cross, sie stiegen aus. Es war schon dunkel, die geschäftigen Lichter der Autos, Läden, Cafe´s verzerrten die Konturen, Turbulenzen entstanden, Berührungen, Rempeleien, Blicke rissen die beiden aus dem eigenen Leben heraus und in etwas hinein, das futuristisch und mittelalterlich war, ein Gewimmel aus Reisenden, Händlern, Dieben, Ausrufern, Bettlern und Verrückten. Die Geschäftsleute, rastlos und mit verschlossenen Mienen. Dröhnende Beschleunigung der Bus-Ungetüme, die stolpernden, hastigen, dann verharrenden Schritte unentschlossener Passanten auf dem Weg nirgendwohin. Immer wieder wurden Jakob und Isabelle auseinandergedrängt; er fühlte, daß er ihr nichts bieten konnte, und er wurde unruhig. Es begann zu nieseln, die Tropfen brachen die Lichter, Isabelle schien es nicht zu bemerken, er wollte mit ihr Schuhe kaufen, vielleicht am Büro vorbeigehen, um ihr zu zeigen, wo er arbeitete. Sie trieb an ihm vorbei, wartete, rieb sich an ihm, wenn Entgegenkommende sie gegen ihn schoben, den Kopf hin- und herwendend, die Lippen leicht geöffnet, wie eine kleine Cousine, die man für ein Wochenende eingeladen hatte, aus einer Idee heraus, die schon vergessen war, um gleichgültige Verwandte zu befrieden oder weil man es sich nett vorgestellt hatte, einer so jungen Frau die Stadt zu zeigen, und dann drängte sich eine kleine erotische Verwirrung störend in die Unbefangenheit. Isabelle bog rechts in eine Seitenstraße ein, rief ihn, rannte ein paar Schritte vorneweg, lockte, versteckte sich hinter einem Auto, ein Übermut, der provozierend und ihm fremd war, und dann steuerte sie – nur eine Straßenecke von der Devonshire

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