Die haessliche Herzogin
sind zwei kleine ausgefranste Löcher an Stelle der Augen.
Der Markgraf erhob sich, die Besprechung hatte kaum zehn Minuten gedauert. Es war nur Geschäftliches besprochen worden, Rede und Antwort waren von eisiger Sachlichkeit gewesen.
»Es bleibt noch die Angelegenheit mit Taufers«, sagte Margarete.
»Auf später«, sagte Ludwig ablehnend.
»Es ist jetzt schon fast ein Jahr, daß die Sache hinausgezögert wird«, sagte Margarete. »Sie muß endlich erledigt sein .«
»Was also wollen Sie ?« sagte feindselig der Markgraf.
Die Sache mit Taufers war so, daß Grenzstreitigkeiten entstanden waren zwischen Agnes von Taufers und dem Frauenberger. Agnes versteckte sich hinter dem Bistum Brixen, das sie belehnt hatte, nicht den Frauenberger. Sachlich war dieser, formal sie im Recht. Der Markgraf brauchte nur zu wollen, so ließ Brixen seine Einwände fallen, Agnes verlor die Güter. Die Räte des Bischofs nahmen an, dies sei nicht in der Absicht Ludwigs; so wagten sie, dem Frauenberger in diesem Punkt zäh zu opponieren.
Margarete, in feindseliger Laune, brachte die Gründe vor, die gegen das Bistum sprachen. Der Markgraf, ebenso verdrossen und vertrotzt wie sie, zählte die politischen Motive her, aus denen er jetzt den Bischof nicht verärgern wollte. Sie maßen sich, finster, entschlossen. Nie hätten sie sich, wäre es um eigenen Besitz gegangen, mit solcher Erbitterung widersprochen.
Es war bisher, trotz zunehmender Entfremdung, noch nie zu ernsthaftem Streit gekommen. Mit keinem Wort je hatte der Markgraf Margaretes Testament erwähnt, mit keinem Wort ihre Beziehungen zu dem Frauenberger. Sie hatte den Namen der Agnes in seiner Gegenwart niemals genannt. Jetzt erhitzten sie sich, bekämpften sie sich, drohend, trotzig, viel heftiger, als der geringfügigen Sache angemessen war. Sie standen sich gegenüber, wütend. Das ruhige, männliche Gesicht des Markgrafen verwilderte, verzerrte sich. Sie erwiderte mit erzwungener Ruhe, bösartig, stachelig, höhnisch.
Bis er schließlich nicht mehr an sich halten konnte und ihr hinwarf in hellem, spöttischem Zorn: »Das ist ja alles nur für deinen Affen, den Frauenberger .«
Sie wurde ganz grau, schnappte, sah ihn haßerfüllt an. Sagte schließlich heiser: »Ja, ja, ja! Ich leid es nicht, daß das Recht kaputtgeht für deine Hur .«
Er krampfte die Hand, sie nicht zu schlagen. Es war nicht seine Art zu schimpfen. Jetzt fiel er unflätig über sie her: »Hexe! Scheußliche! Stinkende! Hockst du zusammen mit deinem Affen und spintisierst das aus?
Ist es nicht Schande genug, daß ich ein Weib haben muß, von Gott gezeichnet, wie dich? Willst du noch meinen Namen verschimpfieren? Bist auf Männer aus, so, wie du aussiehst? Paßt ja gut zusammen, die Maultasch und der Aff !« Er schlug plötzlich um, ging mit dicken Adern und so verwildertem Gesicht auf sie los, daß sie hinter den Tisch zurückwich. »Ich duld es nicht !« schrie er. »Ich schlag ihn tot! Ich laß mich nicht lächerlich machen !«
*
Unterdes saß der Frauenberger auf Schloß Taufers.
Aus seinen rötlichen Augen blinzelte er Agnes an.
»Wir werden uns schon einigen«, quäkte er. »Sie sind reich, ich bin nicht arm. Liegt Ihnen so viel an den Höfen? Mir nicht. Mir sind sie ein Vorwand, Sie zu sehen .« Mit seiner roten, kurzen Hand tätschelte er ihre weiße, lange. Agnes lächelte. Der war ein Mann, der hatte Kraft, Willen, das nackte Geradezu.
»Die Welt ist dumm«, quäkte er. »Immer noch dümmer, als man denkt.« Er saß da, weites Maul in dem nackten, roten Gesicht, breit, fest, frech, häßlich. »Mir ist, ringsherum sind wir die einzigen Vernünftigen .«
Und seine harten, kurzen, zupackenden Finger langten ihren Arm weiter hinauf.
Er dachte übrigens nicht daran, ihr in der strittigen Frage auch nur ein Tipfelchen entgegenzukommen.
Agnes ging herum, ein leises, tänzerisches Lächeln um die Lippen. Sog ihren Triumph über Margarete, schlürfte ihn, ließ ihn auf der Zunge zergehen. Knüpfte den Markgrafen immer enger an sich, gleichmütig, unmerklich. Höhlte ihn aus, glitt in ihn hinein, nahm Besitz von ihm.
Er war ein sparsamer, nüchterner Herr, durchaus nicht geneigt zu verschwenden. Sie verlangte von ihm, nebenher, über die Achsel, Ausgaben, die er sich sonst durch Jahre überlegt hätte. Machte er den leisesten Einwand, so bestand sie nicht, ließ sofort ab. Allein sie hatte eine Art, sich abzuwenden mit einer höhnischen, kaum greifbaren, tief verächtlichen Verwunderung,
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