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Die haessliche Herzogin

Titel: Die haessliche Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Schweiß von den Gesichtern. Die Berge standen rotbraun und violett, ganz oben weiß.
    Sie entschlossen sich, dem jungen Herzog einen Brief zu schicken. Diesen Brief unterzeichneten von den Baronen sieben, der ältere Ulrich von Matsch, Schenna, der Trostburger, Heinrich von Kaltern-Rottenburg, Gufidaun, der Frauenberger, der Botsch von Bozen, und es siegelten von den Städten vier, Bozen, Meran, Hall, Innsbruck, im Namen aller übrigen.
    Das Schreiben lautete so: »Lieber gnädiger Herr!
    Wir tun Euer Gnaden zu wissen, daß wir zu Bozen beieinander gewesen und übereingekommen sind, Sie zu bitten, daß Sie zu Ihrer wie des Landes Ehre und Nutzen hereinkommen möchten zu uns, weil wir Sie schon lange gern gesehen hätten, wie ganz billig ist; denn Sie sind ja unser lieber, rechtmäßiger Herr. Auch werden Sie bei uns besser gerichtet und gewürdigt werden und unverdorbener bleiben, als draußen in Bayern, wie man uns sagt, geschehen ist, und auch Ihr Land und Leute da herinnen werden dann von den Drangsalen, welche draußen sind, frei bleiben. Bei uns hier in dem Gebirge steht durch Gottes Segen alles richtig und freundlich, so gut als es je bei Ihres Vaters seligen Zeiten gestanden hat; auch herrscht Friede im Land und an der Grenze. Gnädiger Herr! Wir bitten, auf uns zu vertrauen, wir meinen es gut mit Ihnen. Trauen Sie es uns zu, wir opfern Gut und Blut für Sie, vertrauen Sie sich sonst niemandem .«
    Der Frauenberger brachte das Schreiben nach München. Er kam mit stattlichem Gefolg, übergab das Schriftstück in feierlicher Audienz. Versprach sich im übrigen nicht den geringsten Erfolg, sondern war gewiß, daß man andere Mittel werde brauchen müssen.
    Bei Tafel erzählte Prinz Friedrich, sein lieber Herzog und Vetter Meinhard habe aus seiner Provinz Tirol ein sehr kurioses Dokument bekommen, das er den edeln Herren doch nicht vorenthalten wolle. Der Brief wurde verlesen. Erst schmunzelte man, dann pruschte man heraus. Gelächter, immer lauter, stürmischer, schütterte alle. Es lächelte Agnes, es lachten die Damen, es dröhnten , bogen sich die Herren, es lachten scheppernd die Lakaien, es pfiff Meinhards Murmeltier Peter, es quiekten die Kämmerlinge.
    »Diese Tiroler !« sagte man, atemlos von der Erschütterung.
    »Ja, unsere Tiroler !« sagte der Frauenberger, behaglich, rosig, fett, und blinzelte aus den rötlichen Augen.
    »Finden Sie auch den Brief Ihres Landes in den Bergen so komisch, Herr Herzog ?« fragte der Frauenberger. Er war, trotzdem eigentlich sein Geschäft mit der Übergabe des Briefes zu Ende war, in München geblieben und hielt sich viel in der Nähe Meinhards.
    Der junge Herzog hatte in der Gegenwart des breiten, fleischigen Mannes mit dem Froschmaul in dem nackten, rosigen Gesicht stets ein unbehagliches Gefühl, seine joviale Art machte ihm angst. Aber er konnte doch nicht recht fort, wenn er kam; der massige, lachende, quäkende Mensch imponierte ihm; er sprach so ganz anders als alle andern, respektlos, selbstverständlich, nackt. Man fühlte sich auf eine nicht unangenehme Art hilflos vor ihm, von ihm hingenommen.
    Voll immer neuer, mit Grauen untermischter Neugier ging der sanfte, dickliche, dümmliche Herzog um den Albino herum.
    Der Brief seiner Tiroler war Meinhard im Grund durchaus nicht lächerlich vorgekommen, im Gegenteil, er hatte ihm lieb und lieblich in die Ohren geklungen; nur weil die andern so schrecklich gelacht und das Schreiben so albern und anmaßend gefunden hatten, hatte er mitlachen müssen. Daß jetzt der Frauenberger, der große, gescheite Mann, die Kundgebung der Tiroler so ernsthaft zu nehmen schien, war dem gehetzten, umstellten Fürsten tröstlich und sehr angenehm. Aus dem zutraulichen Brief hatte ihn etwas Einfaches, Ruhevolles angesprochen; es war ihm für ein paar Minuten gewesen, als gebe es kein München und kein schwieriges Ritterzeremoniell und keinen Artusbund und keine Wittelsbacher. Es mußte schön sein, auf einer Bergwiese zu liegen zwischen großen Kühen, nichts zu hören als leisen Wind und das sanfte, blasende Geräusch, mit dem die Tiere das Gras abrauften.
    Der Frauenberger stand vor ihm, blinzelte. Meinhard mußte näher an ihn heran. »Wie es mich freut«, sagte er und schaute aus seinen blanken, runden Augen zu ihm auf, »daß Sie den Brief meiner Tiroler nicht dumm finden .«
    »Nicht dumm !« quäkte eifrig der Frauenberger. »Jedes Wort sitzt an der rechten Stelle! Jeder Buchstab trifft! Die über ihn gelacht haben, sind die

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