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Die Habenichtse: Roman (German Edition)

Die Habenichtse: Roman (German Edition)

Titel: Die Habenichtse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Hacker
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saß eng über dem vorgewölbten Bauch, er hatte sehr kleine Füße. Den ganzen Tag klingelte das Telefon, Maude rief die Namen der Anrufer aus wie ein Zeremonienmeister, aber es hörte sie nur, wer gerade im Treppenhaus war, und dann drückte sie unterschiedliche Knöpfe, verärgert, nervös, und oft mußten die Mandanten mehrmals anrufen. –Sie rufen wieder an, grinste Alistair, du siehst ja. Und wirklich taten sie das, unverdrossen, hoffnungsvoll, damit Bentham und seine Kanzlei lösten, was sich anderswo dahinschleppte oder unklar blieb. –Wir gehen nicht vor Gericht, natürlich nicht, wir schließen meistens nicht einmal die Verträge ab, sondern entwerfen sie bloß, erklärte Alistair. Bentham kann endlose Verhandlungen nicht leiden, er macht Vorschläge, und die Mandanten nehmen einen weiteren Anwalt, der sie umsetzt oder eben nicht. Bentham ist das ziemlich egal. Vielleicht funktioniert es deswegen so gut. Nur in Deutschland brauchen wir jemanden, der die Sachen vor Ort und vor Gericht durchficht, wenn es nicht anders geht.
    Aber auch was die Fälle in Deutschland betraf, schien Bentham es nicht eilig zu haben. –Hetzen Sie sich nicht, riet er Jakob, gehen Sie mit Ihrer Frau spazieren, Maude wird Ihnen schon sagen, wenn etwas eilig ist. Sehen Sie, sagte Bentham, ich weiß einfach nicht, ob ich jemandem wie Miller wirklich wünschen soll, daß er etwa nach Berlin zieht. Was will er dort, mit seinen fünfundsechzig Jahren – ein Geschäft aufbauen? Sich um Mieteinnahmen kümmern? Es sind fast immer die wohlhabenden Leute, die sich jetzt noch um ihren Besitz sorgen, jedenfalls kommen zu uns nur die Wohlhabenden, und sie wollen keinen Vergleich, keine Entschädigung. Einsame Leute oft, und die Verfahren schleppen sich hin. Aber Sie sollten sich nicht hetzen müssen wie vermutlich in Berlin, nicht wahr?
    Trotzdem blieb Jakob bis abends in der Kanzlei, bis Alistair oder Bentham zu ihm ins Zimmer kamen und ihn nach Hause schickten. Falls Isabelle enttäuscht war, ließ sie es sich nicht anmerken. Jakob lag jetzt manchmal schlaflos, und er fragte sich, ob auch sie wach lag. Atemzüge konnten täuschen. Es war, als beobachtete man den anderen mit Hilfe eines Spiegels unbemerkt. In den nächsten Tagen wollte Alistair ihr die Soane-Collection zeigen, die man einmal im Monat bei Kerzenlicht besichtigen konnte, Jakob würde einen Mandanten treffen und vielleicht nachkommen. Alexa hatte ihren Besuch angekündigt und wieder abgesagt, doch Isabelle schien nicht allzu unglücklich darüber. Sie arbeitete tagsüber oder lief durch die Stadt, er mochte es, wenn sie ihm beim Abendessen erzählte, wo sie herumgelaufen war, sie kannte London schon besser als er. Für einen Moment, bevor er dann doch einschlief, schoß ihm durch den Kopf, daß man sich entscheiden konnte, glücklich zu sein, und schon im Halbschlaf, war diesem Gedanken nichts entgegenzusetzen.
    Morgens weckte ihn der Lärm eines Flugzeugs, das klang, als kratzte es mühsam eine Kerbe in den Himmel. Das Wetter war schön.

20
    Er lief durch den Gang, an Mänteln vorbei, an Kartons, leeren Getränkekisten, für einen Moment verebbten die Geräusche, die Musik und Stimmen aus dem Gastraum, Jim grinste, noch ein paar Minuten, und wenn die Bullen dann da waren, würde das Geschrei einsetzen, ein Gejammer, als würden Betlehems Kinder geschlachtet, und jetzt drehte irgendein Idiot die Anlage so laut, daß auch der lauteste Warnruf untergehen mußte. Der Türsteher, der Albert kannte und wußte, daß Jim für ihn arbeitete, hatte ihn gewarnt. Irgendein Schleimbeutel, hatte er grinsend erzählt, verdiente sich ein paar Pfund damit, daß er Adressen und Uhrzeiten an die Polizei weitergab, die gerne einsammelte, was sie fand, Koks, Hasch, ein bißchen Speed und Ecstasy, und eventuell den Dealer dazu. Vermutlich war es der Türsteher selber, dachte Jim, der die Bullen anrief. Aber ihm konnte es egal sein, und er hatte verkauft, was Albert ihm geliefert hatte. Es wurde lauter, Straßenlärm, irgendwo ein offenes Fenster, hinter einer dieser Türen, hatte der Typ gesagt; drei waren abgeschlossen, die vierte offen. Er schrak zurück, ein Witzbold hatte vor dem Tisch ein Skelett aufgestellt und am rechten Arm eine Lichterkette befestigt. Kleine Glühbirnen, die den Arm hinaufkletterten wie Insekten. Und hier also war das Fenster, Pappe da, wo Scheiben sein sollten, Jim schlüpfte hinaus.
    Draußen eine nicht sehr hohe Mauer, Müll, Autos, eine Werkstatt anscheinend. Ein paar

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