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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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würde, doch mit Gewissheit vermochte das niemand zu sagen. Eine Frau für mehrere Männer war eine sichere Methode, eine Gemeinschaft zu festigen - und das Bevölkerungswachstum zu bremsen. »Gut«, war ihre knappe Antwort, dann küsste sie Asshur auf den Hals, während sie die Teller abräumte. »Ich muss los in den Laden.«
    Sie verschwand in seinem Zimmer und kam mit einer Gliederkette aus schwerem, mit grünen Edelsteinen besetztem Gold wieder heraus. »Für dich«, sagte sie und überreichte sie ihm. »Für deine Sitzung heute. Sie bringt Glück.«
    Asshur antwortete nicht; dazu war er zu gerührt. Stattdessen senkte er den Kopf, damit sie ihm die Kette umlegen konnte. Sie gab ihm noch einen Kuss, doch er hielt sie fest. »Du hast mir heute früh gefehlt«, sagte er, auch wenn er dieses Zeichen von Schwäche auf der Stelle bereute. Sie waren noch nicht lang verheiratet, und er wollte keinesfalls klagen. »Danke für dein Geschenk.«
    Sie entwand sich seinen Armen, ihr Lächeln war matt, aber die verkrampften Muskeln um ihre Schultern und Hals hatten sich gelockert. Nur ein weiterer Grund, eine Enkelin Tubal-Kains in der Nähe zu haben. Er erstarrte, und sie wich zurück. Sie trafen keine Verabredung für das Zwielicht, ein Versäumnis, das Asshur einen schmerzhaften Stich versetzte, kaum hatte sie die Tür hinter sich zugezogen.
    »Ich kann mich nicht erinnern, in Jerusalem Fleischbällchen gegessen zu haben«, sagte Cheftu. Oder klagte er eher. Wieder zogen sie über die Landstraßen, wenn man den Trampelpfad entlang des brackigen Flusses die Bezeichnung »Straße« angedeihen lassen wollte. Die Schafe liefen vorneweg, die Emigranten aus Ur folgten ihnen in einer lang gezogenen Schlange. Von oben glühte die Sonne herab, bis Chloe wünschte, sie hätte noch dichtere Augenbrauen als ohnehin. »Warum kann ich mich daran nicht erinnern?«, hakte Cheftu nach.
    »Weil wir nie welche gegessen haben«, bestätigte sie. »Es gab praktisch kein Schweinefleisch und Wild zu kaufen, wie du dich vielleicht entsinnst. Und Lamm ist zu mager.«
    »Stammt das Rezept aus deiner Vergangenheit?«, wollte er wissen.
    »Genau. Für die Jagd oder einen Besuch im Stadion, was so ziemlich auf das Gleiche herauskommt. Hackfleischbällchen sind praktisch mitzunehmen, sättigend und einfach herzustellen. Mein Bruder, der nie eine Waffe in die Hand genommen hat, und mein Vater, der für Waffen schwärmte, und beide Männer, die einander nicht ausstehen konnten, machten jedes Jahr widerwillig bei der Wachteljagd mit, nur weil es da Mimis Fleischbällchen gab.« Den Thanksgiving Day und die dazugehörigen amerikanischen Traditionen - Speisen inklusive -würde sie ihm wohl nicht erklären können.
    »Kaum zu glauben, dass du etwas aus jener Welt in dieser Welt herstellen kannst. Ich habe dich nie für eine begnadete Köchin gehalten.«
    »Cheftu!« Entrüstet blieb sie stehen.
    Er sah zu ihr zurück. »Ach! Entschuldige, ich habe es nicht so gemeint.«
    »Bist du vielleicht verhungert?«
    »Also -«
    »Na gut, bist du vielleicht verhungert, nachdem ich in Jerusalem sechs Monate lang gelernt habe, ein anständiges Brot zu backen?«
    »Ich bin hier«, war die Antwort.
    Feige Ratte, dachte sie lächelnd. »Zu meiner Zeit bestanden Fleischbällchen aus drei Zutaten: Hackfleisch, Cheddarkäse und Bisquick.«
    »Biss-Knick?«
    »Eine Backmischung für viel beschäftigte Frauen, die trotzdem Bisquits backen wollten. Ich weiß nicht. Ich weiß nur, dass es verdammt schwierig war, mir im Altertum zu überlegen, woraus Bisquick wohl bestand. Und da hat es sehr geholfen, dass ich gelernt hatte, ein wirklich wunderbares Brot -ähem -«
    »Ein exzellentes Brot«, bestätigte Cheftu gehorsam.
    »- zu backen.«
    »Und in deinem Land stehen diese gelben Bögen für Besitztum?«
    Chloe lachte. »Eines Tages wird praktisch für alles ein Copyright vergeben werden.« Sie bemerkte Cheftus gefurchte Braue. »Also, das mit dem Copyright klären wir ein andermal.« Und ob es gut oder schlecht war, für »alles« ein Copyright zu vergeben. Dass McDonald’s als der wahre Botschafter amerikanischer Kultur angesehen wurde, konnte auf verschiedenste Weise interpretiert werden.
    »Gut«, sagte er. »Erzählst du mir dann vom Weltraum? Ich habe nicht vergessen, was du mir schon über den Mond, die Gase und das Feuer erzählt hast, aber ich möchte noch mehr erfahren.«
    Ihre Gastgeber hatten ihnen geraten, das auf den Feldern wachsende Basilikum auf allen freien

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