Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Haie vom Lotus-Garten

Die Haie vom Lotus-Garten

Titel: Die Haie vom Lotus-Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Rallye-Siegerin. 32mal.
1951 hat sie auch die große Sahara-Tour gewonnen — mit einem halben Tag
Vorsprung, obwohl sie in einen Sandsturm geriet und völlig eingeschneit...
äh... eingesandet war. Jetzt, im hohen Alter von 88 ist sie immer noch
autoverrückt. Aber sie mißtraut dem Blinklicht und hält immer die Hand raus.
Dabei ist das mit dem Daumen passiert.“
    Der Taxler lachte. „Ihr habt
mich überzeugt. Einsteigen.“
    Beim Parkhaus zeigte der
Taxameter 5,60 DM an, und die Kids rundeten auf.
    Alle Bikes standen noch am
Laternenpfahl. Tim lud Gaby mit auf, und zu viert auf sechs Reifen ging’s dann
im Höllentempo zur Altstadt, zur Glocknerschen Adresse.
    Gabys Freundin Edeltraut war
längst abgeholt worden von ihren Eltern, den Ehmanns. Tims Herzallerliebste
lief zur Wohnung hinauf, versorgte ihre geliebte Mami mit einer kurzen, harmlos
klingenden Erklärung und leinte Oskar an, der sich vor Freude fast den Schwanz
abwedelte.
    Mit dem gleichen Höllentempo
ging’s dann zurück zu Polluks Büro.
    Dort fuhr soeben ein Taxi ab,
und die zerstörte Haustür stand offen. Polluk befand sich in seinen vier Wänden
und starrte in den geöffneten Safe.
    Die Kids machten sich bekannt.
Polluk gab allen die Hand, und Gaby wurde mit einem langen Blick
angeschmachtet. Der Modeschmuck-Vertreter mochte Mitte Zwanzig Sein, hatte
einen Wust braunblonder Haare, die ihm tief in die Stirn wuchsen, und hellblaue
etwas vorquellende Augen. Er roch nach Bier. Beim Reden beugte er sich seinem
Gesprächspartner vertraulich entgegen, als wollte er dem zwischen die Zähne
gucken. Das verstärkte den Bieratem, und Gaby trat auch gleich einen langen
Schritt zurück.
    „Wir rechnen grundsätzlich mit
dem Schlimmsten“, erklärte Tim, „also nun auch damit, daß ihre Freundin oder
Braut von Zapp, dem Räuber, verfolgt wird. Sie könnte verängstigt sein,
versteckt sich irgendwo, traut sich nicht hervor, findet den Weg nicht zum
nächsten Polizeirevier oder wenigstens zur nächsten Telefonzelle, um Hilfe
mobil zu machen. Vielleicht hat Ihre Beate auch keine Telefonkarte bei sich,
oder der Apparat ist kaputt. So oder so — wir versuchen, die Spur aufzunehmen.“
    Oskar grunzte in diesem Moment.
Es klang wie Einverständnis.
    Polluk hatte den Vierbeiner
bislang nicht beachtet, war sogar etwas zurückgewichen. Vielleicht gehörte er
zu jenen Spinnern, die in jedem Hund eine Bestie vermuten, ein von Flöhen
besetztes Untier oder einen tollwütigen Beißer. Vermutlich wurde Küßchen nur
wegen Beate geduldet.
    „Ach ja“, meinte Polluk.
    Tim deutete auf die
Sesseldecke. „Ist das Küßchens Platz?“
    Polluk nickte. „Wenn Beate ihn
mitbringt, fläzt er dort rum.“
    „Das hilft uns jetzt sehr.“
    Gaby zog Oskar zum Sessel und
stupste ihn mit der Nase auf die Decke, worauf der Cockerspaniel eifrig zu
schnuppern begann, zeitgleich das Wedeln anfing und schließlich die Decke mit
den Zähnen packte, um sie herunterzuzerren.
    Gaby verhinderte das.
    „Such verloren, Oskar!“ befahl
sie. „Such Küßchen!“
    Oskar, der so was versteht,
lief zum Fenster und stellte sich dringlich winselnd auf die Hinterbeine.
    „Toll!“ meinte Polluk. „Ist er
als Polizeihund ausgebildet oder macht er das freiwillig?“
    „Beides“, erwiderte Tim. Er
hatte das Fenster geöffnet und flankte hinaus.
    Dort nahm er Oskar entgegen,
der von Gaby durchs Fenster gereicht wurde. Kaum auf den Pfoten gelandet,
senkte der Vierbeiner die Spürnase zu Boden und nahm die Spur wieder auf.
    Tim half seiner Freundin ins
Freie, Klößchen kletterte allein und fiel dabei auf den Bauch.
    Karl telefonierte noch, hatte
nämlich im Internat angerufen und sprach mit Dr. Frontlippe, dem EvD — Erzieher
vom Dienst der eine Stinklaune hatte, weil er heute am Adventssonntag
eingeteilt war.
    Karl denkt an alles, dachte Tim.
Ein Glück!
    „...ja, Herr Doktor“, beendete
Karl das Gespräch. „Tim und Klößchen werden bei uns übernachten — ihr
geschätztes Einverständnis vorausgesetzt. Meine Eltern legen Wert darauf, daß
ich mit meinen Freunden den Adventsabend feiere. Wir wollen Weihnachtslieder
singen, und meine Mutter hat Honigkuchen gebacken. Morgen früh zum Unterricht
sind wir natürlich pünktlich wie immer. Danke, Herr Doktor. Schönen Abend
noch!“ Karl legte auf. „Ist bewilligt“, rief er und kletterte als letzter auf
den Hof. Polluk sagte, er werde hier die Stellung halten.
    Offenbar war ihm die Verfolgung
zu riskant.

11. Die grüne Kassette
     
    Oskar

Weitere Kostenlose Bücher