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Die Haischwimmerin

Die Haischwimmerin

Titel: Die Haischwimmerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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Richtig, niemand habe die Leiche gesehen. Aber ein Begräbnis habe durchaus stattgefunden.
    Â»Na, was soll’s. Es ist vorbei«, sagte Ivo, erwähnte also nicht einmal, daß Romanow der Mörder von fünf Frauen und in Konkurrenz zu Lopuchin und einem ungarischen Arzt auf der Suche nach einem unsichtbaren Ohr gewesen war. – In der Nacherzählung klingen so viele Dinge unglaubwürdig. Aber in der Nacherzählung klingt eigentlich die ganze Menschheitsgeschichte, die von gestern wie die von heute, ziemlich unglaubwürdig. Denn was, bitte schön, mutet phantastischer an: eine unterirdische Verbrecherrepublik oder etwa ein internationaler Aktienmarkt, der unser Wirtschaftsleben in einer Art und Weise bestimmt, als würde nicht der Kasperl dem Krokodil, sondern das Krokodil dem Kasperl eins auf die Mütze geben?
    Ãœbrigens war anzunehmen, daß Romanow es gewesen war, der zwei aus Magadan stammende Jagdführer dazu angestiftet hatte, Ivo Berg unschädlich zu machen. Da ja Ivo praktisch im Auftrag Lopuchins gestanden hatte und somit zu einer weiteren Figur der Auseinandersetzungen geworden war. Allerdings hatten die Jagdführer ihrerseits versucht, einen Baden-Badener und seine Freunde dazu zu bringen, das unschöne Geschäft zu übernehmen und Ivo Berg in waidmännischer Art zu erlegen. Was dann dank der Englischkenntnisse (»Only a hunter!«) und Schießkünste Galina Oborins gründlich schiefgegangen war.
    Â 
    Â»Hören Sie mich?« fragte der Vater ebendieser Schießkünstlerin.
    Â»Ich höre Sie.«
    Â»Haben Sie gefunden Baum?«
    Â»Ja und nein«, antwortete Ivo.
    Â»Egal. Kommen Sie nicht nach Ochotsk zurück. Lopuchin verrückt geworden. Gefährlich wie wilde Natur. Nehmen Sie Junge und gehen heim über Landweg.«
    Â»Genau das hatten wir vor.«
    Â»Und schicken Sie mir Galina.«
    Â»Ich vermute, Ihre Tochter möchte hierbleiben.«
    Â»In Toad’s Bread?«
    Â»Nein, in einem Ewenkendorf in der Nähe. Als Priesterin, als Suppenpriesterin und als Muse eines Mannes, der Kallimachos heißt. Telephonieren Sie mit ihr, sie wird es Ihnen erklären.«
    Â»Erklären? Mit taubstummer Stimme?«
    Â»Ja, das hatte ich vergessen. Aber ich denke, sie ist auf dem Weg der Heilung. Was auch immer sie krank gemacht hat.«
    Oborin seufzte. »Töchter sein Flüchtlinge.« Er sagte es und beendete auf solch kryptische Weise das Gespräch.
    Ivo reichte den Hörer zurück an Tyrell, der ihn sachte auflegte, sich seine Lupe zurück ins Auge schob und ohne einen weiteren Kommentar wieder daranging, an seiner kleinen Maschine zu arbeiten.
    Lilli und Ivo – photographiert für die Ewigkeit – traten aus dem Geschäft.
    Â 
    Es war kurz nach Mitternacht, als sie das Hotel erreichten. Den Moment, da die Welt wieder eine gefärbte geworden war, hatten sie kaum wahrgenommen. Erst im Licht der in vielen Orange- und Rottönen gehaltenen Hotellounge wurde deutlich, daß die »Verfinsterung« beendet war.
    Ein Mann erhob sich aus einem der tiefen Lederfauteuils. Es war Yamamoto. Er ging auf Lilli zu, während Ivo sich hinüber an die Bar stellte, wo sich Kallimachos und Galina und deren ewenkische Freunde eingefunden hatten.
    Â»Sie haben mich da im Regen stehenlassen«, erinnerte Yamamoto. Und hinüber zu Ivo schauend: »Wer ist das?«
    Â»Jemand von früher.«
    Â»Wie soll ich das verstehen?«
    Â»Gar nicht. Es ist was Privates und muß Sie nicht kümmern. Kümmern muß Sie nur, daß es sich bei dem Mann, den wir Breschnew nannten, um einen gewissen Romanow gehandelt hat. Einen Mann aus Ochotsk. Schon mal den Namen gehört?«
    Yamamoto schüttelte den Kopf.
    Â»Und Lopuchin?«
    Â»Natürlich. Wir haben ihn verbannt. Er dachte, er könnte die Prostitution an sich ziehen. Die Frauen und die Behörde haben ihn hinausgeworfen aus Toad’s Bread. Lebenslänglich. Jetzt terrorisiert er die Ochotsker.«
    Â»Er hat hier in der Stadt etwas zurückgelassen und möchte es wiederhaben.«
    Â»Und das wäre?«
    Â»Das müssen Sie nicht wissen«, erklärte Lilli. »Aber seien Sie darauf vorbereitet, daß Lopuchin versuchen wird, Leute einzuschleusen.«
    Â»Wie diesen Ivo da drüben, nicht wahr?« zeigte sich Yamamoto weitsichtig. »Ich könnte ihn fragen, worum genau es

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