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Die haessliche Herzogin

Titel: Die haessliche Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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weit, daß der lahme Albrecht eine seiner Töchter dem Sohne Ludwigs, dem kleinen, dicken, harmlosen, schwächlichen Meinhard, dem Erben Tirols, vermählen konnte. Auch zeigte Albrecht, sonst ein sehr genauer Rechner, dem finanziell immer bedrängten Markgrafen eine stets offene Hand und brachte ihn dadurch in immer größere Abhängigkeit.
    Dann plötzlich, als Ludwig wieder einmal eine erhebliche Summe benötigte, erklärten die Finanzräte des Österreichers, es sei diesmal leider unmöglich. Ihre Kassen seien erschöpft; ja, sie müßten ihm sogar demnächst zu ihrem größten Bedauern früher geliehene Beträge kündigen. Der Markgraf, tief betroffen, in wütiger Verlegenheit, wollte mit Blicken, mit Worten auf sie losfahren. Bezwang sich, biß sich die Lippe, ging wortlos.
    Wollte sich persönlich an Albrecht wenden. Rang es seinem Stolz nicht ab. Bei einer zweiten Zusammenkunft erklärten die habsburgischen Finanzräte den seinen sehr harmlos, sie hätten einen vortrefflichen, billigen Ausgleich gefunden. Der Markgraf solle doch als Pfand für die alte und die neu geforderte Summe Österreich auf einige Jahre die Verwaltung Oberbayerns übertragen. Durch Einsparungen infolge der gemeinsamen, verbilligten Verwaltung werde Albrecht sicherlich binnen kurzem den geschuldeten Betrag aus Oberbayern herauswirtschaften.
    Der Markgraf wurde blaß, als seine Räte ihm das österreichische Anerbieten mitteilten. Überflog sie mit hartem, stechenden , blauem Blick. Nein, sie lächelten nicht. Sie hatten nüchterne, ernsthafte Beamtenmienen. Er schluckte, sagte, er werde überlegen, nickte, entließ sie.
    Saß, allein, schwer nieder. Zog den massigen Nacken hoch. Das Ansinnen war eine Unverschämtheit. Allein Albrecht war klug, ihm befreundet, hatte gewiß nicht die Absicht, ihn zu beleidigen. Es war also an dem, daß offenbar auf andere Art kein Geld mehr aufzutreiben war. Die Einkünfte sollte er abtreten; die Einkünfte waren nicht das Land. Immerhin, wenn das Haupt der Wittelsbacher einem Habsburger die Verwaltung seines Stammlandes übertrug, war dies, trotz allen Sicherungen, eine Einbuße, hart, hart, kaum zu ertragen.
    Als er die Angelegenheit in seinem Rat vorbrachte, saß er sachlich, ruhig, behandelte das Ganze, als wäre es ohne viel Gewicht. Äugte argwöhnisch, ob seine Herren wagen würden, ihr inneres Grinsen auf ihren Gesichtern zu zeigen. Ach, lebte sein Freund noch, Konrad von Teck! Bei dem hätte er solches Mißtrauen nicht nötig gehabt. Alles wäre leichter zu ertragen gewesen. Keine Sentimentalität! Er sagte in zwei Worten, worum es ging. Äußerte keine Meinung. Bat um ihre Ansicht.
    Als erster sprach der Frauenberger. Er sah natürlich wie alle andern, daß der österreichische Vorschlag auf eine glatte Erpressung hinauslief. Es lag ihm nicht das geringste weder an Ludwig noch an Albrecht, weder an Bayern noch an Tirol noch an Österreich. Der Habsburger war der Reichere und Klügere; er wird also vermutlich recht behalten. Da er überdies ihn, den Frauenberger, durch Ehrenämter und riesige Summen erkauft hat, muß er darauf sehen, daß Ludwig auf den Vorschlag eingeht. Redet er zu, so wird Ludwig, der ihn ohnedies nicht leiden mag, argwöhnisch. Umgekehrt bleibt dem Markgrafen, rät man nun zu oder ab, nichts anderes übrig, als knirschend den demütigenden Vertrag zu unterschreiben. Er, Konrad von Frauenberg, kann sich also ruhig, ohne daß der Habsburger es am Ergebnis inne wird, die spaßhafte Geste leisten, sich als patriotischer Bayer zu gebärden, dem Fürsten von den erniedrigenden österreichischen Zumutungen abzuraten.
    Margarete war stürmisch begeistert von den habsburgischen Vorschlägen. Man wird Geld in Fülle haben, wird die lastenden Verpflichtungen noch aus der Zeit des guten Königs Heinrich endlich, endlich abtragen können. Wie werden, ist dieser Druck erst fort, ihre lieben Städte aufatmen! Bayern war ihr immer nur ein Anhängsel gewesen. Sie gab es gern preis für Geld.
    Sie hatte von Schenna und Mendel Hirsch gelernt, was Geld ist. Was nutzte es, einen großen Leib zu haben und zu wenig Blut? Jetzt wird das Land genug Blut haben, jetzt wird es gesund werden. Ihr gutes Land! Ihre lieben, blühenden Städte!
    Finster hörte der Markgraf zu. Nun erwies es sich gut, wie wenig sie ihn von je verstanden hatte. Er war Bayer, Wittelsbacher, Kaisersohn, an Weltmacht gewöhnt, gewöhnt, in Ländern zu denken. Sie war Tirolerin; wo ihre Berge endeten, hörten ihre Gedanken auf. Sie

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