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Die haessliche Herzogin

Titel: Die haessliche Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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mit den Armen um Luft ruderte, seitwärts vom Polster glitt.
    Langsam dann rief er ihre Frauen. Benachrichtigte die andern Herren des Kabinetts, der Zwist mit der Herzogin um die Begnadigung der Gräfin von Flavon sei gegenstandslos, da die Gräfin, wohl infolge der Aufregung, soeben an einem Schlaganfall verschieden sei.
    Margarete, als sie von dem Tod der Agnes hörte, spürte eine dumpfe, lähmende Leere. Sie war angefüllt gewesen mit dem Gedanken: Agnes, jetzt wich das alles aus ihr, zurück blieb eine leere Hülle.
    Langsam aus allen Winkeln holte sie Fetzen von Besinnung. Hätte sie sich nicht eigentlich frei fühlen müssen, leicht, schwebend, beglückt, nun die Verderberin tot und aus dem Weg war und das Land nicht mehr gefährdet? Nichts von dem. Mehr und mehr schwoll eine dumpfe, sinnlose Wut in ihr hoch. Sie hatte die Feindin unterworfen sehen wollen. Feierlich zum Tod geführt, hätte sie bekennen sollen: Besiegt bin ich, ein kleines, lächerliches, verworfenes Stück Mensch bin ich, und du bist die Fürstin, die Hohe, die Unerreichbare, von Gott Erwählte. Ihr Tod war nicht wichtig, aber dies Einbekenntnis war wichtig. Und jetzt hatte man sie höhnisch und frech um Haß, Rache, Sieg betrogen, hatte ihr die Verhaßte vor der Nase weggeflüchtet an ein Ufer, an das sie nie gelangen konnte.
    Jämmerlich, roh, plump beschwindelt stand sie, und jene war davon, emporgeflogen, leicht, lächelnd, unbesiegt.
    Margarete tobte. Wozu jetzt hatte sie alle diese Opfer gebracht? Hingeschmissen das Land, hingeschmissen das Werk der Väter und ihr eigenes, schmählich sich geduckt der Habgier und der Frechheit der wölfischen Barone. Und jene davon, höhnisch, lächelnd.
    Mit unflätigen Schimpfworten übergoß sie den Frauenberger. Der feiste Mann stand breit, gelassen, unberührt. An seinem nackten, rosigen Gesicht prallten die Flüche ab wie Wasserspritzer.
    Sie berief den Ministerrat. Kaum sich zügelnd, die sonst so beherrschte Stimme heiser, ungleichmäßig, aussetzend, verlangte sie, sofort müsse Prozeß und Urteil publiziert, die Tote infam eingescharrt werden. Geschehe das nicht, werde man diesen plötzlichen Tod ihr zur Last legen. Einhellig, mit allen Kräften widersetzten sich die Minister. Die meisten glaubten wie das ganze Land, Margarete sei wirklich schuld an diesem dunkeln und unwahrscheinlichen Tod. Sie waren ehrlich empört über die frivole, gottlose Forderung der Herzogin, den Meuchelmord an der verhaßten Nebenbuhlerin jetzt als gerechte, patriotische, gottgefällige Tat hinzustellen. Ja, sie fanden die eigenen Erpressungen an der Maultasch durch dieses Verhalten hinterher moralisch in jeder Weise gerechtfertigt; es zeigte sich klar, daß man sich gegen diese maßlose und verbrecherische Frau nicht Sicherungen genug schaffen konnte. Im übrigen waren sie sehr erleichtert durch die jähe Lösung des Konflikts und nicht gewillt, die Dinge durch was immer neu verwirren zu lassen. Quäkend, unverhohlen, schneidend klar faßte der Frauenberger ihre Meinung zusammen. Was denn die Frau Herzogin wolle. Gott habe die Bestrafung des Verbrechens in seine Hand genommen. Nun sei die Verderberin tot, aus dem Weg geräumt. Mehr habe doch die Fürstin nicht gewollt, nicht wollen können. Es sei unchristlich, über den Tod hinaus zu hassen. Es sei dem Volk kaum zu verdenken, wenn es in solchem Fall losbreche. Der von Matsch führte aus: Ja, natürlich erlaube sich das Volk unehrerbietige Reden gegen die Herzogin. Es sei auch nach seinen Informationen da und dort infolge des Todes der Gräfin zu Demonstrationen gekommen. Aber da sie, die Minister, geschlossen hinter der Fürstin stünden, werde man mit solchen kleinen Revolten leicht fertig werden. Schon seien mehrere Demonstranten festgenommen, man werde sie öffentlich stäupen lassen, das werde den andern den Mund stopfen. Infamiere man aber die Tote, dann werde die Empörung so allgemein sein, daß er für nichts einstehe. Der redliche Gufidaun, der nach langem Ringen zu der Überzeugung gekommen war, die Herzogin sei nicht schuldig, brachte in mühsamer Rede seine Ansicht zutage: Die Verbrecherin sei tot. Teurer als mit dem Leben könne vor irdischen Richtern niemand seine Schuld bezahlen. Das Gedächtnis der Toten zu verunglimpfen stehe einer so hohen und edeln Frau wie der Herzogin nicht an. Er setzte sich verlegen; er redete selten. Alle pflichteten ihm bei.
    Die Herzogin sah auf Schenna. Der kratzte mit seinen dürren Fingern nervös den Tisch,

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