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Die Häupter meiner Lieben

Die Häupter meiner Lieben

Titel: Die Häupter meiner Lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Noll
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eigenes Kind ist, aber Sie besitzen in Florenz ein Haus, das einen ganz anderen Wert hat als die lächerliche Summe, die Sie uns anzubieten wagen. Hängen Sie noch zwei Nullen an Ihr Angebot, und wir können darüber sprechen.«
    Cora sagte: »Mein Haus in Florenz ist eine Bruchbude, das haben Sie hoffentlich auch herausbekommen.«
    »Signora, hören Sie auf zu lügen! Allein die Rechnung für Ihre Atelierfenster übersteigt bei weitem dieses Almosen, das Sie uns offerieren.«
    »Woher soll ich wissen, ob das Kind überhaupt noch lebt? Außerdem können Sie sich denken, daß ich so viel Geld nicht über Nacht flüssig machen kann, noch dazu wo eure Banken fast immer geschlossen sind.«
    »Nun, Sie müssen sich morgen nach Florenz bequemen. Je schneller Sie mit dem Geld zurück sind, desto eher geben wir den Kleinen heraus.«
    »Wie soll die Übergabe erfolgen?«
    »Das bestimme ich später. Erst will ich sehen, daß Sie morgen früh im Flugzeug sitzen, es startet um acht in Catania.« Er legte auf.
    Cora fluchte. »Etwas macht mich hellhörig. Woher weiß er über die Atelierfenster Bescheid? Ich rufe auf der Stelle meinen Glasermeister an, ich habe einen bestimmten Verdacht.« Cora rief die Auskunft an, telefonierte herum und hatte tatsächlich den Glasermeister an der Strippe. Sie fragte, ob Ruggero, ihr verflossener Geliebter, Sizilianer sei. Nein, Ruggero sei in Florenz geboren, aber sein Vater stamme aus Taormina. Ob der Junge etwas ausgefressen habe?
    »Überhaupt nicht, wir haben nur gewettet, daß ich italienische Dialekte heraushören kann.«
    »Signora, Sie sprechen vorzüglich Italienisch, aber diese Wette haben Sie verloren. Ruggero spricht feinstes Toskanisch.«
    Cora bedankte sich und fing an zu grübeln. »Wie heißt er mit Nachnamen? Verflucht, ich habe es vergessen, nun ist es zu spät, um seinen Chef zu fragen.«
     
    Emilia kam herein. »Sherlock Holmes hat etwas herausgefunden«, sagte sie stolz, »Dante hat vom Hotel aus telefoniert! An der Rezeption sitzt nämlich eine Frau, und euch hat ein Mann mit Dante verbunden. Mit der Frau habe ich ein wenig geplaudert; ich habe behauptet, ihr hättet einen hartnäckigen Verehrer, der euch dauernd anruft, sie solle sich nicht wundern. Seit sechs Stunden mache sie Dienst, und niemand habe euch angerufen. Möglich ist natürlich, daß sie lügt, aber warum sollte sie?«
    »Dann gehört Dante entweder zum Personal oder ist Hotelgast«, sagte Cora, »er hat ein Telefon im Zimmer und kann uns direkt anwählen. Am Ende ist auch Béla hier im Hotel untergebracht, wer weiß!«
    »Wir haben den Verdacht«, erzählte ich Emilia, »daß Ruggero, der Glasergehilfe aus Florenz, mit ihnen unter einer Decke steckt oder zumindest Informationen geliefert hat. Kannst du dich erinnern, wie er mit Familiennamen heißt?«
    »Mandorlo«, sagte sie, »so einen hübschen Namen vergesse ich nicht. Wenn Ruggero ein Vetter von Dante ist, könnten sie den gleichen Namen haben. Ich sehe mal im Hotelbuch nach, ob ein gewisser Signor Mandorlo hier abgestiegen ist.«
    Mario schrieb: Und ich sehe nach, ob der Mann im Auto noch da ist.
    Cora und ich waren allein; immer wieder bekam ich Weinkrämpfe. Dann fing ich an zu beten. Cora sagte: »Ich verstehe dich ja, aber statt einfach nur abzuwarten, solltest du besser deinen scharfen Verstand einsetzen.«
    Ich versuchte es: »Ich denke, diese Entführer sind alles andere als Profis. Einerseits ist das ein Glück, denn sie werden es nicht übers Herz bringen, Béla etwas zuleide zu tun. Aber andererseits haben sie keine eiskalten Nerven, sie können durchdrehen.«
    Cora rief beim Flughafen an und buchte für den nächsten Morgen einen Flug nach Florenz. »Mario muß mich in aller Frühe nach Catania fahren«, sagte sie, »ich werde versuchen, eine Hypothek für das Haus aufzunehmen. Ich rufe dich an, sobald ich bei der Bank war.«
    »Ach Cora, ich würde so gern mitkommen und dir helfen, aber ich muß auf jeden Fall hierbleiben, falls Dante anruft.«
    »Ihr müßt alle hierbleiben. Ich überlege nur, ob ich mir in Florenz diesen Mistkerl Ruggero greifen soll. Es ist möglich, daß er nichts mit der Entführung zu tun hat und nur aus Angeberei seinen Vettern vom Liebesabenteuer mit mir berichtet hat. Und dann sah er mein Bild in der Zeitung und konnte prahlen: >Mit dieser Frau habe ich geschlafen, seht sie euch an!<«
    »So wird es gewesen sein. Aber vielleicht nimmt er Rache, weil du ihm den Laufpaß gegeben hast.«
    Emilia kam herein. »Von

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