Die Halidon-Verfolgung - Ludlum, R: Halidon-Verfolgung - THE CRY OF THE HALIDON
Mercedes-Benz stand an einer roten Ampel, als zwei Granaten auf den Vordersitz seines Wagens geworfen wurden, die Auto und Fahrer innerhalb von Sekunden zerfetzten. Einem stadtbekannten Drogenhändler wurde an der Bar des Kempinski-Hotels Gift ins Bier geschüttet, und ein hoher Beamter des Finanzamtes wurde in der belebten Eingangshalle der Behörde von einem Messerstich ins Herz getroffen und war sofort tot.
Dann kam Rom. Ein Finanzstratege des Vatikans, ein verhaßter Kardinal, der die Erpressung der ungebildeten Armen seitens militanter Kirchenkreise unterstützte, wurde von einem Attentäter erschossen, der sich hinter einem Bernini auf dem Petersplatz versteckt hatte. Ein funzionario des Mondadori-Verlages in Mailand fuhr von der Via Condotte aus in eine Sackgasse hinein, wo sein Wagen in die Luft flog. Einem direttore der Zollbehörde von Roms Flughafen Fiumicino wurde eine tödliche Dosis Strychnin in seinem Cappuccino verabreicht. Einem einflußreichen Makler der Borsa Valori stieß man ein Messer zwischen die Rippen, als er die Spanische Treppe hinunter zur Via Due Macelli ging.
London, Paris, Berlin, Rom.
Und immer waren es vier Opfer – und dieselben Methoden: Gewehr, Bombe, Strychnin, Messer. Vier verschiedene, raffinierte Methoden. Jede einzelne von ihnen aufsehenerregend und schlagzeilenträchtig, auf Schockeffekt ausgerichtet. Alle Morde waren das Werk von erfahrenen Profis gewesen. Man hatte keinen der Attentäter am Tatort gefaßt.
Die Radio- und Fernsehsender unternahmen keinen Versuch mehr, ein reguläres Programm aufrechtzuerhalten. Mit den Namen kamen auch Biografien, die immer mehr Licht in
das Dunkel brachten. Ein weiteres Schema bildete sich heraus, das Hammonds Angaben zu den vier ermordeten Engländern bestätigte: Bei den Opfern handelte es sich nicht um >gewöhnliche< Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Regierung. Sie hatten fast alle einen Makel gemein, der auch auf die anderen, bislang Unbekannten einen Schatten des Verdachts warf. Personen, denen der prüfende Blick der Behörden nicht fremd war. Als die ersten Hinweise auftauchten, begannen neugierige Reporter zu graben, schnell und effektiv. Sie stießen dabei auf unzählige Gerüchte und – Fakten: Anklagen (die in der Regel auf belanglose Kleinigkeiten reduziert worden waren), Beschuldigungen seitens geschädigter Konkurrenten, Vorgesetzter und Untergebener (aus der Welt geschafft, widerrufen, unbegründet), Prozesse (außergerichtliche Einigung oder aus Mangel an Beweisen eingestellt).
Ein eleganter Querschnitt aller Verdächtigen. Besudelt, beschmutzt, eine Aura der Korruption.
Und all das, bevor die Zeiger auf McAuliffs Armbanduhr neun Uhr erreicht hatten. Zwei Stunden nach zwölf Londonner Zeit. Zwei Uhr nachmittags in Mayfair.
In Washington und New York waren jetzt die Pendler unterwegs.
Niemand unternahm den Versuch, die Besorgnis allerorten zu verschleiern, während die Sonne vom Osten aus über den Atlantik zog. Spekulationen nahmen überhand, wuchsen sich zu Hysterie aus: Man vermutete eine Verschwörung von internationalem Ausmaß, ein Komplott selbstgerechter Fanatiker, die einen weltweiten Rachefeldzug führten.
Würde es auch die Vereinigten Staaten erreichen?
Natürlich war das schon geschehen.
Vor zwei Stunden.
Der unbeholfene Gigant begann sich gerade erst zu regen, die Anzeichen der um sich greifenden Seuche zu erkennen.
Die ersten Nachrichten erreichten Jamaika aus Miami. Radio Montego nahm mehrere Sendungen auf, siebte, sortierte - bis es schließlich ein Band mit den Meldungen einiger Nachrichtensprecher sendete, die hastig in Worte zu fassen
versuchten, was die Fernschreiber der Nachrichtenagenturen ausspuckten.
Washington. Früher Morgen. Der Unterstaatssekretär des Haushaltsausschusses – ein nach öffentlich kritisierten Zuwendungen für Wahlkampagnen aus politischen Gründen geschaffenes Amt – war beim Joggen auf einer einsamen Landstraße erschossen worden. Seine Leiche wurde um 8 Uhr 20 von einem Autofahrer entdeckt. Der Tod mußte irgendwann innerhalb der letzten zwei Stunden eingetreten sein.
Zwölf Uhr mittags Londoner Zeit.
New York. Ungefähr um sieben Uhr morgens, als ein gewisser Gianni Dellacroce – angeblich Mitglied der Mafia – in der Garage seines Hauses in seinen Lincoln Continental stieg, gab es eine Explosion, die die gesamte Garage aus den Fundamenten riß, Dellacroce tötete und am Rest des Hauses schwere Schäden anrichtete. Es ging das Gerücht um, daß
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