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Die haessliche Herzogin

Titel: Die haessliche Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Festlichkeit geeignet war.
    Ihr Gehabe war leicht, sicher. Sie war überzeugt, daß die Maultasch nicht wagen werde, sie anzutasten, daß der umständliche, feierliche Apparat des Gerichts nur dazu bestimmt sei, sie ängstlich zu machen. Dies alles geschah nur, damit sie, die Schöne, sich klein erweise vor der Häßlichen. Nein, sie war durchaus nicht gewillt, der Maultasch diesen Gefallen zu tun.
    Der Pfarrer von Tirol, der als Protokollführer fungierte, verlas die Anklage. Die Gräfin von Flavon-Taufers sei von jeher bestrebt gewesen, auf Meinhard in verderblichem, dem Lande Tirol schädlichem Sinn einzuwirken. Als der junge Fürst im Begriff war, Tirol zu betreten, sich ihrem Einfluß zu entziehen, und als das Einvernehmen mit seinen getreuen und wohlmeinenden Untertanen ihre Pläne zu vereiteln drohte, habe sie sich mit Gewalt seiner zu bemächtigen versucht; über welchem Versuch der Herzog zu Tod gekommen sei.
    Agnes sagte, sie wundere sich, wie weise und hochmögende Herren einfache und klare Tatbestände so schlimm mißdeuten könnten. Ja, sie sei mit dem jungen Fürsten in gutem, herzlichem Einverständnis gewesen, wie auch sein Vater sie seiner Freundschaft und seines Vertrauens gewürdigt habe. Sie habe nach ihrem geringen weiblichen Verstand zuweilen den oder jenen Ratschlag erteilt nach bestem Gewissen als gute Untertanin und Christin, dem Fürsten und seinen Ländern zu Nutz und Mehrung. Als der Herzog nach Tirol reiste, habe sie ihm, da unerwartet Herzog Stephan seine baldige Ankunft in München melden ließ, reitende Boten nachgeschickt mit einem Brief, daß unter solchen Umständen seine Rückkehr nach München ratsam sei. Leider hätten ihre Boten den Herzog nur mehr tot vorgefunden. Dies alles sei klar und unzweideutig. Sie sei eine große Sünderin, schloß sie lächelnd; aber in ihren Beziehungen zu Herzog Meinhard sei nach ihrer demütigen weiblichen Einsicht kein Wort und keine leiseste Regung gewesen, die sie nicht ungescheut vor Gott und den Menschen bekennen dürfte.
    Sie gab diese Erklärung sitzend ab, leichthin, mit ihrer harten, schleierlosen Stimme. Jung, glatt, klar, vertrauensvoll saß sie in ihrem schlichten, lachsfarbenen Kleid vor den schweren, dunkeln Richtern.
    Margarete sagte, sie habe, in München, die Gräfin von Flavon aufgefordert, sich nicht in die tirolischen Dinge zu mengen; die Gräfin habe das verweigert.
    Agnes erwiderte, die Frau Herzogin habe sie mißverstanden. Der Pfarrer von Tirol verlas eine eidliche Aussage, die Reiter der Gräfin hätten nach ihrer eigenen Bekundung Auftrag gehabt, den Herzog mit Gewalt nach München zurückzuführen. Alle schauten auf den Frauenberger, auf dem wohl dieses Zeugnis stehen mußte. Er sah unbeteiligt vor sich hin. Agnes erklärte, die Aussage der Reiter, wenn sie wirklich erfolgt sei, sei pure Verleumdung. Der Frauenberger grinste.
    Die Herzogin saß da, steif, breit ausladend, schwarz stand das brokatene Kleid um sie herum, golden prunkten die Insignien der Macht. In ein Schweigen hinein, unvermutet, ohne Agnes oder irgendwen anzuschauen, tat sie den Mund auf, sprach. Mit gleichförmiger Stimme sagte sie alles heraus, mit nackten, schmucklosen Worten. Wo sie für das Land in den Bergen gewirkt habe, an der Etsch und am Inn, von den welschen Seen bis zur Isar, überall sei diese Gräfin von Flavon gewesen und habe gehindert und dagegen gewirkt. Sie sprach langsam, und sie hob die Stimme nicht. Sie sprach von den Städten und von ihren Maßnahmen und wie diese Gräfin von Flavon sich dagegen gestemmt habe. Sie sprach von ihren Finanzverordnungen und wie diese Gräfin von Flavon den welschen Bankier, den Messer Artese, wieder in die Berge gerufen habe, den sie vertrieben. Sie sprach von der tirolischen Autonomie und wie diese Gräfin von Flavon dem Land immer wieder den Bayern in den Pelz gesetzt habe, den Blutsauger. Sie sprach von der Artusrunde, von Ingolstadt und Landshut. Langsam aus ihrem wüsten, breiten Mund holte sie nackte, sachliche Worte. Sie fielen gleichmäßig, monoton; wie schwerer Sand rieselten sie, unhemmbar, sie begruben die feine, leuchtende Agnes, daß sie farblos dasaß und erbärmlich und ohne Schwung. Es war ganz still, als die Herzogin zu Ende war, man hörte die Scheiter im Kamin knistern, die Herren hockten da, trist und grau und gebeugt.
    Agnes sagte, sie habe nie Einfluß gesucht. Sie habe gesprochen, wenn man sie gefragt habe, und da nur zögernd, sie habe nie jemandem einen Rat aufgedrängt. Sie

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