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Die hässlichste Tanne der Welt (German Edition)

Die hässlichste Tanne der Welt (German Edition)

Titel: Die hässlichste Tanne der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Bluhm
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noch ihre Krücken loswerden!», erklärt Katja entschieden. «Der hätte auch geschworen, dass es sich um einen Baum aus echtem Silber handelt. Aber
das
ist definitiv keine Coloradotanne, denn die Nadeln stechen unangenehm, wogegen sie sich bei einer echten seidenweich anfühlen.»
    Hilflos zuckt Bernd die Schultern. «Soll ich ihn jetzt aufstellen oder auch wieder in den Müll befördern? Dann wird’s heute aber nix mit dem Schmücken.»
    «Aufstellen, aufstellen», singen die Kinder, und auch Madeleine trällert übermütig mit. «Schmücken, schmücken.»
    «Na gut, dann stellt diese Möchtegern-Coloradotanne meinetwegen auf. Heute ist es ohnehin zu spät, eine neue zu besorgen», lenkt Katja ein, sieht aber nicht so richtig fröhlich aus.
     
    Um die angespannte Situation zu entschärfen, greife ich in meine Handtasche und hole die Flasche raus, die Frau Janatscheck mir geschenkt hat. Als kleines Dankeschön für die geliehene Tonne Staubzucker.
    «Wie wär’s mit einem Schlückchen Eierlikör?», starte ich einen Versuch.
    «Für Alkohol ist es noch zu früh», entgegnet Katja, die es sich zur Regel gemacht hat, nicht zu trinken, bevor die Kinder im Bett liegen.
    «Nur ausnahmsweise, sozusagen eine Eierlikör-Generalprobe zur Heiligabend-Generalprobe. Ist ein ganz feines Gesöff, selbst hergestellt von meiner Nachbarin. Handgerührt mit frischen Bioeiern und russischem Wodka. Ganz ohne Geliermittel oder sonstige Zusatzstoffe», preise ich Frau Janatschecks Tröpfchen an.
    «Na gut, ein Fingerhütchen voll kann nicht schaden.» Katja begibt sich Richtung Küche. «Ich besorge mal ein paar Gläser.»
    Bernd verschwindet mit der Bemerkung, den Baumständer aus dem Keller zu holen.
    Jan und Eric kramen ihre Rentier-Haarreifen vor und spielen Rentierspringen über den Tannenbaum, solange er das Wohnzimmer noch in der Horizontalen ziert. Katja kommt mit den Gläsern aus der Küche zurück, ich gieße den köstlich duftenden hellgelben Likör ein, und dann verkosten wir das selbstgebraute Präsent.
    Katja kippt das feine Tröpfchen so eilig runter, als müsse sie heute Abend noch mindestens zehn Tannen schmücken. «Hmm, sehr lecker …», urteilt sie überraschend gnädig, hält sofort ihr Glas zum Nachschenken hin und lehnt sich dann entspannt im Sessel zurück. «Schmeckt vollkommen anders als das industriell gepanschte Zeug aus dem Laden», sagt sie, nachdem das zweite Glas leer ist.
    Na, das hört sich doch schon eher nach einem gemütlichen Probeweihnachten an. Grinsend halte ich die Flasche hoch. «Noch einen?»
    Katja zögert.
    «Aller guten Dinge sind drei», ermuntert Madeleine sie mit der abgedroschenen Weisheit.
    Es scheint genau das Argument zu sein, auf das Katja gewartet hat. «Stimmt auch wieder. Dann lass mal die Luft aus dem Glas.»
    Die Jungs haben genug vom Rentierspiel und widmen sich jetzt einer großen Pappschachtel. Darin befindet sich die dreißig Jahre alte Krippe, die früher von Katja und Madeleine unter unserem Christbaum aufgebaut wurde. Begeistert und von Uiii-Rufen begleitet, wickeln sie die wenigen Krippenfiguren aus dem Zeitungspapier.
    «Mama muss helfen», meldet sich Eric nach einer Weile zu Wort, als er mit seinem Bruder unschlüssig vor den ausgepackten Einzelteilen sitzt.
    «Später, Kinder, später», vertröstet Katja sie. «Erst muss der Baum stehen und fertig geschmückt sein, dann stellen wir die Krippe auf.» Sie lächelt selig, als könne sie es selbst kaum erwarten.
    «Och, männooo», maulen die Buben. «Uns is laaangweilig.»
    «Sollen wir die Figuren säubern?», schlägt Madeleine vor. «Sie waren ein Jahr im Keller eingesperrt, müffeln jetzt bestimmt, sind total verschmutzt und …»
    Katja schnellt in ihrem Sessel hoch. «Säubern?», fragt sie alarmiert. «Doch nicht in der Badewanne?»
    Madeleine überlegt eine Sekunde. «Gar keine üble Idee», lacht sie dann verschmitzt.
    «Ich warne dich!», faucht Katja. «Wenn eine zu Bruch geht, dann …»
    «Bleib cool, Schwesterherz», beruhigt Madeleine sie. «Die Figuren sind doch nicht aus Zucker. Aber ich dachte eigentlich nur dran, sie abzustauben. Ganz vorsichtig, vielleicht mit einem kleinen Pinsel.»
    Katja atmet erleichtert auf. «Auf den Schreck brauche ich noch einen kleinen Schluck.» Sie bedient sich selbst.
    «Und?», fragt Madeleine.
    «Schmeckt von Mal zu Mal besser!» Lachend wischt Katja sich eine Haarsträhne aus der Stirn. «Mama, sag … deiner lieben Nachbarin … ihr Schnäpsken ist große

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