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Die haessliche Herzogin

Titel: Die haessliche Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Bischofs von Brixen. Das Bistum war ganz in Abhängigkeit des Markgrafen geraten, Konrad gab das den Herren deutlich zu spüren. Vergnügt saß der quäkende Mann, beschaute aus kleinen rötlichen Augen die schwitzenden Herren, schikanierte sie breit, behaglich.
    Warf ihnen schließlich, den armen Schluckern, mit verächtlicher, grausamer Jovialität ein paar Brocken hin. Sein Sekretär, ein unscheinbarer Kleriker, protokollierte still, mit ängstlicher Gewissenhaftigkeit.
    Als die Herren gegangen waren, gab der Frauenberger dem Sekretär Weisung für etliche Briefe an Amtleute seiner eigenen Besitzungen. Immer wieder mußte man diesen Herren das gleiche vorkauen. Sie sollen doch – daß der dreigeschwänzte Satan sie hole! – nicht so schlapp sein. Nicht immer Steuer nachlassen. Nicht immer die Termine für Fronleistungen und Robot prolongieren. Und diese alberne Gefühlsduselei in der Verhängung von Strafen. Einen Dieb nur mit Pranger und Gefängnis zu züchtigen, weil er aus Not handelte.
    Blödsinn! Jeder handelt aus Not. Dem Schuft wird die Hand abgehauen wie bisher. Einen Wilderer schonen, weil er Familie hat! Sein Wild hat auch Familie; hat jener es geschont? Der Kerl wird zu Tod gehetzt. Das ist guter alter Brauch. Mit der modernen Humanität wird auf seinen Gütern nicht erst angefangen. Der Frauenberger quäkte, der stille Sekretär schrieb.
    Allein dann, strich sich der häßliche Mensch das farblose Haar zurück, dehnte sich, legte sich auf Polster, knackte mit den Gliedern, gähnte, faul und vergnügt. Es war eine wohleingerichtete Welt, und er verstand sich darauf. Er hat es, Gotts Marter, weit gebracht. Der Markgraf ist fast immer auf Reisen, bei seiner Agnes, sonstwo. Warum auch nicht? Warum soll er nicht der Maultasch die schöne Agnes vorziehen?
    Er, der Frauenberger, hat freilich viel Arbeit, wenn der Markgraf außer Landes ist: die Maultasch und Tirol.
    Viel Arbeit, wüste Arbeit. Aber profitlich, das ist nicht zu leugnen. Auch könnte es ihm Ludwig nicht leichter machen, mit ihm auszukommen. So spart ihm der Fürst die Mühe, sich mit ihm auseinanderzusetzen.
    Er beschaute seine dicken, roten, fleischigen Hände.
    Er hat seine Männlichkeit offenbar unterschätzt. Man muß nur selber daran glauben, dann glauben auch die Weiber daran. Heute wird ihm jede kirr, die er mag.
    Er rekelt sich, pfeift, grinst. Steht faul auf. Holt sich Tusche, Pinsel, Pergament. Zeitvertreib für freie Stunden, wenn man nicht schläft. Heute hat er Lust, ja. Der Schenna hält ihn für stumpf. Glaubt, er habe kein Aug für das, was schön ist. Der Schenna ist kein Esel; aber wenn er meint, er habe allein den Sinn gepachtet für das, was schmeckt und rund ist und sich glatt und wohlig anfaßt, dann irrt er sich, der Geck, der Zierbold! Er legt sich das Pergament zurecht. Ho! Er weiß sehr genau, worauf es ankommt bei der Schönheit. Er grinst, pfeift sein Lieblingslied vor sich hin, das von den sieben Freuden des Lebens, beginnt zu arbeiten.
    Sein breites Maul zieht sich wohlgefällig auseinander, er schnalzt, schmatzt, gurgelt, quäkt, rülpst. Strichelt, pinselt. Bunt, säuberlich. Frauenkleider, Brüste, Gesicht. Vertieft sich in die Arbeit.
    Sieht auf. Margarete steht hinter ihm. Ihr wüstes Antlitz ist sonderbar lächerlich verzerrt. Sie hat offenbar gesehen; es hat durchaus keinen Sinn zu verstecken, zu leugnen. Er schaut sie frech an, verzieht den breiten Mund, quäkt, nachlässig: »Ein Amulett .«
    »Ein Amulett? Das? Das saubere, liebevolle Bild der Person?« Er, naiv, dreist: Ja, natürlich. Er habe Grenzstreitigkeiten mit ihr, sie wisse doch. Dazu ihr unheilvoller politischer Einfluß auf den Markgrafen.
    Sie schaut ihn finster an mit ihren starken, erfüllten Augen. Er hält stand, kalt, gleichmütig. Er solle ihr das Bild geben, sagt sie schließlich.
    »Warum nicht ?« quäkte er. Es sei ein nicht gerade frommes Amulett. Man könne seinen Willen, seine Wünsche hineinhexen. Ihre Wünsche für jene seien vermutlich ebenso unangenehm wie seine eigenen. Er grinst, reicht ihr mit einer tiefen, übertriebenen Verbeugung das Bild.
    Allein, beschaut sie es lange, prüft es. Die Haare sind gold, die Augen starren, zwei blaue, dumme Flecke, aus der unbeholfenen Malerei. Margarete zieht mit ihren geschminkten Fingern die Nadel aus ihrem Haar.
    Langsam, sorgfältig zielend, stößt sie durch die blauen Flecke. Das Pergament hält fest, sie bohrt, bohrt stärker, bohrt langsam durch. Das Pergament knirscht.
    Dann

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