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Die Häupter meiner Lieben

Die Häupter meiner Lieben

Titel: Die Häupter meiner Lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Noll
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reiche Signora, meinte er, würde für das Kind einer Freundin bestimmt etwas springen lassen.
    »Sicher«, sagte Emilia, »wir lieben den Kleinen, sitzen hier und weinen um ihn. Haben Sie kein Herz für Kinder?«
    Dante versicherte, er habe Kinder gern, Béla geschehe nichts Böses, aber ganz ohne Lösegeld könne man ihn nicht zurückgeben.
    Cora murmelte: »Das hört sich schon besser an.«
    Emilia fragte nun nach dem Preis. Wir konnten die Antwort nicht verstehen, aber ihrem Geschrei nach war es eine indiskutable Summe. Diesen Betrag könnten wir nie auftreiben, sagte sie, es sei einfach unmöglich. Nun wurde der milde Dante etwas energischer; kein Geld, kein Kind, so einfach sei das. »Muß ich euch erst einen Finger oder ein Ohr schicken, damit ihr begreift?« Damit war das Gespräch beendet.
    Mario schrieb auf seine Tafel: Emilia = Oma.. Mario = Opa. Cora lächelte: »schon recht«.
    Mario wischte alles wieder mit dem Handballen aus und schrieb von neuem: Emilia = Verhandlung. Mario = Tat. Ich war tief bewegt. Hatte ich es verdient, daß diese Menschen mich so liebten? In meiner schrecklichen Angst wußte ich, daß ich nicht verlassen war. Cora wollte ihr Geld hergeben, die beiden anderen taten auf ihre Weise alles, um mir zu helfen. Das wollte ich ihnen nie vergessen.
    »Wie meinst du das, Mario, mit der Tat?« fragte Cora.
    Er konnte nicht antworten, schrieb also: Geldübergabe. Sicher, wenn es dazu kam, war es eine gefährliche Situation. Aber war Mario der rechte Mann dafür, der mit Dante gegebenenfalls gar nicht reden konnte?
    Emilia schien das auch zu empfinden, sie sagte: »Mario und ich werden das gemeinsam machen.«
    »Nein«, sagte ich, »es ist mein Kind. Wenn das Lösegeld übergeben wird, dann ist das einzig und allein meine Aufgabe. Ich werde es niemals zulassen, daß ihr euch meinetwegen in Lebensgefahr begebt.«
    Emilia sagte ruhig: »Wir sind alt, du bist jung. Dein Kind soll bei dir aufwachsen.«
    Ich weinte. Auf einmal wünschte ich, Jonas wäre hier. Hatte ich nicht eine große Schuld auf mich geladen, daß ich meinem Sohn den Vater vorenthalten hatte? Niemals hätten Kidnapper den Weg zu seinem Bauernhof gefunden, wenn Béla dort aufwachsen würde.
    Cora fragte: »Vielleicht sollte man doch im Cafe nachforschen, wie dieser angebliche >Onkel< ausgesehen hat. Habt ihr eine Ahnung, ob die Polizei in Sizilien korrupt und unfähig ist oder ob man am Ende doch erwägen sollte, sie in Kenntnis zu setzen?«
    Emilia sah Mario fragend an, beide wiegten bedenklich die Köpfe hin und her. »Es gibt solche und solche«, orakelte Emilia, »man darf nichts riskieren. Vielleicht beobachten uns die Verbrecher nicht, vielleicht sind es Stümper - aber woher soll man es wissen?«
    Mario schrieb wieder: Ich sehe mich mal um. Mich kennen sie nicht. Er verließ mit Pippo unser Zimmer.
    Das Warten war unerträglich. Cora bestellte Essen aufs Zimmer und behauptete, ich sei fiebrig. Als man mit vielen guten Wünschen ein Tablett mit Antipasti brachte, rührte keiner etwas an. Mario fehlte uns, er übte eine beruhigende Wirkung aus.
    Als Dante wieder anrief, verlangte er gleich die Großmutter und nicht Cora. Emilia war liebenswürdig, aber sie verfolgte ihre Pläne. »Wir sind arme Leute«, sagte sie, »mein Mann hat als Gärtner gearbeitet, ich bin Putzfrau. Ihr Gangster lebt auf großem Fuß und könnt euch nicht vorstellen, was solche Summen für uns bedeuten.«
    Dante verriet sich. »Meinen Sie etwa, wir wären reich? Mein Bruder und ich haben nichts als Schulden, wir sind viel schlimmer dran als Sie, wir sind arbeitslos...«
    Emilia bemitleidete ihn. »Wir können uns bestimmt einigen«, meinte sie, »aber Sie dürfen nicht unrealistisch sein. Was man nicht hat - ich meine, was die Signora Kornmeier nicht hat -, das kann man auch nicht ausgeben, Signore!«
    Nun verlangte Dante, Cora solle sich überlegen, was ihr das Leben meines Kindes wert sei, er werde wieder anrufen. Ich riß Emilia den Hörer aus der Hand. »Ich bin die Mutter des Kleinen, passen Sie auf, er braucht um sieben Uhr seine Mahlzeit, er wird Hunger haben! Und er mag nicht im Dunkeln einschlafen, lassen Sie ihm ein Licht, sonst kriegt er Angst und weint!«
    »Signora, wir sind Ehrenmänner, wir werden einem kleinen Kerl keine Angst machen. Er hat schon sein Essen bekommen und liegt zufrieden im Bett.«
    »Bitte, Signor Dante«, sagte ich demütig, »dieses Kind ist alles, was ich auf der Welt habe, Sie dürfen es mir nicht nehmen. Signor

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