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Die haessliche Herzogin

Titel: Die haessliche Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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so würden freuen können .«
    Margarete hörte nicht. »Ich weiß«, sagte sie, »er ist unbegabt. Es gibt landauf, landab Tausende, die begabter sind. Aber er ist mein Sohn. Er ist aus dem Boden dieses Landes gemacht, seiner Luft, seinen Bergen.
    Glauben Sie mir, Schenna, der sieht die Zwerge .«
    Ja, Margarete hatte die zerlöcherte, heruntergelassene Fahne ihrer Hoffnung wieder hochgezogen. All ihr Wille, all ihr Leben sammelte sich in der Erwartung ihres Sohnes. Mit plumpen, geschminkten Händen streichelte sie das Bild des sanften, dicken, dümmlichen Jungen.
    Ein Knecht voran, einer hinter ihnen, ritten Meinhard und der Frauenberger in raschem Trab gegen Süden.
    Es regnete, die schlechte Straße führte oft durch dicken Wald, löste sich streckenweise ganz in Schlamm auf. Es war nicht leicht, in der dunkeln, nassen Nacht den rechten Weg zu halten; an Fackeln war bei Regen nicht zu denken.
    Die Herren trugen keine Rüstungen. Man dampfte in den nassen Kleidern, von den feuchten Lederkollern und Lederkappen ging ein starker Geruch aus. Man ritt schweigsam; zuweilen, wenn man durch eine nächtige Siedlung trabte, schlug ein Hund an.
    In dem Dorf Lenggries machte man halt. Nach wenigen Stunden drängte der Frauenberger weiter. Aber Meinhard fühlte sich müde und elend, mehr durch Erregung als durch den langen Ritt. Der schwierigere Teil des Weges stand bevor; denn es war ratsam, menschenreichere Orte meidend, durch die wilde Riß nach Tirol vorzustoßen. Man verzog also, dem Wunsche Meinhards folgend, in der Herberge des Dorfes Lenggries.
    In dem engen, finstern Raum lagen der Frauenberger und Meinhard auf Strohsäcken. Die Kammer war niedrig, das Feuer rauchte, aber es wärmte nicht, die Luft war stinkig, Regen und Wind kam durch die Fensteröffnung. Der Frauenberger schnarchte lärmend; im Winkel nagte eine Ratte. Meinhard lag, alle Glieder taten weh vor Müdigkeit, aber er konnte nicht schlafen, die Haut juckte, die Augen brannten ihm . Er fühlte sich eng und unglücklich, er wußte plötzlich nicht, was er in Tirol sollte; er wäre am liebsten nach München zurückgekehrt. Er fürchtete sich vor der Begegnung mit seiner Mutter; sie war so dick und häßlich und gewalttätig. Er schielte nach dem Albino, der lag massig da, ruhig, schnaubte, schlief. Er hatte Angst vor ihm, aber der Frauenberger war doch der einzige, der ihm helfen konnte. Er nahm einen unsicheren Schluck aus dem klobigen Krug schalen Bieres, der neben ihm stand, schaute einer Fliege zu, die über das Gesicht des Frauenbergers kroch; den schien sie nicht zu genieren.
    Schließlich, leise, rief er: »Herr von Frauenberg !«
    Der war sofort wach, quäkte mit seiner schleierlosen Stimme: »Was gibt’s ?«
    »Nichts«, sagte reuevoll der Junge. »Nur, es ist so ungemütlich. Ich kann nicht schlafen .«
    »Dann reiten wir weiter«, entschied der Frauenberger und war schon auf den Beinen.
    »Nein, nein«, bat Meinhard. »Es ist nur, ich möchte ein bißchen mit Ihnen reden. Hernach werde ich gewiß ruhiger sein .«
    »Dummer Bub !« knurrte der Frauenberger.
    »Hat mein Vater eigentlich Tirol lieber gehabt oder Bayern ?« fragte Meinhard.
    Der Frauenberger blinzelte. »Zuerst wohl Tirol, dann Bayern«, sagte er.
    »Und dann ist er gestorben ?« fragte der junge Herzog.
    »Ja«, antwortete der Frauenberger, »dann ist er gestorben .«
    Als Meinhard nach ein paar Stunden schlechten Schlafes erwachte, war sein kleines Murmeltier Peter nicht mehr da. Der junge Herzog und die Knechte suchten, der Frauenberger knurrte über die Verzögerung. Schließlich fand sich das Tierchen tot im Stroh des Frauenbergers. Es mußte seinem Herrn entwischt sein, der schwere Mann hatte es wohl im Schlaf erdrückt. Meinhard starrte entgeistert. Eine dumpfe, träge, lähmende Traurigkeit fiel ihn an. Er schaute in stumpfem, wehrlosem Grauen zu, wie ihm der Albino das possierliche Tierchen, das er geliebt hatte, aus der Hand nahm, es an den Beinen hochhielt, die kleine Leiche pfeifend in einen Winkel warf. »Jetzt aber aufs Pferd !« quäkte er.
    Man ritt weiter den Fluß hinauf. Das Tal wurde enger, verwinkelter; die elende, schmale Straße folgte in endlosen Biegungen dem reißenden, weißgrünen Fluß. Dicker Wald, triefende Bäume. Unten, gischtig, gläsern grün, von vielen Kiesinseln zerspalten , das lärmende, rasche Wasser, durch die Tannenwipfel ein trister, schmutziggrauer Himmel. Die Felswände traten oft so nahe in die Straße, daß die Pferde scheuten, nur mit

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