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Die haessliche Herzogin

Titel: Die haessliche Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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vermittelte, kamen sie überein. Um jeden einzelnen der Artusritter, Begnadigung, Höhe der Bestrafung, gab es erbitterten Kampf, Ausbrüche, Schäumen, Toben.
    Zweimal wies Herzog Stephan den Henker an, sich bereit zu halten. Endlich fügten sie sich zu leidlichem Frieden. Meinhard wurde München als ständige Residenz zugewiesen; Prinz Friedrich führte weiter sein Siegel, doch bedurften seine Verordnungen der Gegenzeichnung eines niederbayrischen oder eines rhein-pfälzischen Rates. Zwischen München und Landshut-Ingolstadt vermittelte Agnes.
    Herzog Meinhard lächelte sanft und dankbar. War froh, daß er nach den wilden Wochen ausruhen durfte.
    Streichelte sein Murmeltier.
    *
    Margarete hielt Rat mit ihren Ministern. Anwesend waren der Vogt Ulrich von Matsch, der Pfarrer Heinrich von Tirol, Graf Egon von Tübingen, Landeskomtur des Deutschen Ordens in Bozen, Jakob von Schenna, Berchtold von Gufidaun, Konrad von Frauenberg.
    Was war, nachdem Herzog Stephan Macht und Einfluß in Oberbayern an sich gerissen, zu tun?
    Man konnte sich mit dem Wittelsbacher vertragen.
    Sich damit abfinden, daß nicht Bayern von Tirol aus, sondern Tirol von Bayern aus regiert wurde. Dadurch, daß der eigentliche Regent, Herzog Stephan, nicht in München saß, sondern in Ingolstadt oder Landshut, war sein Zentrum nicht gar so nahe an Tirol, die Zentralisierung und Unitarisierung erschwert, dem Land in den Bergen eine gewisse Autonomie gewährleistet.
    Man konnte aber auch den Habsburger anrufen gegen Herzog Stephan. Er wartete nur darauf. Abhängigkeit in irgendeiner Form wird sich freilich auch da nicht vermeiden lassen. Aber ein kräftiges, stetiges Regiment war verbürgt.
    Zäh, träge schleppten sich die Argumente hin und her. In dumpfer Verdrossenheit hörte Margarete zu.
    Kam denn niemand auf den Gedanken, der am nächsten lag. Hatte sie sich so schlecht bewährt? Sie schaute auf Schenna, auf Gufidaun. Die starrten mit mühevollen, leeren Gesichtern vor sich hin.
    Seltsamerweise war es der Frauenberger, der den Plan vorschlug, den sie erwartete. Breit grinsend, vergnügt führte er aus: Wenn der junge Herzog wirklich so anlehnungsbedürftig sei und Führung brauche, warum diese Führung nicht dem gegebenen Vormund anvertrauen, der Mutter, der Herzogin, die sich in viel schwierigeren Lagen so fürstlich bewährt habe? Wozu erst lange mit Wittelsbach paktieren? Man bringe Meinhard nach Tirol. Hätten ihn die bayrischen Herren in ihre scheußlichen, verlorenen Winkelnester schleppen können, so werde man es mit Gottes oder Teufels Hilfe noch fertigbringen, ihn nach Tirol zu kriegen, wo er hingehöre. Habe man ihn erst im Land, dann werde man von hier aus nach Bayern regieren.
    Herzog Stephan werde es sich reiflich überlegen, ehe er von der Donau aus ein kriegerisches Abenteuer in das Land im Gebirge wage. Und sogar dann habe man immer noch den Rückhalt an dem Habsburger als natürlichen Bundesgenossen. Im schlimmsten Fall werde man eben förmlich auf Oberbayern verzichten, gegen Entschädigung, und sich auf ein großes, autonomes Tirol beschränken.
    Ja, ein autonomes Tirol. Das war auch Margaretes Plan. Bayern als Anhängsel; oder im äußersten Fall überhaupt nicht. Aber Tirol den Tirolern.
    Es handelte sich zunächst darum, Meinhard dem Einfluß Herzog Stephans zu entziehen, ihn von München weg nach Tirol zu kriegen. Der junge Herzog hatte seit Antritt seiner Regierung das Land in den Bergen noch nicht betreten. Es war nur billig, daß das Volk ihn endlich zu sehen verlangte.
    Auf Betreiben Schennas und Gufidauns wurde eine große Tagung nach Bozen einberufen. Es kamen blonde, stämmige Männer mit kurzen, breiten Nasen und trägen, schlauen Augen und hagere, schwarzbärtige, gebräunte mit kühnen, gebogenes Nasen und scharfen, raschen Augen. Es kamen die drei Hauptleute des Landes im Gebirg, der zu Tirol, der an der Etsch und der am Inn, es kamen die Hofmeister und Vögte und Burggrafen. Es kamen die Barone, die großen und die kleinen, die Vertreter der Städte, Pflegen und Gerichte. Es waren ihrer hundertunddreiundfünfzig Herren und Männer. Sie traten zusammen auf dem bunten, fröhlichen Marktplatz von Bozen an zwei strahlend dunkelblauen Spätsommertagen. Sie überlegten, sie berieten langsam, schwer, vorsichtig, mit harten, krachenden, gurgelnden Kehllauten. Sie schauten einander schlau und bieder in die Augen, sie hatten umständliche, eckige, treuherzige Bewegungen, sie wischten sich mit den schweren Rockschößen den

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