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Die haessliche Herzogin

Titel: Die haessliche Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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wird Geschwätz geben.
    Er war ein ernsthafter, fester Mann, zudem nicht in den Jahren, derartige Historien zu machen; es paßte ihm durchaus nicht, daß sich Geschwätz an ihn hängte. Aber er konnte der Dame – denn das war sie immerhin –, deren Gastfreundschaft er in Anspruch genommen hatte, unmöglich die kleine Gefälligkeit abschlagen. Leicht knurrend, schwerfällig, unwirsch sagte er, er freue sich.
    Auf der Reise war sie dann sehr sittsam, zurückhaltend, unauffällig. Hielt sich die meiste Zeit in ihrer verschlossenen Sänfte. Einsam, hinter den Vorhängen der Sänfte, kaute sie, schlang sie ihren Triumph. Die andere, die Feindin, saß auf Schloß Tirol, nannte sich Markgräfin zu Brandenburg, Herzogin zu Bayern, Gräfin zu Tirol. Hatte ihren soliden, ehrenfesten Gatten. Hatte ihm Kinder geboren. Sich in ihn, ihn in sich eingelebt. Aber jetzt zog sie, Agnes von Flavon, mit diesem Markgrafen herum in dem angeerbten Land der Feindin.
    Ludwig erledigte in München hochmütig und unfrei seine verdrießlichen Geschäfte. Agnes hatte sich bei der Ankunft sogleich mit höflichem, nicht übertriebenem Dank verabschiedet. Jetzt hätte er seine unmutigen Abende gern zuweilen durch ihre Gegenwart erhellt. Ein erstes Mal versagte sie sich, ein zweites Mal kam sie. Er gewöhnte sich an sie. Sie ging aufs Land zu ihrer Schwester. Er verzögerte seine Rückreise, bis sie sich anschließen konnte.
    Auf dieser Rückreise durch strahlenden Spätherbst verschloß sich Agnes nicht mehr in der Sänfte. Schimmernd ritt sie auf geschmücktem Pferd an der Seite des Markgrafen, den Kopf hochmütig geradeaus.
    Geld floß ins Land. Die riesigen Summen für die Verpfändung Bayerns. Die Industrie holte Atem. Die Bergwerke, die Salzwerke. Die Straßen wurden ausgebaut, der Handelsverkehr erleichtert, geregelt. Die Städte streckten sich, weiteten sich. Die Bürger stolzierten breit, gravitätisch. Ihre Häuser wurden höher, füllten sich mit edeln Möbeln, Kunstwerken, Gerät.
    Mauern, Türme, Rathaus, Kirchen wuchsen. Geflügel, Würzwein kam auch am Werktag auf den mit gutem Geschirr gedeckten Tisch des Bürgers. Prächtiger als die Frau des kleinen Adeligen schritt in Seide, stolzen Bändern, riesiger Haube, Schleppe, Schmuck die Frau der Städte.
    Seit wann war diese glückliche Veränderung? Seitdem der Markgraf mit der schönen Agnes von Flavon zusammen war. Agnes von Flavon, die Schöne, Gesegnete. Sicher war sie es, die den glücklichen Plan gehabt hat, Bayern abzustoßen, alle Kraft und alles Geld nach Tirol zu leiten. Alle Gnade Gottes auf unsere schöne Agnes von Flavon! Man sah ja, wie sie auserlesen war.
    Sichtbarlich von ihrem himmlisch schönen Antlitz strahlte aller Segen der lieben Mutter Gottes. Die andere dagegen, die Maultasch, war gezeichnet. Der Zorn des Himmels war auf ihr. Verflucht war, was sie tat. Ihre Kinder starben. Seuchen fielen ein, Brand, Wasser, Geziefer, wo sie die Hand anlegte. Alles, was sie rät, was sie tut, ist verflucht. Hat sie nicht die Verbindung herbeigeführt mit Bayern, den Keim alles Verderbens? Hat sie nicht die harten, habgierigen bayrischen Herren herbeigerufen, die das Land aussogen?
    Hängt sie nicht an dem Frauenberger, der scheußlichen Mißgeburt? Hat sie ihn nicht zum Landeshofmeister gemacht? Ein Glück, daß sich der Fürst von ihr abgewandt hat. Jetzt endlich hat er erkannt, wo das Rechte lag. Jetzt ist gute Zeit. Gott segne unsere liebe, schöne Agnes von Flavon!
    Agnes sah das Volk an ihrer Straße, wie sie Bäume und Häuser sah, brauchte seinen Zuruf, wie sie Schmuck brauchte. Lächelte. Schritt durch die Gaffenden, sie Bewundernden, sah nicht rechts, nicht links, den Kopf geradeaus, mit schmalen, kühnen, hochmütigen Lippen. Und das Volk jubelte.
    *
    Margarete, sehr weit weg von ihrem Gatten, sehr weit weg von ihrem Sohn Meinhard, ging herum, schwer, in sich versponnen. Wußte nichts als das einzige: von Agnes und ihren Siegen. Sah Schenna, sah den Frauenberger. Sah die Städte aufatmen, sich recken, sich weiten. Ihre Saat, ihr Werk. Sie war ausgehöhlt, sie war leer und arm. Was einer jeden gegönnt war, ihr war es versagt. Doch dies wenigstens war getan. Dies wenigstens, es war ihr einziges, blieb.
    Um so deutlicher sah Schenna. Sah, wie das Volk alles Gute, was die Häßliche gewirkt, der Schönen zuschrieb. Dies Erkennen wollte er ihr, dieses schmerzhafte Aufwachen, ersparen. Auch sah er, wie Ludwig immer mehr in Taufers sich verstrickte. Noch wehrte sich erstaunt

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