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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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vollkommen außer Atem.
    »Ningal wartet drinnen.«
    Sie spürte, wie ihre Brauen vor Überraschung am Haaransatz anschlugen.
    »Psst. Man wird allen Frauen Nepenthe einflößen, um sie gefügig zu machen, vor allem dir. Ningal wird dir etwas geben, das die Wirkung aufhebt. Du musst dir seine Anweisungen so schnell wie möglich einprägen.«
    »Ist Nepenthe das Gift?«
    »Nein, wie das Gift besiegt werden kann, weiß Kidu allein.«
    »Ningal ist hier?«
    »Er wollte auf keinen Fall helfen, bevor er sich nicht mit eigenen Augen überzeugt hat, dass es dir gut geht.«
    »Wann wird das Opfer stattfinden?«
    »In vierundzwanzig Doppelstunden.«
    Mit einem Nicken trat Chloe ein.
    Cheftu blickte aus der Höhe der goldenen Kammer in den Hof des Stufentempels. Dort protestierten Männer dagegen, dass man ihre Frauen, Töchter, Schwestern und Mütter für die »Reise« »erwählt« hatte.
    Doch so wollte es der Brauch. Die Ensi wurde von den allerbesten Frauen begleitet, denn nur die würden von den Göttern akzeptiert. Die Schönsten, Geschicktesten, Erfolgreichsten -die Stadt brachte sich mit ihrem Flehen um ihr gesamtes Talent, ihr gesamtes Vermögen, dachte Cheftu. Wie konnte er diese Tradition nur ändern? Eine höhere Macht als den Rat gab es nicht. Die Liste war veröffentlicht worden; sie war Gesetz.
    Die Meteoritenschauer hatten die Ängste dieser Gesellschaft ins Unermessliche gesteigert. Der neue Stern, der allen Ereignissen vorangegangen war, strahlte inzwischen noch heller. Cheftu musste Chloe fragen, was dort draußen, im All, wie sie es nannte, wirklich vorging. Ihre Nation sei auf dem Mond gelandet, hatte sie irgendwann mal behauptet. Vielleicht konnte sie ihm eine Erklärung liefern. Irgendwann mal.
    »Sagst du denn gar nichts?«
    »Was soll ich denn sagen, Puabi? Du tändelst mit dem Tod, indem du hier bleibst.«
    »Es überrascht dich, mich zu sehen, nehme ich an?«
    Er sah sie kurz an. »Nicht besonders. Du scheinst überall zu sein, wo ich bin. Das ist hier nicht anders.«
    »Deine Chloe wird sterben. Ich habe Ulu freigelassen. Irgendein Niemand hat sie zu mir geführt. Sie war mit Gold bemalt und schrecklich schlecht gefärbt. Sie wäre nie an meiner Stelle durchgegangen. Dafür war sie zu alt, und sie hatte Hängebacken. Ich habe ihr erklärt, dass sie gehen kann.«
    »Wie hat sie reagiert?«
    Puabi zuckte mit den Achseln. »Ehrlich gesagt befremdlich. Sie hat so etwas gesagt wie: >Natürlich werde ich gehen. Jetzt wo ich keinen Ort mehr habe, an den ich gehen könnte. Ich werde wohl einfach weitergehen. < Ich habe sie nicht verstanden. Aber viel wichtiger ist, ob du mich verstehst! Chloe wird sterben.«
    »Ich habe dich schon beim ersten Mal verstanden.«
    »Und das ist dir egal?«
    Cheftu zuckte mit den Achseln. »Sie ist ausgesprochen begabt im Bett.«
    »Besser als ich?«, entsetzte sich Puabi. »Das ist nicht möglich! Ich bin die Göttin!«
    Er zuckte wieder mit den Achseln. »Was passiert, wenn all das vorüber ist?«
    »Dann komme ich zurück. Ich werde wieder Ensi, und alles ist wie zuvor.«
    »Wie viele Tage wartest du, bis du zurückkommst?«
    »Rudi besteht darauf, dass ich mindestens eine Woche fortbleiben soll. Um sicherzugehen, dass mir keine Gefahr mehr droht, dass die Götter mein Ersatzopfer angenommen haben und so weiter.«
    Cheftu setzte sich. »Dann gute Reise.«
    Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Das ist alles? Mehr hast du mir nicht zu sagen? So wenig liegt dir an deiner Position?«
    Er senkte den Kopf. Ruhig. Gelassen.
    »Du solltest deine Möglichkeiten noch einmal in aller Ruhe abwägen«, warnte sie ihn. »Du bist leicht zu ersetzen.«
    Gut.
    Shama öffnete den Vorhang erneut, und Chloe trat, als Chloe gekleidet, ein. Zischend fuhr Puabi zu ihr herum. Cheftu merkte, wie sich sein Magen verkrampfte. Wie hatte das passieren können? »Du bist bestimmt Puabi?«, begrüßte Chloe die Ensi.
    Puabi richtete sich zu voller Größe auf - wobei sie sichtbar kleiner war als Chloe und im Vergleich zu ihr aufgedunsen und bleich wirkte. Das kurz geschorene Haar seiner Gemahlin ringelte sich in dicken Locken vom Kopf, und Cheftu musste lächeln. Diese Haare passten hervorragend zu ihr. Ungebändigt und lebendig.
    »Die Khamitin Chloe?«, fragte Puabi so hoheitsvoll wie nur möglich.
    »Chloe, ganz recht.«
    »Was suchst du hier? Hat Rudi dich nicht eingesperrt?« »Rudi hat mich hier hochgeschickt, weil ich dir ins Gedächtnis rufen soll, dass ein Schlitten auf dich wartet und ein

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