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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Mina aus ihnen herauspresst. Und das bedeutet, dass ihr mehr einkaufen könnt, wenn die Ernte schlecht ausfällt.«
    »Die Ernte ist immer schlecht«, grummelte er. »Und was soll das sein?«, fragte er, ein Bällchen in der Hand haltend.
    »Beiß einfach rein. Es wird dich schon nicht umbringen.«
    Er schnüffelte daran. »So was habe ich noch nie gerochen.«
    »Das glaube ich dir gerne.«
    »Was ist darin?«
    »Lauter gute Sachen, die auch dir gut tun.« Was nicht gelogen war.
    Er schaute über seine Schulter auf die wartenden Versammelten: die Aussiedler aus Ur, ihre Gastgeber, und ein paar der allgegenwärtigen Steuereintreiber.
    Er biss in den Fleischball. Er stöhnte. Er fächelte sich Luft in den Mund.
    Chloe schob ihm einen Krug Bier zu.
    »Bei Ningirsu! Das muss die Speise der himmlischen Götter sein! Das - hast du noch mehr davon?«
    »Meine Gastgeber«, erklärte Chloe, wobei sie die beiden herbeiwinkte, »suchen noch einen dritten Partner. Wenn du dich an ihrem Vorhaben beteiligen möchtest, dann könnten sie dir auch das Rezept verraten.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann wäre das Volk von Ur gewillt, euch zehn Schafe, vierzehn Wollumhänge und eine neue Hacke anzubieten«, mischte
    sich Nimrod ein. »Das ist dann die gesamte Bezahlung.«
    Der Steuereintreiber sah wieder Chloe an. »Woher weiß ich, dass das, was du ihnen gibst, das Gleiche ist wie das, was ich eben gegessen habe? Vielleicht behältst du ja dieses . wie nennst du es noch? Rezept für dich.«
    »Nein, und ich werde dir auch verraten, warum. Diese Bällchen sollen eines Tages in jeder größeren Stadt im Land der Schwarzhaarigen verkauft werden. In jeder Stadt wird sie jemand anderes herstellen. Dass es sich dabei um mein Rezept handelt, werdet ihr dank dieses Zeichens wissen.« Sie nahm einen Griffel auf und bedeutete dem stets im Hintergrund wartenden Schreiber, ihr die Schreibtafel zu überlassen.
    »Heute Morgen ist ihr eine Schlange aufs Bett gefallen«, erläuterte einer der Gastgeber dem Steuereintreiber, während sie ihr Zeichen malte. »Das ist ein gutes Omen. Wie könnte man ein so klares Zeichen der Götter verkennen?«
    Mit geübter Grafikerinnenhand, erfahren im Kopieren und sich der Tatsache bewusst, wie verwirrend dies für jeden Su-merologen wirken musste, zeichnete Chloe zwei miteinander verbundene Kurven. »Jeder, der meine Bällchen verkauft, wird dieses Zeichen vorweisen. Am besten gelb auf rotem Grund.«
    »Wie zwei goldene Bögen?«, meinte er, auf das Bild blik-kend.
    Sie sah dem Steuereintreiber ins Gesicht. »Vertrau mir, du wirst mitmachen wollen. Diese Sache wird in die Geschichte eingehen.«

    »Achte das Wort deiner Mutter, als wäre es das Wort eines Gottes.«
    »Nichts, Lugal«, sagte der Gehilfe.
    Asshur marschierte auf und ab, er genoss es, wie die Energie und Wärme durch seine Beine und seinen Rücken floss. Schon jetzt wärmte die morgendliche Sonne; der Nachmittag würde schmorend heiß werden. Sein Auge mied die austrocknenden Kanäle; sie verunsicherten ihn nur und machten ihm Sorgen. »Erzähl mir, was genau vorgefallen ist.«
    Der Gehilfe beugte sich wieder über seine Tafel. »Deine Landvermesser folgten dem Weg der Flüsse -«
    »Ja?«
    »Bis zum Fuß der Berge -«
    »So wie Ziusudra es gesagt hat -«
    »Ja, Lugal, auch die Tafeln in der Bücherei verwiesen auf diesen Ort.«
    Asshur drehte sich um und schaute den Mann an. »Und? Erzähl. Was haben sie gefunden?«
    »Nichts, Lugal.«
    »Die Geschichten stimmen nicht? Die Menschen des Einst erzählten Unwahrheiten?«
    »Nein, Lugal. Aber es fehlen die Quellen.«
    »Wir haben noch die Flüsse.«
    »Die Gletscher sind verschwunden, Lugal. Man kann das
    Wasser kalt trinken.«
    »Die Legende berichtet, man könne das Wasser, wenn es nicht gewärmt wurde, nur unter großen Schmerzen trinken.«
    Der Gehilfe nickte. »Darum ist Lud auch zu dem Schluss gekommen, dass dort nichts ist.«
    Asshur wandte sich ab, bis er seine Miene wieder unter Kontrolle hatte. Es gehörte zum Amt des Lugal, stets entschlossen und ungebeugt zu wirken und dadurch seinem Volk Kraft zu spenden. Vielleicht war Lud einfach zu alt; vielleicht hätte Asshur einen anderen aussenden sollen. »Ist irgendwer höher ins Gebirge hinaufgestiegen, um festzustellen, ob dort oben Gletscher sind, das Wasser ist?«
    Der Gehilfe kramte in seinen Tafeln. »Ich glaube, ach ja, hier ist es.«
    Mit angehaltenem Atem wartete Asshur auf die Antwort.
    »Sie haben sich bis in den Schnee vorgewagt, Lugal.

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