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Die haessliche Herzogin

Titel: Die haessliche Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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eine, immer nur dies: daß sie häßlich war.
    Sie war nicht feig, verkroch sich nicht, schluckte die ganze Bitterkeit solcher Erfahrung. Erschien bei Tafel, in der Loge beim Turnier, beim Tanz. Sah, wie beim Anblick des jungen adeligen Chretien, der hinter ihr schritt, die Lippen der Frauen sich öffneten, ihre Blicke voller wurden, verlangender, gewährender; wie sie dann abschätzig, höhnisch über sie selber glitten, den äffisch sich vorwulstenden Mund, die fahle, widerwärtige Haut. Sie wandte den Blick nicht ab vor solchem Hohn; kühl und so wissend begegneten ihre Augen den Höhnischen, daß die, fast beschämt manchmal, abließen.
    In Brescia traf Margarete zum erstenmal den Prinzen Karl, Johanns ältesten Sohn. Der Sechzehnjährige sah sehr erwachsen aus. Er hatte in Böhmen schon Regierungsgeschäfte selbständig erledigt, war beherrscht und gemessen. Von der Mutter hatte er gelernt, sich von dem Glanz des Vaters nicht blenden zu lassen. Mit seinen kühlen braunen Augen sah er Margarete, sah, daß sie häßlich war und gescheit. Man konnte mit ihr reden. Und während Johann im Palast der Signoria mit der wunderschönen Giuditta von Castelbarco den Tanz anführte, während festliche Kerzen brannten, so schwer, daß drei Männer nur mit Mühe sie hatten heben können, sprachen die beiden Kinder, des Königs Sohn und des Königs Schwiegertochter, unter Musik, Fahnen, silbernen Rittern, huldigenden Unterworfenen, nüchtern, sachlich von der Rückwirkung der lombardischen Ereignisse auf die Souveränität des Bischofs von Trient, von der schwierigen Finanz lage.
    Bis in den Juni hinein dauerte Johanns festliche Herrschaft in Italien. Margarete, trotz aller Kritik, konnte sich der theatralischen Blendung dieses Triumphzugs nicht entziehen. Dann wurden die Nachrichten aus Deutschland und Böhmen so bedrohlich, daß Johann jäh aufbrach, seinen Sohn Karl zurückließ, sich nach Böhmen warf. Hinter ihm, sofort und unvermittelt, brach sein abenteuerliches Italienisches Reich zusammen. Mit großen, erschreckten Augen sah Margarete, wie die lombardischen Herren, kaum war der König fort, aufwachten wie aus einem Rausch, sich zusammenschlossen, mit Robert von Apulien zettelten, trotz tapfern und geschickten Widerstands des Prinzen Karl die Luxemburger in wenigen Wochen aus dem Land warfen. Zersprengt, trist, schmachvoll, schwitzend flohen die silbernen Ritter aus der Lombardei, über der glühender Sommer braute. Johann verpfändete in aller Eile noch während des Zusammenbruchs, übel feilschend, an einzelne leichtgläubige deutsche Herren italienische Städte, die er längst verloren hatte. Aber er konnte mit diesen Summen nur einen ganz kleinen Teil decken von den riesigen Beträgen, die der toskanische Feldzug ihn gekostet hatte.
    Und nach langen Jahren noch, in Paris, in Prag, in Trier, wo er gerade residierte, erschien schattenhaft, unscheinbar, oftmals sich neigend, Messer Artese, der Florentiner, mit seinen beiden Brüdern und zeigte Verschreibungen vor, Wechsel, die einzigen Bleibsel des lombardischen Königreichs.
    Seltsamerweise gewann Johanns italienisches Abenteuer gerade durch seinen Zusammenbruch für Margarete an Gewinn und Wirklichkeit. Nun war es vergangen und abgeschlossen, nun war es Geschichte, nun war es da. Ja, sogar die Verse des Herrn von Schenna, seine unglaubhaften Historien wurden dadurch leibhafter, wirklicher. Was König Johann in der Lombardei getan und erlebt hatte, das klang wie eine jener Fabeln. Und war doch wirklich, sie hatte es mit eigenen Augen gesehen.
    Praktisch galt es, sich nicht verwirren zu lassen.
    Nahm man die Dinge nüchtern und klar, so war Johann an seinem Geldmangel gescheitert. Geld war nicht alles; aber es war ungeheuer wichtig. Schade, daß ihr Vater das ebensowenig einsah wie ihr Schwiegervater. Sie sprach oft mit Johann von Viktring darüber.
    Da war der Heilige Vater ein anderer. Der saß, der zweiundzwanzigste Johann, zwerghaft, uralt, in seinem Palast in Avignon und häufte Geld. Schichtete es in Münzen, in Barren, in Silber und Gold, in Wechseln und Verschreibungen. Ei, wie luchste er scharfen Auges, daß auch jeder pünktlich Zehnten und Abgaben zahle. War ein Bischof im Rückstand, gleich kam der Papst mit dem Bann. Der arme Bischof Heinrich von Trient! Was nützte ihm sein eifriger Kampf für das rechtmäßige Papsttum! Weil er die sechshundertvierzig Dukaten nicht aufbringen konnte, die Avignon von ihm verlangte, flog der Bannstrahl gegen ihn. Und wie

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