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Die haessliche Herzogin

Titel: Die haessliche Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Frucht. Der Abt Johannes von Viktring, der jetzt Sekretär des Herzogs Albrecht war und übrigens nachgerade recht alt und wackelig wurde, konnte beinahe den ganzen Horaz auf ihn zitieren.
    Er hätte, aus seiner Ruhe und Befriedigung heraus, Margarete gern geholfen. Er versuchte, die Bindung zwischen ihr und dem Markgrafen wieder fester zu ziehen. Solchen Versuchen war sehr förderlich, daß der Druck leichter wurde, den der Kirchenbann auf Margaretes Ehe legte.
    Herzog Johann nämlich, der Luxemburger, war es längst müde, in Wahrheit ledig, vor der Kirche aber ein verheirateter Mann zu sein. Seine Stellung hatte sich durch die kluge Politik seines Bruders, des Königs Karl, sehr gebessert; er gedachte sie durch eine neue geschickte Heirat vollends zu festigen. Vorerst aber mußte er zu diesem Zweck legitim und in aller Form von Margarete geschieden sein. Er bat sie um eine Zusammenkunft. Er wolle gemeinsam mit ihr eine Formel finden, die, beiden genehm, weder ihn noch sie demütige. Ihre Interessen seien die gleichen. Dies lag auf der Hand, und Margarete war bereit, ihn zu empfangen.
    So erschien Herzog Johann als Gast auf Schloß Tirol. Diesmal öffneten sich die Tore vor ihm. Trommeln, Trompeten, Ehrenbezeigungen. Johanns langes Gesicht sah immer noch knabenhaft aus. Er blinzelte aus seinen kleinen, tiefliegenden Augen Margarete ohne jede Verlegenheit an. Fand einen Ton grimmiger Schalkhaftigkeit, eine gewisse ironische Kameradschaftlichkeit, die ihr nicht übel gefiel. Sie saßen beieinander, heckten Gründe aus, drehten sie hin und her, eifrig, kneteten, schmiedeten. Kamen, befriedigt, überein. Herzog Johann habe Margarete geehelicht, trotzdem sie mit ihm im vierten Grad verwandt sei, aus Unkenntnis solcher Verwandtschaft. Wiewohl sie beide sich redlichste Mühe gegeben, die Ehe zu vollziehen, hätten sie, zweifellos infolge Verhexung Johanns, dies nicht zustande gebracht. Da nun Johann mit anderen Frauen die Ehe sehr wohl vollziehen könne und seinen erlauchten Stamm fortzusetzen wünsche, ersuche er den Papst, die Heirat mit Margarete für ungültig zu erklären. Der Papst, Freund des Hauses Luxemburg-Böhmen, werde solchem Ansuchen zweifellos willfahren.
    Dies abgesprochen, frühstückte Johann noch mit Margarete. Beide waren guter Laune. »Sie sind gar nicht älter geworden, kleiner Wolf«, sagte Margarete.
    »Und Sie sind, Gotts Marter! trotz allem ein Staatsweib, Herzogin Maultasch«, sagte Johann. Sie fühlten sich jeder dem andern sowohl wie der Situation überlegen; alles hatte sich reinlich gelöst; sie fanden auf dieser Basis ihre Beziehungen eigentlich ganz angenehm.
    Trennten sich wohlgesinnt, mit grimmiger, verständnisvoller Vertraulichkeit.
    *
    Durch den Tod jener beiden Kinder Margaretes waren die Erbverhältnisse des Landes in den Bergen wieder ähnlich geworden wie seinerzeit unter dem guten König Heinrich. Einziger Erbe des Landes war der Knabe Meinhard, dessen Gesundheit schwächlich stand und dessen Geschwister alle in jungen Jahren gestorben waren. Wieder also schauten die mächtigen deutschen Herrscher nach Tirol, streckten gierige Hände aus. Die Luxemburger rundeten ihren Besitz am Rhein und an der Moldau, waren aus dem Kampf um das südliche Land ausgeschieden. Doch Wittelsbach und Habsburg saßen auf umständlichen, begründeten Ansprüchen, äugten, lauerten.
    Der Habsburger vor allem, der lahme Albrecht, säte einen weiten, folgerichtigen Plan. Er selber zwar hatte wenig Hoffnung, ihn reifen zu sehen. Aber der Lahme, durch sein Siechtum bitter und weise geworden, arbeitete längst nicht mehr für den Erfolg der nächsten Tage, sondern auf weite Sicht. Für ihn galt es, Tirol zu kriegen, den Weg nach Westen, die Brücke zu den schwäbischen Besitzungen, oder auf alle Großmachtsträume zu verzichten.
    Er suchte vornächst die Herren der bischöflichen Territorien zu gewinnen. Trient und Chur hatten mit den Wittelsbachern schlechte Erfahrungen gemacht; sie waren gern geneigt, dem Habsburger anzuhangen, der sie hätschelte. Auch sonst hatte Albrecht ein mildes Gesicht und eine offene Hand für alle Herren, die in Tirol von Einfluß waren. Er übertrug den Schennas, den Vögten von Matsch, dem Frauenberger Titel, Würden, Ämter, die keine Mühe und viel Geld brachten.
    Dem Markgrafen selbst suchte er auf jede Weise Vertrauen und Freundschaft abzugewinnen. Er fiel ihm bei dem Angriff des Luxemburgers nicht in die Flanke, ja, er vermittelte zwischen ihm und diesem.
    Bald war es so

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