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Die hässlichste Tanne der Welt (German Edition)

Die hässlichste Tanne der Welt (German Edition)

Titel: Die hässlichste Tanne der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Bluhm
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Klasse …»
    «Ich rede von einem weichen Pinsel zum Entstauben. Back- oder Puderpinsel, falls du so etwas besitzt», versucht Madeleine zu verdeutlichen.
    «Habichnich», nuschelt Katja mit dem letzten Schluck Likör im Mund.
    «Dafür hast du jetzt einen im Tee», stelle ich fest. «Iss zwischendurch mal ein Stück Brot, das saugt den Alkohol auf. Nicht dass du noch die
Generalprobe
verpatzt.»
    Katja schüttelt den Kopf und holt tief Luft, bevor sie erklärt: «Immer schön der Reihe nach, Mama. Erst wird der Baum geschmückt, dann zünden wir die Kerzen an, und danach erst gibt’s Würstel mit Kartoffelsalat bei Kerzenschein.»
    Gegen Katjas Planungswahn wäre selbst eine
ganze
Flasche Eierlikör machtlos. Resignierend zucke ich die Schultern. «Soll mir recht sein. Du bist die Zeremonienmeisterin.»
    Madeleine legt ihre Hände wie einen Trichter um den Mund. «Hallo, Madeleine an Katja», albert sie. «Wir haben immer noch keinen Pinsel. Besitzen die Kinder vielleicht einen Wasserfarben-Kasten?»
    Katja tippt sich an die Stirn. «Rede ich chinesisch? Jetzt wird der Baum geschmückt und nicht gemalt!»
    «Jaaaaa! Malen», schreit Eric, springt auf und saust mit Jan aus dem Wohnzimmer.
    Madeleine erhebt sich, ohne zu antworten, und folgt ihren Neffen. Wenig später kommen sie mit Malkasten und Pinseln zurück. Damit sind die Kinder erst mal versorgt. Unter Madeleines Anleitung tragen sie vorsichtig alle Krippenfiguren zum Esstisch und beginnen, sie zu entstauben.
    «Das Jesuskind fehlt», stellt Madeleine fest, als die gesamte Krippenmannschaft frisch geputzt auf dem Tisch versammelt ist.
    Zu fünft durchwühlen wir das zerknüllte Zeitungspapier, ob sich der Erlöser darunter versteckt hat. Er scheint sich verdrückt zu haben, denn er bleibt unauffindbar.
    «Kein Wunder, dass die Welt im Chaos versinkt, wenn sich der Retter aus dem Staub macht», grinst Madeleine.
    «Aba, dann is ga kein Weihnachten», schnieft Eric.
    Jan schubst seinen kleinen Bruder freundschaftlich an. «Heul nicht, du Baby, heute is nur Probe ohne Gessenke.»
    Eric guckt seinen großen Bruder ungläubig an. «Ich will aba Geschenke», schluchzt er auf.
    Katja findet es unerwartet komisch. «Genau, mein Großer. Heute nur Probe ohne Geschenke.» Kichernd strubbelt sie Jan durchs Haar und nimmt dann den weinenden Eric in den Arm. «Nicht traurig sein, Schatz, Jesus war keine Frühgeburt. Er kommt erst am Vierundzwanzigsten zur Welt. Also müssen wir auf den echten Heiligabend noch drei Tage warten.»
    «Ich will aba jetzt ein Jesusbaby», jammert Eric weiter.
    «Wir basteln uns ein neues Kind für die Krippe», tröstet Madeleine. «Ein Pappmachékind aus Klopapier und Kleister.»
    «Jaaaa, jaaaaa, jaaaaa», kreischen die Jungs euphorisch im Chor. «Ein Matschekind.»
    Katja gluckst überdreht und flüstert mir dann hinter vorgehaltener Hand zu: «Oder wir legen ein Gummibärchen rein.»
    Bernd taucht aus dem Keller auf. Eine rostige Laubsäge in der einen, einen gusseisernen Christbaumständer in der anderen Hand. Das schwere dunkelgrüne Erbstück stammt noch aus Hermanns Familie und kommt bei Katja zu neuen Ehren. Vorsichtig, um das Parkett nicht zu zerkratzen, stellt Bernd den Baumständer aufs Bettlaken.
    «Und die Christbaumkugeln?», fragt Katja.
    «Bin ich ein achtarmiger Krake?», entgegnet Bernd launig. «Aber bevor das Teil nicht steht, brauchst du auch keine Kugeln, oder?»
    «Stimmt», murmelt Katja versöhnlich. «Und was willst du mit der Säge?»
    «Ein paar Äste stören doch immer. Und den Stamm werde ich auf jeden Fall etwas zurechtstutzen müssen, damit er in den Baumständer passt und gerade steht.»
    An Katjas Miene kann ich ablesen, dass ihr die Aussicht auf Sägearbeit nicht sonderlich gefällt. «Aber nicht hier im Zimmer, oder? Heute Morgen habe ich frisch geputzt, und ich hätte gerne, das es sauber bleibt.»
    Bernd schnauft gequält. «Na gut, dann verziehe ich mich eben auf den Balkon.»
    Diesmal packe ich mit an. Aufmerksam beobachtet von Katja ziehen wir das Laken mitsamt dem Baum durchs Zimmer Richtung Balkon.
    «Stooopp!», kommandiert Katja, als wir an der Balkontür angekommen sind. «Falsche Richtung.»
    Aufgeschreckt lassen wir das Laken los.
    Bernd guckt genervt. «Wieso?»
    «Er muss mit dem Stamm zur Tür zeigen und nicht mit der Spitze wie jetzt. Wenn ihr ihn entgegen der Äste durchzieht, reißen garantiert alle ab.»
    «Hmm … stimmt.» Bernd kratzt sich am Kopf. «Dann drehen wir das Teil eben

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