Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
Vom Netzwerk:
die Brust und hauchte leise »Chloe« vor sich hin.
    Er konnte nicht glauben, dass er vollkommen grundlos an genau diesem Ort gelandet war. Die Frau schlang ihre kräftigen Schenkel um seine Taille - vielleicht doch nicht an genau diesem Ort. Bon Dieu, ich weiß nicht, wo ich bin und was für ein Mensch ich hier bin, aber bitte lass mich nicht sündigen, betete Cheftu. Er versuchte sich aufzusetzen, aber sie verstärkte ihre Umklammerung.
    »Wohin willst du, En? Die Morgendämmerung ist die Zeit der Liebe. Wir haben noch eine Doppelstunde, bis wir unseren Verpflichtungen nachkommen müssen.«
    O Gott, ich möchte meiner Frau nicht untreu werden. Doch so angestrengt Cheftus Geist auch dagegen ankämpfte, sein Körper wusste genau, dass es Morgen und seine Bettgenossin willig war. Mehr noch, die Zuneigung, die er zu dieser Frau empfand, raubte ihm fast den Atem. Sie bedeutete ihm ungeheuer viel, und doch war sie nicht seine Frau.
    Gott sei Dank.
    Leider war nirgendwo ein anderer Hinweis auf seine Identität zu entdecken. »Verzeih mir«, entschuldigte er sich vorsichtig. Er stellte sich das Gefühl als Bild vor und hoffte, dass es sich in ihre fremde Zunge übertrug. »Ich muss mich bei den Göttern ins Mittel legen.«
    Cheftu erhob sich aus dem Bett, um sich allen Irrungen und Versuchungen zu entziehen. Die Frau wälzte sich auf die Seite und stützte den Kopf auf den abgewinkelten Ellbogen. Ihre Haut war wie polierter Marmor, was in auffallendem Kontrast zu ihren schwarzen Augen, Brauen und Wimpern sowie der überall sprießenden Körperbehaarung stand. Die Ägypter zogen glatte Körper vor, und Cheftu empfand da nicht anders.
    »Natürlich musst du sie anrufen«, pflichtete die Frau ihm bei. »Aber mit mir zusammen. Alles andere kann warten.« Lächelnd lehnte sie sich zurück und fuhr mit der Hand über ihre Brust, ihren Bauch und die Hüfte. Sie sah bezaubernd aus und war sich dessen durchaus bewusst. »Ich bin diejenige. Jetzt knie dich zwischen meine Beine und leg dich ins Mittel.«
    Er kämpfte gegen den Drang an, genau das zu tun, sich in ihr zu verlieren. »Erst muss ich -« wie lautete das entsprechende Wort? »Mich erleichtern.«
    Woraufhin sie sich flach auf den Rücken fallen ließ und ihm zuwinkte. »Dann fange ich ohne dich an«, erklärte sie, wobei sie ihren Leib mit eindeutiger Absicht berührte. »Säume nicht.«
    Flucht.
    Er schloss die Tür zum Schlafgemach und fand sich in einem Wartezimmer wieder. Zwar hatte er sein Bedürfnis, als er es ausgesprochen hatte, nur vorgetäuscht, doch mittlerweile war es echt. Nirgendwo war ein abgetrennter Bereich, ein Nachttopf oder ein Marmorsitz zu erblicken. Nur ein Haufen von Topfpalmen.
    Erst jetzt fiel Cheftus Blick auf seine eigene Haut.
    Oberhalb der Taille und unter den Schenkeln war er braungolden, doch überall sonst hell wie Elfenbein. Blasser als je zuvor in seinem Leben. Was war er? Für wen hielt sie ihn? Wo war er hier? Er wäre am liebsten geflohen, aber vielleicht wohnte er ja hier? Wie war er hierher gekommen? Wo waren seine Kleider? Wie hatte sie ihn noch genannt, als sie ihn das erste Mal angesprochen hatte?
    En.
    War das sein Name oder ein Titel? Er starrte in die Erde unter der Topfpalme und versuchte sich zu konzentrieren. In Gedanken ging er sämtliche Sprachen durch, die er kannte. Nirgendwo entdeckte er eine Definition für En. Er konnte ein Gärtner sein oder auch König.
    »Kidu!«, rief sie ihn. »O Kidu!«
    Unwillkürlich trugen seine Füße ihn zu ihr hin, erst an der Tür konnte Cheftu Halt machen. Sein Kopf berührte beinahe den Türstock. Eine niedrige Tür. Seine »Geliebte« hatte sich in Verzückung gesteigert und rief dabei ständig diesen Namen. Vielleicht war er ja Kidu?
    Er musste hier raus, auch wenn sein Geist und Körper dagegen protestierten.
    Dann traf ihn wie ein Schlag die Erkenntnis: Er war nicht er selbst. Er war nicht Cheftu, der ägyptische Schreiber, Arzt, Höfling und Adlige. Er war nicht François, sein Taufname aus dem Frankreich Napoleons, wo er ein Kind aus einfachem Hause, doch mit einer angeborenen Sprachbegabung gewesen war. Er war keiner jener Männer, deren Verkleidung er in den vergangenen Jähren verwendet hatte: Magus, Diplomat, Alchimist, Sklave. Er war in einen fremden Körper, in ein fremdes Leben getreten.
    Und Chloe war einfach ... weg.
    Er wandte sich von der Frau ab; mit deutlich sichtbarer Erregung und ebenso sichtbarem Entsetzen im Gesicht.
    Ein Antlitz tauchte vor ihm auf.
    Cheftu

Weitere Kostenlose Bücher