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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Nase.
    »Ganz ruhig«, rief der andere. »Wir werden den Gang schon finden.«
    »Sie werden uns schnappen«, schluchzte der andere. »Sie werden alles herausfinden und uns foltern -«
    Etwas Großes, Schweres und Metallisches schlug gegen die Wand und ließ beide Männer aufschreien.
    Mit eurem Lärm könntet ihr Tote aufwecken, dachte Chloe. Und ich habe eindeutig den Verstand verloren, sonst würde ich keine Witze reißen, während ich mich in demselben Raum befinde wie . zwei Männer, die wahrscheinlich keine Skrupel hatten, ihren Leichnam den vielen in dieser Kammer hinzuzufügen.
    »Da!«, sagte der eine. »Luft, spürst du?«
    »Gelobt sei Sin«, seufzte der andere.
    Wieder schabte der Zunder, und ein neues Licht flackerte auf.
    Ohne sich noch einmal umzudrehen, rasten die beiden durch den Tunnel davon, mit scheppernden Schätzen beladen und schnaufend wie überdimensionale Warzenschweine. Chloe rief sich unterdessen jedes Lied ins Gedächtnis, das sie je im Ferienlager, im College und während ihrer wenigen Jahre in der modernen Welt gelernt hatte. Stunden verstrichen, ehe sie die Augen wieder zu öffnen wagte.
    Es war wieder stockfinster, doch sie spürte einen leichten Luftzug.
    Sie steuerte darauf zu und kreischte auf, als sie ein Geräusch hörte. Sie war an einer Leier entlanggestrichen - der leise Laut hatte sich angehört wie der Ruf eines Menschen.
    Alle Kräfte verließen ihren Körper, bis sie zuletzt auf dem Boden kauerte, die Arme um die angezogenen Knie geschlungen, den Kopf auf die Knie gepresst. Ein Millimeter weiter, und sie wäre direkt dagegen gerumpelt. Dann hätten die Räuber sie gehört -
    Die Erleichterung kam in einem eisigen, schweißigen Schauer.
    Chloe kroch langsam zu der Öffnung, die von den beiden Männern aus der Wand gebrochen worden war. Tastend vergewisserte sie sich, dass die beiden ein Stück der gekalkten Wand durchstoßen hatten - den Verputz über dem zum Brunnen führenden Tunnel, der zirka einen halben Zentimeter dick war. Die hereinströmende Luft war deutlich zu spüren.
    Sollte sie auf Nimrod warten? Oder lieber selbst aktiv werden?
    Auf der einen Seite lagen Tod und Verwesung, auf der anderen Ungewissheit und Gefahr.
    Chloe kaute an ihrer Unterlippe.
    Auf und ab marschierend sah Cheftu ihnen bei der Arbeit zu. Noch zwei Lagen, dann wäre die Kammer für die übrigen Opfergaben bereit. Bestattungsobjekte - Särge, Möbel, Utensilien, Spiele, Tiere - warteten aufgereiht an der Umfriedung des Hofes. Schweiß durchtränkte die Vorderseite seines Gewandes, und Cheftu wünschte sich, er könnte sich bis auf den Schurz ausziehen und sich in den kühlen Schlamm stellen.
    Chloe war nun schon einen vollen Tag lebendig begraben. Die unterirdische Gruft war riesig - Luft hatte sie demzufolge genug. Falls sie etwas essen musste, würde sie auf dem Schlitten Speisen finden. Finster starrte er zum Himmel auf, die nächste Doppelstunde und den nächsten Opfergang herbeisehnend.
    »En -« Das war Nimrod. Seine lederne und mit Haaren überwucherte Haut war aschfahl.
    Cheftu schaute sich um. Kein Schreiber, kein Gefolge. Die Priester füllten immer noch Schutt auf. Er trat auf den Sohn des Lugal zu.
    »Es gibt ein Problem.«
    »Ein ernstes?«
    »Komm mit.«
    Cheftu sah sich kurz um, doch niemand schien ihn zu beachten. Also folgte er Nimrod durch den Hinterausgang des Tempelgeländes und in eines der Lagerhäuser, dessen Inhalt eben erst in die Gruft überführt worden war. Zwei Männer waren mit den Handgelenken ans Gebälk gefesselt worden.
    Geknebelt.
    Blutig.
    Zu ihren Füßen lag ein Sack mit ihrer Beute - Opfergaben aus dem Grab.
    Nimrod wandte ihnen den Rücken zu und flüsterte Cheftu zu: »Meine Wachen haben diese beiden Diebe erwischt, als sie gerade aus dem Brunnen kletterten.«
    Cheftu merkte, wie sich sein Körper in Eis verwandelte. »Dem Brunnen -?«
    Nimrod nickte knapp.
    »Was haben sie erzählt?«
    »Nicht viel. Der eine weint dauernd, der andere erbricht immer noch Gift.«
    Cheftu blickte in die dunklen Gesichter mit den zusammengewachsenen Brauen, den knapp geschnittenen Barten und dem wolligen Kraushaar. Er hatte keine Ahnung, wer die beiden waren. »Haben sie sich als Wachen ausgegeben?«
    »Das glaube ich nicht. Dazu sind sie nicht groß genug.«
    »Und das sind Puabis Grabbeigaben?«
    Nimrod warf nur einen kurzen Blick über seine Schulter. »Wenn es so wäre, würde ich mir keine großen Sorgen machen. Die Sachen stammen aus dem Grab darunter.«
    »Dann

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